Gemeinderat,
13. Sitzung vom 20.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 36
Auflage ja da, dass Bürger und Interessenten ihre Anliegen
vorbringen können!
Was wäre denn das für eine bürgernahe Politik, wenn
wir zwar sagen würden, wir legen öffentlich auf, aber "was liegt, das
pickt", was einmal in der öffentlichen Auflage von uns drinnen ist, kann
unter keinen Umständen mehr verändert werden? (GR Günter Kenesei: Das verlangt auch niemand!) Das wäre das
Gegenteil von bürgernaher Politik.
Man kann darüber diskutieren, dass zu viel verändert
worden ist. In dem konkreten Fall sagt das Kontrollamt sogar, das Kontrollamt
selbst war nicht in der Lage, auf Grund seiner Expertise festzustellen, ob es
noch einmal hätte aufgelegt werden müssen, weil zu viel verändert worden ist,
und musste dazu einen Experten von außen befragen. Auch der kommt zu dem
Schluss, es ist ein Grenzfall.
Meine Damen und Herren! So
kann man nicht arbeiten. Das sage ich als jemand, der immer darunter gelitten
hat, dass die Planungsverfahren viel zu lange dauern. Ich habe mich eingesetzt
und viel getan für mehr Bürgerbeteiligung im Planungsverfahren. Aber dass wir
immer wieder Rechtsgutachten anfordern, die dann sagen, ob wir das noch einmal
neu auflegen müssen oder nicht, und dann die Erkenntnis lautet, dass es ein
Grenzfall ist - das kann es ja nicht sein!
Das Zweite, was moniert worden ist ... (Der Redner wendet sich der Vorsitzführung
zu.) Wie viel Zeit habe ich denn noch? Wann habe ich angefangen? Darf ich es
wissen, damit ich mich ungefähr orientieren kann? - Ach so, das geht so
herunter. Entschuldigung, ich habe noch nie hierher geschaut.
Jetzt hat das Kontrollamt aber auch moniert, dass im
Handakt des Herrn Kollegen Vokaun eine Notiz von einem Telefonat mit einem
Mitarbeiter aus meinem Büro gefunden worden wäre - Stichwort Wohnzufriedenheitsstudie.
Dazu sage ich eines klipp und klar: Ich kann mich zwar überhaupt nicht erinnern
- und ich bin auch sicher, ich habe in dem Fall nicht die Wohnzufriedenheitsstudie
ins Gespräch gebracht -, aber es wäre gar kein Malheur, wenn ich es getan
hätte.
Meine Damen und Herren! Ein amtsführender Stadtrat
ist ja nicht jemand, der einfach nur das zu notifizieren hat, was
Interessengruppen, Beamte et cetera ausarbeiten. Ich kann als amtsführender
Stadtrat selbst eine Meinung darüber haben, wie eine Flächenwidmung ausschauen
soll. Ich muss nur dafür sorgen, dass ich eine Zustimmung im Gemeinderat
bekomme.
Bei der Aßmayergasse gab es - wie ich erfahren habe,
als ich mich erkundigt habe - sogar eine einstimmige Zustimmung. Also auch die
GRÜNEN, das Liberale Forum und die Freiheitliche Partei haben offensichtlich
die von Herrn Vokaun vorbereitete Widmung Aßmayergasse letztlich für so
gescheit gehalten, dass sie die Hand gehoben und hier zugestimmt haben. (GR Günter Kenesei: Weil die Veränderungen
gar nicht zu erkennen waren! Sie sehen einen Millimeter?) Aber das
Endergebnis haben Sie gesehen, das Endergebnis der Veränderungen.
Offensichtlich ist Ihnen nicht aufgefallen, dass das zu dicht verbaut worden
war; da hätten Sie schreien müssen. (GR
Günter Kenesei: Sie erkennen einen Millimeter auf dem Plandokument, Herr
Stadtrat?)
Jetzt habe ich nur noch
2 Minuten und 52 Sekunden, daher ein Letztes, weil immer im Raum
gestanden ist, die Politik und auch ich wären Hinweisen nicht nachgegangen. Da
muss ich in 3 Minuten die Genesis erklären.
Ich gestehe ganz offen, dass
ich, als ich irgendwann Anfang Dezember 1996 mein Ressort übernommen habe,
innerhalb von fünf Tagen sechs oder sieben Hinweise von Bekannten und weniger
Bekannten bekommen habe, die alle den Tenor hatten: Bitte schön, Herr Dr Görg,
passen Sie auf den Herrn Vokaun auf - ich nenne jetzt den Namen Vokaun -, da
ist, oder ich sage es einmal so, der hat Nehmerqualitäten.
Es hat sich unmittelbar nach diesen Hinweisen in einem
ersten oder zweiten Gespräch mit Herrn SR Vokaun ergeben, dass ich dieses Thema
ganz offensiv angesprochen habe. (GR Mag
Christoph Chorherr: Weil er nicht gesagt hat ...!) Einen Moment - er hat
nämlich von einer Neuorganisation geredet: Wir brauchen keine drei Abteilungen.
Da habe ich auch gesagt, wir brauchen nicht drei Abteilungen. Ich konnte daraus
erkennen - er hat es nicht so gesagt -, er hätte Interesse daran, diese neue,
größere Abteilung zu führen.
Ich sagte zu ihm: Herr SR Vokaun, ich kenne Sie zwar
nicht, aber von mir können Sie nicht so viel politische Blödheit verlangen,
dass ich jemanden in ein Amt befördere, von dem mir in den ersten fünf Tagen
alle Leute sagen: Sie müssen auf den aufpassen. Ich habe gesagt: Für mich gilt
die Unschuldsvermutung, aber eine Beförderung - völlig unabhängig von der
Organisationsfrage - kommt für mich überhaupt nicht in Frage.
Dann kam im August des Jahres 2000 Herr Kollege
Kenesei mit dieser Ansage, mit dieser kräftigen Ansage. Ich glaube, es ist
sogar der Begriff "Korruption" gefallen; ich bilde es mir ein, aber
ich will Sie nicht falsch zitieren. Er kam in diesem Zusammenhang auch zu mir,
um mir das vorzutragen, hat aber gleichzeitig gesagt, dass er einen Zeugen
hätte, der es sich eine Woche lang überlegen wird, ob er aussagen wird. Ich
habe damals das Gespräch auf die Überprüfung durch das Kontrollamt gebracht.
Kenesei hat mir in dem Gespräch gesagt, er hat mit dem Kontrollamt schon
geredet: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist eine Untersuchung nicht angebracht.
Er kam dann - ich glaube, telefonisch oder über Herrn
Kovacs - noch einmal zu mir und hat mich gefragt, ob ich bereit wäre - weil der
Zeuge nicht zur Verfügung steht -, ihm alle Akten offen zu machen, bei denen er
Hinweise bekommen hat, dass es hier zu Machinationen gekommen wäre. Ich habe
ihm spontan geantwortet: Selbstverständlich kann er alle Akten einsehen; ich
möchte keine 100 Akten herzeigen, aber er kann alle Akten, zu denen er
Hinweise hat, einsehen. Er hat das auch getan, und zwar im Beisein des
damaligen Leiters des Büros, Herrn Ing Kovacs. Herr Kovacs hat mir zurückberichtet,
die Einsichtnahme dürfte offensichtlich nicht sehr ergiebig gewesen sein.
Ich habe auch nichts mehr davon gehört, außer dass
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