Gemeinderat,
13. Sitzung vom 20.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 36
47 Prozent? Und wie kriege ich das Ganze in nicht
einmal drei Monaten durch? - Unglaublich! Ein normaler Staatsbürger schafft das
wahrscheinlich nicht. Ich sage Ihnen jetzt, wie das geht:
Erstens: Am 10.12.2001 hat der Eigentümer der
Feldkellergasse 52-56 einen Brief an Herrn Dipl Ing Vokaun geschrieben, er hat
die Absicht, sein Grundstück zu teilen und das nächste Grundstück, also die
Hälfte, noch einmal zu teilen, und dort wird er oder sein Sohn ein Haus
hinbauen. Dem gehört dann die eine Hälfte und seiner Cousine die zweite Hälfte.
Und er fragt Herrn Vokaun: "Es ist zu klären" - so steht es
wortwörtlich im Brief -, "ob nach erfolgter Teilung, wonach
Bauplatz 1 dem Sohn, Herrn Mag Bernhard Dworak, geschenkt wird, auf
Bauplatz 2, der dann im Eigentum von Frau Jaschke ist" - das ist die
Cousine -, "die gleiche Bebaubarkeit wie auf Bauplatz 1 gegeben ist,
und zwar in Form der Überschreitung der im Plan eingezeichneten Baufluchtlinien,
wie es dies § 69 der Wiener Bauordnung ermöglicht. Das gewünschte Ausmaß
des zu errichtenden Gebäudes beziehungsweise die Überschreitung der
Baufluchtlinie auf Bauplatz 1 ist aus dem beiliegenden Plan
ersichtlich."
Das hat er am 10. Dezember 2001 dem Vokaun
geschrieben. Am 17. Dezember 2001 - unglaublich, wie schnell die hohen
Beamten den einfachen Bürgern zurückschreiben - hat der Vokaun
zurückgeschrieben: "Seitens der MA 21B besteht gegen eine
Überschreitung der festgelegten Baufluchtlinie unter Anwendung des § 69 der
Wiener Bauordnung kein Einwand und im Zuge einer künftigen Überarbeitung des
Flächenwidmungs- und Bebauungsplans im gegenständlichen Bereich wird die
Baufluchtlinie selbstverständlich entsprechend angepasst."
Das ist ja unglaublich. Das ist wirklich unglaublich!
Da schreibt er eine Woche später, für die zukünftige Flächenwidmung, für alles
wird der § 69 sowieso schon gehandhabt werden. Das ist Amtsmissbrauch, das
ist überhaupt keine Frage, Amtsmissbrauch des ausgeschiedenen Dipl Ing Walter
Vokaun.
Aber es geht ja noch weiter! Gleich am nächsten Tag,
als der Besitzer diesen Brief gekriegt hat, ist er geeilt und hat am
18. Dezember 2001 den Bauplan eingereicht. Der ist dann am 10. Jänner
2002 im Wiener Amtsblatt veröffentlicht worden und das betrifft - man höre! -
die Feldkellergasse 52-56. Ich sage das ganz bewusst, weil es ja noch nicht
geteilt ist. Es steht: Ansuchen auf Teilung.
So, und jetzt war es am 19.3. im Bauausschuss, also
ganz schnell. Es war zwar nicht auf der Tagesordnung gestern, aber es ist
dieser § 69 zusätzlich auf die Tagesordnung gesetzt worden -
amtsmissbräuchlich bitte, denn das Grundstück ist nicht geteilt - und der
§ 69 ist mit Stimmen der SPÖ und ÖVP beschlossen worden. Rechtlich ist das
vollkommen irrelevant, denn der § 69 darf sich nur auf einen bestehenden
Flächenwidmungsplan und ein bestehendes Baugrundstück beziehen. Das gibt es
überhaupt nicht, aber im Akt steht drinnen, es betrifft die Feldkellergasse 52,
so als ob das schon geteilt wäre. Das Grundstück Nummer 52 gibt es formal
überhaupt nicht. Es gibt das Grundstück 52-56.
Das ist vorauseilender Gehorsam. Das hat Herr Vokaun
noch schnell vor Weihnachten gemacht, glaube ich. Vielleicht ist es ihm
schlecht gegangen zu Weihnachten, ich weiß es nicht. Vielleicht wollte er irgendein
Geschenk haben. Keine Ahnung! Auf jeden Fall wurde das so gemacht.
Und jetzt muss man noch etwas dazusagen: Um
6,20 Meter wird das dort überschritten. 6,20 Meter - das ist eine
geringfügige Erhöhung! Das gilt vorläufig nur bei dem Baugrundstück 1, das
Ganze kommt aber dann noch einmal beim Bauplan für das jetzt zweite Haus. (GR Heinz Christian Strache: Wem gehört
das?) Denn in Wirklichkeit ist es nur eines, das in der Mitte auseinander
geschnitten wird. Links 6 Meter dazu, rechts 6 Meter dazu, in der Mitte
wird geteilt, und die vis-a-vis haben jetzt nicht ein Haus stehen, sondern die
haben wunderschöne zwei Häuser stehen. Das Ganze in drei Monaten. - Wir werden
uns diesen Amtsmissbrauch genau anschauen.
Und jetzt ist noch etwas interessant. An sich ist ja
normal, dass jeder von uns irgendwo ein Grundstück hat, irgendwann mit den
Behörden zu tun haben muss. Nur, meine Damen und Herren, es ist schon ein
bisschen eigenartig, es ist eigentlich wirklich furchtbar, denn der, der das
eingereicht hat, der, dem das gehört, das ist der Vorsitzende des
Bauausschusses in Hietzing. (Ironische
Heiterkeit bei der FPÖ.) Er hat das selber gestern auf die Tagesordnung
genommen und hat an sich selber dort noch mitgetan.
Meine Damen und Herren! Er soll natürlich bauen können,
ich will auch bauen und werde einreichen, Sie werden bauen. Wir wollen alle
irgendwann einmal bauen. Wir werden korrekt handeln, korrekt einreichen. Es
wird halt nicht drei Monate, sondern eineinhalb Jahre dauern. Hoffentlich haben
wir nichts mehr mit dem Vokaun zu tun, sondern mit anderen. Das ist auch recht.
Nur das ist doch wirklich unglaublich!
Da ist eine Verbindung, und, ob bewusst oder
unbewusst, es ist unsensibel. Meine Damen und Herren, es ist unsensibel, wenn
in einer Situation, wo wir in Wien einen Flächenwidmungsskandal überprüfen,
sich am System überhaupt nichts ändert, sondern man amtsmissbräuchlich noch
einen 69er für den Vorsitzenden des Bauausschusses in Hietzing macht.
Meine Damen und Herren! Das sind nur zwei Beispiele.
Wir könnten noch weitere Beispiele anführen, doch werden wird uns das für die
nächste Zeit aufheben, weil man ja hier ernsthaft recherchieren muss. Wir
wollen ja nichts in den Raum stellen, was vielleicht nicht überprüfbar ist. Das
ist an sich nicht unsere Sache.
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich aber noch etwas zur
MA 19 sagen. Die ist im Augenblick nicht im Spiel, das ist mir vollkommen
klar, nur soll man die MA 19 bei den gesamten Betrachtungen nicht außer
Acht lassen. Ich schätze die MA 19, ich schätze den Vorsitzenden und die
Arbeit der MA 19 seit vielen Jahren, weil sie sehr oft entgegen den Leuten
der Flächen-
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