Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 81
wissen hätte können.
Ich denke, Sie haben ihn gelesen. Ich gehe davon aus, dass Sie mit Entsetzen
gewisse Dinge gelesen haben, die darin stehen, denn das liest man nicht alle
Tage.
Das hat schon,
ich weiß gar nicht wann begonnen, ich glaube, in den Achtzigerjahren. Damals
gab es große Zeitungsberichte. Das muss man sich alles noch einmal vor Augen
führen, warum längst alle Alarmglocken hätten schrillen müssen. Da pachtet
Besagter, damals noch nicht Obersenatsrat, um einen ganz geringen Betrag vom
Bund einen Grund in Mauer - Klammer auf -, dort wo er auch widmet oder dann in
Zukunft gewidmet hat. Dann baut er ein Haus darauf und über eine rechtliche
Argumentation, dass durch diese Bebauung der Grund jetzt so wenig wert ist,
erwirbt er dieses Grundstück für einen Bettel. Das war damals eine
Riesenberichterstattung, die inzwischen nicht mehr existente
"Wochenpresse" hat darüber berichtet und so weiter und so fort.
Vieles davon
hat Kollege Kenesei - wie nenne ich das jetzt? - mühsam zusammenrecherchiert,
ohne in die Handakten Einsicht zu haben, ohne in die Kompetenz versetzt zu
sein, mit einzelnen Beamten sprechen zu können, was alles Ihre Möglichkeit
gewesen wäre, ich präzisiere, Ihre Aufgabe gewesen wäre. Es wurde nicht gesagt,
danke, schauen wir uns das doch jetzt alles ganz genau an, sondern man ist ihm
mit der Haltung begegnet, dass man schaut, wie es ihm quasi in diesem Verfahren
geht, wo es nur um den Terminus gegangen ist, 800 000 S - Ja oder
Nein. Ja, es stimmt, diese 800 000 S, für die es starke Belege gab,
waren in einem strafrechtlichen Verfahren letztendlich nicht beweisbar.
Vieles von dem
wurde inzwischen belegt und das steht jetzt alles in den Kontrollamtsberichten.
Der Kern des politischen Vorwurfs - ich bin jetzt präzise in der Sache, wo ich
Sie bewusst nicht bezichtige, denn Sie sind weit davon entfernt, das
begünstigt, befördert oder sonst irgendwie unterstützt zu haben -, was wir
massiv vermissen und nur darum geht es uns im Zuge dieser Untersuchungskommission,
ist, was mit der Summe der Instanzen los ist, wo es so viele Indizien gab, wo
so viel von dem gewusst wurde, was wir in Teilen erst jetzt durch diese
Kontrollamtsberichte erfahren haben, wo - Kollege Kenesei hat es gesagt - bei
einem solch heiklen Fall etliche Magistratsabteilungen gesagt haben, nicht
widmen, Achtung, Grünraum, trotzdem rechtswidrige Dinge eingefädelt worden
sind, wo Schriftsätze existieren, welche die Rechtsanwälte des Bauträgers an
den Leiter der Magistratsabteilung geschickt haben, wie er zu widmen hat. Jetzt
wissen wir es, weil das Kontrollamt das überprüft hat.
Meine Damen
und Herren! Sowohl von Seiten der ÖVP, die damals das Ressort innegehabt hat,
als auch von den Kontrollinstanzen, wo der Bürgermeister eine
Letztverantwortung trägt, ist man nicht alleine draufgekommen? Da hätte man
nicht selber einmal nachfragen, nachschauen können, um all das zu belegen, was
in den Kontrollamtsberichten steht? - Das Kontrollamt stellt jetzt fest, was
wir damals auch vorgelegt haben, dass noch vor dem ersten Entwurf, einen Monat,
nachdem die MA 21 ihre Planungsarbeiten aufnimmt, schwupps zwei Bauträger
dieses Grundstücksareal gekauft haben. "Woher haben sie das
gewusst?", schreibt das Kontrollamt weiter hinten.
All diese
Mängel hat niemand bemerkt, obwohl wir Teile der Information ans Tageslicht
gebracht haben. Aber wir sind nicht das Kontrollamt und es ist auch nicht die
Aufgabe der Opposition, Kontrollamt zu sein. Vieles von dem, was bei diesem
Grundstück dokumentiert ist, haben wir auch erst erfahren, als wir die
Kontrollamtsberichte vorgelegt bekommen haben. Da haben nicht die Alarmglocken
geläutet, dass man konkret nachschauen muss? - Da hat man gesagt, man schaut,
wie es dem Kenesei in seinem Verfahren gegen den Vokaun geht, und wie es den Vergleich
gegeben hat, hat man nach dem Motto "jetzt kommt eh nichts mehr
heraus" gehandelt. Das ist der Vorwurf und deswegen geben wir uns damit
nicht zufrieden.
Es ist ja
nicht, Herr Bürgermeister, der Atzgersdorfer Friedhof alleine. Die meisten
dieser Kontrollamtsberichte wurden angeregt durch Hinweise vom Kollegen
Kenesei. Ich möchte auch noch einmal betonen, dass das Kontrollamt
ausgezeichnet gearbeitet hat. Ich bin froh, und das sollten in diesem Sinne
alle vier Parteien festhalten, wo oft Kontrollmechanismen in Frage gestellt
werden, dass es ein derartiges Kontrollamt gibt, das untadelig, präzise und gut
und ohne Anklagen zu erheben, formuliert und anregt, was wirklich katastrophal
falsch gelaufen ist.
Wenn wir in
Zukunft noch genauer hinschauen - jetzt waren es zufällig diese fünf -, bin ich
davon überzeugt, und wir haben mehr als Indizien dafür, dass es auch bei anderen
Widmungen, die in diesem Bereich gelaufen sind, zu einer ähnlichen, immer
wieder deckungsgleichen Geschichte gekommen ist, die so aussieht, dass Grünraum
das Dilemma hat, relativ wenig wert zu sein. Das sage ich bewusst als Grüner. Wenn ich hingegen einen Grünraum
in Bauland umwidme, schnalzt der Wert in die Höhe. Wenn ich ihn auf
übergeordnetes Kriterium, einen Kindergarten, widme und sage, die Kinder
brauchen einen großen Spielbereich, dann ist dieser Spielbereich leider nichts
wert. Wenn dieser Spielbereich kleiner wird und verbaut werden kann, springt
der Wert in die Höhe. Bei einem dieser fünf Fälle, war im Übrigen, Herr
Bürgermeister, sehr wohl eine Widmung, wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe,
bei dem überprüften Fall in der Perfektastraße, wo sich, glaube ich, das
Bauvolumen um ein Riesiges ausgedehnt hat, darum wiederum mehr Wert geschaffen
wurde, und das steht heute.
Das ist der Vorwurf
und die Frage, die wir, ohne eine Inquisition spielen zu wollen, geklärt haben
möchten. Deswegen sind wir froh, dass ein Richter vorsitzt, um nicht ein
Verfahren einzuleiten, das nur Dreck aufwirbelt, sondern wir haben auch aus dem
Grund einem Antrag auf Untersuchungskommission bei dem anderen Fall nicht
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