Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 145
Wien.
Wien ist eine Stadt mit einer hohen Tradition im Bereich
der Islamkunde, der Orientalistik. Hier wäre es notwendig, dass wir
hinsichtlich eines Euro-Islams, eines Islams, der sich zu den Menschenrechten
entsprechend bekennt, Beiträge leisten. Das wäre die Aufgabe. Hier wären
Impulse zu setzen, die wir aber vermissen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Wahlrecht
ist ein typisches Beispiel für diese Doppelzüngigkeit. Für die Österreichische
Volkspartei ist ganz klar, das Wahlrecht knüpft an die Staatsbürgerschaft, weil
es handelt sich hier um Rechte und Pflichten. (GR Godwin Schuster: Sie sind nur für die Pflichten!) Wir wollen
das, wovon die österreichische Bundesverfassung ausgeht. Herr Kollege Schuster,
Sie wissen, wir haben darauf hingewiesen, dass die Bundesverfassung hier eine
klare und deutliche Sprache spricht. Es ist bedauerlich, dass Sie einen anderen
Weg gehen, dass Sie sich einen Gutachter holen, der Ihnen das gutachtet, was
Sie sich erwarten. Sie werden sehen, dass Herr Prof Mayer eine Minderheitenmeinung
vertritt (GRin Mag Sonja Wehsely: Das
unterstellen Sie dem Herrn Dr Mayer? Das ist interessant!) und Sie werden
sehen, dass der Verfassungsgerichtshof das sicherlich anders sieht. (GR Godwin Schuster: Das wissen Sie jetzt
schon?) Sie werden auch sehen, dass Sie einen völlig falschen Weg gehen.
Weil was schaffen Sie? - Sie schaffen zwei verschiedene Arten von Bezirksräten.
(GRin Mag Sonja Wehsely: Ist das die neue
Art der Politik, dass Sie jetzt schon wissen, was der Verfassungsgerichtshof
sagen wird?)
Hören Sie mir zu! Sie schaffen zwei verschiedene Arten
von Bezirksräten. Da gibt es einmal die, die ganz normale Bezirksräte mit allen
Rechten und Pflichten sind und dann gibt es die Drittstaatsausländer, die nicht
Bezirkvorsteher, nicht Bezirkvorsteher-Stellvertreter und nicht Mitglied des
Bauausschusses sind. Was schaffen Sie damit? (GR Godwin Schuster: Eine neue Möglichkeit für 180 000!) Sie
schaffen damit, meine sehr geehrten Damen und Herren, selbst in den Bezirksvertretungen
Parallelgesellschaften. Sie provozieren damit ethische Listen. Sie machen all
das, was wir nicht wollen. (GR Godwin
Schuster: Sie reden für einzelne Funktionäre und wir reden für mehr! Das ist
der Unterschied!) Sie leisten keinen Beitrag zur Integration. Wir werden
daher diesen Entwurf ablehnen. (Beifall
bei der ÖVP. - GR Mag Christoph Chorherr: Super!)
Die Grünen
haben eine andere Strategie. Denen ist die Verfassung egal. (GR Godwin Schuster: Das ist aber sehr
gewagt!) Denen sind die Grundrechte egal. Das ist halt so. Das ist kein
Problem, dass wir das unseren Wählern erklären werden. Damit haben Sie entsprechend
zu leben. Das ist Ihr Problem!
Meine Damen und Herren, noch
ein Thema, das diese Doppelzüngigkeit aufzeigt, ist die EU-Osterweiterung. Wir
haben als Volkspartei eine Tradition und wir stehen zu dieser
EU-Osterweiterung. Wir sehen auch, dass die Wirtschaft und Finanzdienstleister
aus dieser Stadt viel weiter sind, als das, was die Stadt selbst tut. Hier
hätte einfach mehr zu geschehen. Hier ist auch die Verantwortung der SPÖ, jene
einzufangen, die für diese Doppelzüngigkeit stehen, beispielsweise der
AK-Präsident Tumpel, der ganz ähnlich argumentiert, wie das etwa von Seiten der
FPÖ geschieht. Und dann gibt es wieder die Rhetorik, die ganz anders
hinsichtlich EU-Osterweiterung ist. Sagen Sie hier ganz ehrlich, was Sie
wollen!
Was wir wollen, ist klar. Wir wollen die Probleme lösen,
aber wir wollen die Leute nicht verängstigen. Wir wollen die Chancen aufzeigen.
Wir wollen die Chancen einer EU-Osterweiterung entsprechend nutzen. Das ist
eine Aufgabe und eine Verpflichtung für diese Stadt! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch wenn wir
alle anderen Kapitel sehen, die sich in diesen 14 Monaten so abgespielt
haben, sieht man, es sind 14 Monate des Stillstands, wenn wir zum Beispiel
die Schulpolitik hernehmen, die damit begonnen hat, dass ein erfolgreicher
Stadtschulratspräsident mit eigener Meinung geköpft wurde. Das ist leider der
Umgang mit eigenständigen Persönlichkeiten. (GR
Godwin Schuster: Eine Problematik mit dem Personal hat nur die ÖVP!) Was
passiert seither? - Die Stadtschulratspräsidentin spricht von dem Stadtschulrat
als SPÖ-Headquarter. Was aber nicht vorliegt, ist ein Schulentwicklungsplan. Es
ist etwa ein Konzept über Entwicklung, Errichtung, Nutzung, Finanzierung von
Sportstätten und Ähnliches. Alles das liegt nicht vor. Schulen sind teilweise
in desolatem Zustand und Ähnliches. Wir werden darauf in der Diskussion im Einzelnen
eingehen.
Ein ganz schlimmes Kapitel ist die Gesundheitspolitik.
Auch hier sind von der zuständigen Stadträtin überhaupt keine Initiativen
festzustellen. Wir haben etwa beim Hepatitisfall im SMZ-Ost gesehen, dass die
Stadträtin den Bereich einfach nicht im Griff hat. Das ist gerade in diesem
sensiblen Bereich mehr als ein Jammer. (GRin
Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Wenn das das Einzige ist, was Ihnen dazu
einfällt!)
Ganz schlimm schaut es hinsichtlich der Kulturpolitik
aus. Die Kulturpolitik der letzten 14 Monate ist eine Kulturpolitik des
Desaster. Ich sage nur Direktorenbesetzung, Theater in der Josefstadt,
Rabenhof, Historisches Museum der Stadt Wien. Wir brauchen nur die Kulturseiten
der Zeitungen aufzuschlagen, um dort zu lesen, dass wir nicht nur wieder einen
Marboe brauchen, sondern was notwendig wäre, ist, dass sich diese Politik in
der Stadt verändert. (GR Godwin Schuster:
Das habe ich noch nie gelesen! Den Artikel gibt es nicht!) - Offensichtlich
lesen Sie die Kulturseiten nicht! Sie können sogar manchmal in der Innenpolitik
so etwas lesen. Ich stelle Ihnen gerne das Konvolut zur Verfügung. Lesen Sie
nach! Kultur würde auch Ihnen, Herr Schuster, nicht schlecht tun! (Beifall bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster:
Ich rede nicht zu einem Thema, wovon ich keine Ahnung habe!)
Das Ergebnis von 14 Monaten sozialdemokratischer
Kulturpolitik ist, dass wir eine Künstlervertreibung - siehe Lohner und Hackl
-, den Konkurs von Citycinemas und Ähnliches haben. Das ist leider das Ergebnis
von
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