Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 94
Müllvermeidungsmaßnahmen kann nicht heißen, Plakate
zu drucken, wie unter StR Svihalek mit diesem süßen Müllmonster, was aber im
Wesentlichen nicht viel gebracht hat. Es kann aber auch nicht dabei belassen
werden, Pfandsysteme anzudrohen, die in Wirklichkeit das Müllproblem nicht
lösen, sondern es sind konkrete und sinnvolle Maßnahmen zu setzen. Die sind
intensiv zu bewerten.
Wir haben - der Kollege hat es gesagt - beim
Öko-Business-Plan auch von vorbildlichen Aktionen in Schulen gehört, also wo
Schulen, wo Schulklassen miteinander in Konkurrenz treten, beim Müllvermeiden,
beim Mülltrennen, das natürlich dann mit nach Hause nehmen und damit eine
Multiplikatorwirkung erzielen, und da kann man wirklich sehr viel bewirken.
Auch die Unternehmen, die dort ausgezeichnet wurden, haben eine Reihe von sehr
guten Maßnahmen gesetzt, wo es wirklich nicht um Kleinigkeiten geht, sondern um
viele Prozente an Müll, die dadurch reduziert werden. Selbstverständlich muss
man dann auch entsprechende Mittel zur Verfügung stellen.
Es ist die Vermeidung zu evaluieren. Die Frage des
Bauschutts ist zu klären. Es sind sinnvolle Maßnahmen und Kooperationen mit den
Nachbarbundesländern ins Auge zu fassen und es muss auch ernsthafte
Diskussionen über Alternativen zur Müllverbrennung geben.
Ich rege daher an, dieses Projekt noch einmal zu
überdenken und nicht weiter die Wienerinnen und Wiener mit einer zusätzlichen
riesigen Müllverbrennungsanlage zu belasten.
Und im Übrigen darf ich sagen: Ich werde mich bei
meinen berufstätigen Kolleginnen, die ja angeblich so viel Müll produzieren,
dafür einsetzen, dass sie beim Einkaufen ein bisschen müllsparender einkaufen
werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. - Als Nächster ist Herr GR Valentin zum Wort gemeldet. Ich erteile
es ihm.
GR Erich Valentin (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Bevor
ich zu den Argumenten komme, die uns der Herr Klubobmann der GRÜNEN präsentiert
hat, möchte ich anmerken, dass man sich durchaus sehr, sehr ernsthaft mit ihnen
auseinander setzen muss. Es ist nicht damit abgetan, das mit Polemik zu tun.
Ich würde durchaus meinen, dass wir den heutigen Tag auch dazu nützen sollten,
gewisse Dinge, die offensichtlich auch im Bereich der Mystifikation liegen -
wobei ich gar nicht orten will, wo die Mystifikation gelegen ist -, einmal
auszuräumen oder zumindest einmal sinnhaft anzudiskutieren.
Ich möchte aber zuerst auf etwas zu sprechen kommen,
weil ich heute erfahren habe, ganz besonders bei der Kollegin Reinberger, dass
der Begriff einer selektiven Wahrnehmung offensichtlich ein sehr, sehr weit
reichender sein kann. Der kann so weit reichend sein, dass andere
Sitzungsteilnehmer bei derselben Sitzung plötzlich retrospektiv den Eindruck
gehabt haben, sie waren bei einer anderen Party. So ist es mir heute gegangen.
Denn wenn Sie den Werdegang zum einen unserer heutigen Diskussion und den
Diskussionsstand beschrieben haben, wenn Sie da locker gemeint haben, es hätte
eine SPÖ-Mehrheit irgendwo eine 450 000-Tonnen-Müllverbrennungsanlage
beschlossen, wenn Sie meinen, dass die Vorgangsweise im Umweltausschuss bereits
beschlossen worden wäre, wenn Sie meinen, dass hier einfach Dinge festgelegt
worden sind, dann kann es nur daran liegen, dass in dem Bestreben - das ich
durchaus verstehen kann -, eine sehr effiziente, gerade im Umweltschutz sehr
effiziente Bundesregierung zu verteidigen, Sie wohl jetzt auch zu den Mitteln
der Realitätsverweigerung greifen, was wir in diesem Haus erlebt haben. Ich
denke mir, das muss man einmal festhalten.
Was ist denn tatsächlich im Umweltausschuss geschehen
und was ist tatsächlich auch hier in diesem Haus geschehen, nachlesbar im
Protokoll, auch wenn es Kollegin Reinberger jetzt nicht mehr interessiert, für
die anderen Damen und Herren dieses Hauses. Was ist tatsächlich geschehen? - Es
ist im Umweltausschuss eine Vorgangsweise festgelegt worden, die schlicht und
einfach eines gesagt hat: Die Politik möchte sich, bevor sie sich zu einem
Problem eine Strategie überlegt und sie mit der Bevölkerung diskutiert, durch
die Wissenschaft, durch die unabhängige Wissenschaft beraten lassen, also das,
was heute im Kulturressort gerade auch von den GRÜNEN so heftig eingefordert
worden ist: Die Politik möge sich von der unabhängigen Wissenschaft, von
unabhängigen Gremien beraten lassen.
Eben das ist in diesem konkreten Fall geschehen. Und
wie ist es geschehen? - Ich denke mir, auch wenn man andere Zielsetzungen,
nämlich die der Entlastung der Bundespolitik, im Auge hat, sollte man doch
zumindest ein wenig bei den Fakten bleiben. Man hat in einer Strategischen
Umweltprüfung Gruppen der Stadt, die Geschäftsgruppen der Stadt, NGOs,
unabhängige Wissenschafter, Universitätsinstitute gebeten, zum einen die
Ausgangsposition einer Abfallwirtschaft in Wien mit Status des Jahres 2000 zu
prüfen und zweitens der Politik Optionsangebote zu machen.
Dieser Bericht ist im Dezember vorgelegen. Dieser
Bericht ist so rasch wie möglich an alle Oppositionsparteien dieses Hauses
weitergeleitet worden. Dieser Bericht wurde im Umweltausschuss diskutiert. Die
Oppositionsparteien haben in diesem Umweltausschuss gesagt, so schnell, so kurzfristig,
wie sie diesen Bericht erhalten haben, können sie sich nicht darauf einstellen
und replizieren. Daraufhin haben die Stadträtin und die Sozialdemokratische
Fraktion gesagt: Selbstverständlich machen wir einen Zwischenschritt, holen wir
zu einem Hearing die Damen und Herren der SUP zu uns in Haus, sie werden Ihnen
Rede und Antwort stehen.
Dann habe ich festgestellt, dass offensichtlich, und das mag
dann auch den Informationsverlust an den Kollegen Parzer betroffen haben, nicht
alle Parteien dem gefolgt sind. Kollege Klucsarits hat sich durch einen
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