Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 94
130 811 EUR, etwa 1,8 Millionen S, vor,
wobei ein Betrag von etwas über 72 000 EUR, also ungefähr
1 Million S, für die Ablöse zu verwenden ist. Die Zusage über diesen
Beitrag wiederum steht unter dem auch schon im Gemeinderat diskutierten und
beschlossenen Vorbehalt, dass eine Untersuchung die Richtigkeit der von der
vorherigen Leiterin des Theaters gestellten Ablöseforderungen bestätigt.
Drittens: Dr Szyszkowitz hat es nach einem Gespräch
mit mir übernommen, in diesem Jahr 2002 die Klärung aller inhaltlichen,
organisatorischen und ökonomischen Probleme vorzunehmen, insbesondere hinsichtlich
einer klaren Trennung zwischen Vorstand und Betriebsführung, aber auch, was so
genannte Altlasten betrifft, um einen wirklichen Neubeginn zu ermöglichen. Auch
ich habe es, füge ich hinzu, als problematisch empfunden, dass der Vorstand
gleichzeitig die Betriebsführung ist und eigentlich - theoretisch - der
Vorstand sich sozusagen selbst als Betriebsleiter nominiert.
Viertens:
In den Vereinsvorstand ist auch ein Vertreter des Subventionsgebers
aufzunehmen, um auch hier Kontrollmöglichkeiten zu verstärken. Mit dieser Vorgangsweise
soll sichergestellt werden, dass die Freie Bühne Wieden auf eine rechtlich,
organisatorisch und ökonomisch gesunde Basis gestellt werden kann. Im Herbst
werden Gespräche mit dem Verein über die weitere Zukunft der Freien Bühne
Wieden geführt werden.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die erste Zusatzfrage: Bitte, Frau GRin
Ringler.
GRin Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Es freut
mich zu hören, dass es offensichtlich - Sie haben es angesprochen - auch Ihnen
ein Anliegen war, hinsichtlich der Problematik, die sich aus der Nähe des Vorstands
zur Betriebsführung ergibt, zu einer Lösung zu kommen. Tatsächlich waren ja
laut Aussagen von Jurymitgliedern diese bei der Jurysitzung, bei diesem Hearing
damit konfrontiert, dass jener bereits angesprochene Bewerber und gleichzeitige
Präsident des Vereins dort gesagt haben soll: "Wen immer Sie sich aussuchen,
der nicht Szyszkowitz heißt, gegen den werde ich höchstpersönlich ein Veto
einlegen."
Ich
halte das für eine höchst problematische Aussage und frage Sie daher, ob Sie
der Meinung sind, dass das die korrekte Vorgehensweise bei einer Ausschreibung
ist und welche Konsequenzen Sie daraus ziehen wollen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Ich glaube, das doch schon beantwortet zu haben, weil
mir diese Problematik bewusst war. Ich habe auch mit Jurymitgliedern
gesprochen. Ich habe diese Äußerung so nicht gehört - aber das spielt in diesem
Zusammenhang jetzt keine Rolle. Mir ist bewusst, dass es problematisch ist,
wenn der Vorstand eines Vereins die Geschäftsführung bestimmt und die ist er
gleichzeitig selbst. Darüber haben wir ausführlich gesprochen. Ich habe das
sowohl mit den Jurymitgliedern als auch mit der Geschäftsführung getan, und wir
sind zu dieser Lösung gekommen.
Um den Weiterbestand und die Fortführung der Freien
Bühne Wieden - über den Inhalt von deren Programm es im Grunde keine
Diskussionen gibt - sicherzustellen, erschien es mir vernünftig, diese Vorgangsweise
zu wählen: Herrn Dr Szyszkowitz einzuladen und zu bitten, diese Bühne - nicht
zuletzt, das muss man auch dazusagen, mit einem nicht unerheblichen
Eigenmittelanteil und auch mit einem persönlichen Engagement - fortzuführen,
aber gleichzeitig mit dem Verein, aber auch mit dem Theatererhalter dieses Jahr
zu nützen, um diesbezüglich klare Verhältnisse zu schaffen.
Ich
füge hinzu, dass mir das auch in einigen anderen Bereichen in Wien, wo Vereine
beispielsweise Theater betreiben, ein Anliegen ist, und ich versuche nach und
nach, auch dort, ohne allzu große Brüche vornehmen zu müssen, klare rechtliche
Strukturen zu schaffen, die solche Unvereinbarkeiten - so würde man sie wahrscheinlich
in anderen Bereichen nennen - hintanstellen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die zweite Zusatzfrage stellt Herr GR Dr Hahn.
GR Dr Johannes Hahn (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Wenn
also diese Probleme in diesem Jahr gelöst werden können - wovon ich ausgehe -,
ist dann damit zu rechnen, dass auch die Freie Bühne Wieden einen Dreijahresvertrag
erhält?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sie wissen - ich habe das auch öffentlich
gesagt -, dass ich die Dreijahresverträge, die ja von meinem Vorgänger eingeführt
wurden, für besonders sinnvoll und nützlich für das Theaterleben insgesamt
halte. Wir hatten erst vor kurzem eine sehr ausführliche und interessante
Gesprächsrunde mit den Wiener Theaterdirektoren - das heißt, den
Theaterdirektorinnen und -direktoren, die überwiegend von der Gemeinde Wien
Subventionen erhalten -, und dort wurde das ausdrücklich gelobt. Wir werden das
System insofern ein klein wenig, so hoffe ich, noch verbessern, als wir auch
rollierende Dreijahresverträge einführen. Das heißt, dass man sich nicht mehr
nur von einer Dreijahresperiode zur nächsten Dreijahresperiode bewegt und
sozusagen dann warten muss, ob man ab einem bestimmten Zeitpunkt, nach zwei
Jahren, wieder die Zusage für den nächsten Dreijahresvertrag erhält, sondern
dass man im Grunde nach jedem Jahr für das überübernächstfolgende Jahr eine Förderung
bekommt. Das ist auch ein Ergebnis dieses Theaterdirektorengesprächs. Dort
wurde festgehalten, wie sinnvoll im Grunde diese Einrichtung ist.
Ich meine daher, dass wir, sofern der Verein Freie Bühne
Wieden mit diesen Problemen zu Rande kommt und diese zur Zufriedenheit,
jedenfalls nachvollziehbar und transparent, gelöst werden können - wovon ich ausgehe
und wozu auch die Bereitschaft vorhanden ist -, dann mit Sicherheit auch an den
Gemeinderat und an den Ausschuss herantreten werden, um eine diesbezügliche
Förderung über einen längerfristigen Zeitraum, also über drei Jahre,
vorzuschlagen. Noch einmal: Das setzt
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