Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 99
sowohl mit den GRÜNEN als auch mit den Sozialdemokraten.
Gerade in Wien mit dem historischen Stadtkern und der
historischen Verbauung sind Neubauten, große Projekte und vor allem Hochhäuser
natürlich eine sehr sensible Angelegenheit. Und ich glaube, wir sind uns alle
hier im Hause wohl einig, und darüber brauchen wir gar nicht zu diskutieren,
dass wir uns unsere Grünzonen, unsere Sichtachsen und den historischen
Stadtkern natürlich bewahren wollen.
Dennoch kann es, und das sagen auch die Erläuterungen
zum Weltkulturerbe, ein Nebeneinander des Historizismus und der modernen
Architektur geben. Weltkulturerbe auch für die Innenstadt heißt nicht, dass man
jetzt die Wiener City nur unter einen Quargelsturz stellt, sondern wir müssen
sehr behutsam und sehr sensibel mit unserem wunderbaren Erbe in dieser Stadt
umgehen. Und ich glaube, das ist auch bisher im Großen und Ganzen geschehen.
Wien hat ja eine sehr junge Hochhausgeschichte. Es
gibt nur etwa 100 Gebäude, die überhaupt über 40 Meter Gesimshöhe haben in
dieser Stadt, und dennoch sind in den letzten Jahren einige bemerkenswerte
Bauten von durchaus guten Architekten errichtet worden. Wenn Sie nur denken an
Peichl, an Fuksas, an Holzbauer, an Seidler, an Hollein, an Coop-Himmelblau,
alle diese wirklich renommierten Architekten haben Hochhausgebäude in Wien
errichtet. Also es ist, obwohl wir eine junge Hochhausgeschichte haben, einiges
geschehen, und es ist daher auch richtig, dass sich der Gemeinderat mit den
Grundlagen, die zu dieser Verbauung führen, auseinander setzt.
Im Konzept definiert sind die Ausschlusszonen. Wie
gesagt, ich glaube, darüber brauchen wir gar nicht weiter zu diskutieren. Da
sind wir uns einig.
Bei den Eignungszonen schaut es schon ein bisschen
anders aus. Wir haben kritisiert, auch schon in den letzten Monaten, dass, wenn
Sie sich jetzt die Eignungszonen im Konzept genau anschauen, weit über 100,
fast 150 mögliche Standorte definiert werden. Das ist auf der einen Seite
natürlich für die Bauwirtschaft und für die Immobilienwirtschaft positiv, das
möchte ich gar nicht unerwähnt lassen, weil es mehr Möglichkeiten gibt, Hochhäuser
zu bauen. Aber rein theoretisch, meine Damen und Herren, würde das auch
bedeuten, dass ich an 150 verschiedenen Standorten in Wien ein Hochhaus
errichten könnte. Auch wenn es wahrscheinlich, sage ich einmal, nicht geschehen
wird.
Unsere Vorstellung wäre eher gewesen, Hochhauslandschaften,
also mehrere Hochhäuser in einem knapp bemessenen Gebiet zuzulassen. So haben
wir ein wenig die Angst, dass nach dem Zufallsprinzip auch in Zukunft Immobiliendeveloper
versuchen werden, an einzelnen Standorten Hochhausprojekte durchzuziehen, dass
also nach einem Try-and-error-Prinzip, nach einem Zufallsprinzip gehandelt wird
und nicht nach strategischer Planung.
Wiewohl wir auch sehr froh sind, dass der Herr Stadtrat
dann auf unser Betreiben einzelne städtebauliche Leitlinien in das Konzept
aufgenommen hat, also besondere Zonen jetzt definiert sind, unter anderem
letzten Endes auch der Westbahnhof, um nur eine zu nennen, die Aspang-Gründe
und viele andere, wo also eine besondere Verdichtung von Hochhäusern erwünscht
ist und auch möglich ist.
Der zweite Schwerpunkt im Konzept, meine Damen und
Herren, ist das Procedere, wenn Sie so wollen, die Gebrauchsanleitung für
Immobilieninvestoren: Wie kann ich in Zukunft in Wien ein Hochhaus errichten? -
Da gibt es diese bereits erwähnte 10-Punkte-Checkliste und ich gehe sie einmal
ganz kurz kursorisch durch.
Der Punkt 1 war das Einsetzen eines
Projektteams. Das ist halt jetzt kodifiziert. Das war natürlich auch bisher
schon für die Errichtung eines Hochhauses oder eines größeren Bauwerks
unbedingt notwendig.
Die Crux liegt für uns im Detail des Punktes 2,
bei der Standortprüfung und der stadtstrukturellen Verträglichkeit. Kollege
Chorherr hat das vorhin ausgeführt. Der Knackpunkt für uns ist, dass maximal
25 Prozent des zu erwartenden Verkehrsaufkommens, das ein Hochhaus
generiert, durch den individuellen Verkehr geschehen dürfen. Wenn es diese Zahl
übersteigt, dann werden die Stellplätze dennoch zurückgeschraubt. Das heißt
also, dass man unter Umständen in Zukunft auch für Hochhausverbauungen weniger
Stellplätze, als nach der Wiener Bauordnung zu errichten wären, vorsehen wird
müssen, also die Stellplatzverordnung sozusagen herunterschraubt.
Das Verkehrsaufkommen lässt sich nicht verordnen,
meine Damen und Herren, und ich versuche, es Ihnen an Hand eines konkreten
Beispiels zu belegen. Nehmen wir den Millenium-Tower, den Chorherr heute in der
Früh schon einmal angesprochen hat.
Der Millenium-Tower hat rund
38 000 Quadratmeter Büronutzfläche, was also nach
Stellplatzverordnung - laut Bauordnung mit 80 Quadratmeter ein Stellplatz,
der dort vorgeschrieben ist - etwa 475 vorgeschriebene Stellplätze
bedeuten würde. Nach Hochhauskonzept wäre das in Zukunft wahrscheinlich das
Maximum, unter Umständen wäre sogar noch weniger zu erwarten und das, meine
Damen und Herren, obwohl der Millenium-Tower, das wissen wir alle, an einer
extrem frequentierten öffentlichen Anbindung liegt, wo also per se schon
anzunehmen ist, dass bei diesem Projekt sehr viele dort arbeitende Menschen
ohnehin mit dem öffentlichen Verkehrsmittel kommen. Tatsächlich sind aber nach
Auskunft der Verwaltung des Millenium-Tower im Schnitt 650 bis
700 Parkplätze im Gebäude an Büronutzer vermietet. Also rund 200 mehr als
die vorgeschriebene Stellplatzverordnung es zulassen würde.
Gerade in Hochhäusern, die ja in der Miete sehr teuer sind,
sind keine reinen Verwaltungsfirmen, sondern dienstleistungsorientierte,
serviceorientierte, kundenorientierte Firmen. Schauen Sie sich die Mieterlisten
beim IZD, beim Ares-Tower, am Wienerberg beim Twin-Tower, beim Millenium-Tower
an. Sie haben dort hochwertigste Unternehmen. Die haben im Allgemeinen einen
sehr regen Kundenverkehr. Hali-Büromöbel zum Beispiel
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular