Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 145
Ich glaube daher, dass wir heute diese Auseinandersetzung
nutzen sollten, um uns die Zahlen und die Entwicklung in dieser Stadt
anzusehen. Heute, auf den Tag genau vor 150 Jahren, wurde Viktor Adler,
der Gründer der österreichischen Sozialdemokratie, geboren. Ich bin der festen
Überzeugung, wenn er sich die Entwicklung dieser Stadt unter sozialdemokratischer
Verantwortung ansehen könnte, dann wäre er durchaus stolz auf diese
Entwicklung. Und das mit gutem Grund, wie ich meine. (GR Dr Wilfried Serles: Wenn er sich die Partei anschauen könnte, würde
er sich im Grab umdrehen!) Denn Wien ist eine Stadt mit hoher Lebensqualität,
Wien ist eine Stadt mit hoher sozialer Verantwortung, Wien ist aber auch eine
Stadt mit einer guten wirtschaftlichen Basis. Hier gibt es all das, was Kollege
Kabas als Szenario beschrieben hat nicht. Ich glaube, es ist gerade das ein
Beleg für die hervorragende Integrationspolitik in dieser Stadt gewesen, dass
es all das nicht gibt, was hier beschrieben wurde. Es gibt hier keine Slums und
keine Gettos. Es gibt ein friedliches Miteinander und das ist das Verdienst der
Integrationspolitik in dieser Stadt, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich glaube, man kann schon
zur Kenntnis nehmen - und ich glaube, man sollte das auch -, dass dieser
Rechnungsabschluss den Erfolg dieser Kommunalpolitik sehr eindrucksvoll belegt.
Mit dem Geld der Steuerzahler ist sparsam umgegangen worden. Es ist
zielgerichtet umgegangen worden. Es ist sozial und zukunftsorientiert
umgegangen worden. Und das - das kann ich Ihnen nicht ersparen, meine sehr geehrten
Damen und Herren von der Opposition, vor allem von FPÖ und ÖVP - trotz einer
Bundesregierung, die alles daransetzt, um Wien zu schaden.
Es hat eine Vielzahl von Versprechungen seitens des
Bundeskanzlers gegeben, wie sich die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs
darstellen wird. Es ist gesprochen worden von keinen neuen Steuern. Es ist
gesprochen worden von keinem Defizit. Man hat den Österreichern ein
Sparprogramm verordnet. Man ist mit den Investitionen auf einen Tiefstand heruntergefahren.
Trotz alledem: bei all jenen Versprechungen, mit denen diese Bundesregierung
angetreten ist, hat sie kläglichst versagt.
Es ist so, dass am Vorabend der Erweiterung der Europäischen
Union gerade auch in Bereichen der Infrastrukturinvestitionen gemeinsame
Anstrengungen gesetzt werden müssten. Wien hat hier seine Verantwortung mit
seinem Investitionsbudget wahrgenommen. Der Bund hat dies einfach nicht getan.
Es sind gerade hier - das durchaus auch als Antwort für die Entwicklung der
Ostregion, und das wissen Sie genau, denn Sie haben es immer wieder im Vorfeld
Ihres Regierungsantritts kritisiert - dringend Investitionen in die
Verkehrsinfrastruktur notwendig, zum Beispiel im Bereich des Transits, um nur
das letzte Beispiel des Versagens dieser Bundesregierung ins Spiel zu bringen,
damit man der drohenden Transitlawine aktiv begegnen kann.
Wenn Bundeskanzler Schüssel angekündigt hat, wir
machen keine neuen Schulden und gleich mit den ersten drei Budgets seiner
Regierung 5 Milliarden EUR Schulden gemacht hat, und das trotz der
Zahlung von 8 Milliarden EUR, die seitens der Menschen dieses Landes
zusätzlich aufgebracht wurden, dann zeigt das das Versagen dieser
Bundesregierung. Das ist nur eines der Beispiele.
Da will ich nur abseits der Rechnungsabschlussdebatte
auch noch das große Versprechen vom Ende der Packelei anführen, das man gegeben
hat. Der Fall Gaugg ist ja nur mehr die Spitze des Eisbergs, wo man deutlich
feststellen kann, dass es hier einer Person nur ums persönliche Gerstl geht.
Tatsache ist, der Zustand Österreichs ist einfach
schlechter geworden. Österreich steht heute, im Jahr 2002, schlechter da, als
dies noch im Jahr 1999, bei Übergabe dieser Republik, der Fall war. Die
Arbeitslosigkeit ist insgesamt höher. Die Inflation ist gestiegen. Das Wirtschaftswachstum
ist einfach geringer. Die Menschen zahlen die höchsten Steuern und Abgaben. Das
ist heute schon gesagt worden.
Ich meine, Österreich hat sich das nicht verdient.
Ich meine auch, dass Wien sich das nicht verdient hat, denn Wien ist ein
Bestandteil dieser Republik. Daher verstehen wir unseren Auftrag, als Sozialdemokratinnen
und Sozialdemokraten, es in Wien einfach besser zu machen. Wir haben ein
ausgeglichenes Budget, und das trotz 340 Millionen EUR, die wir an
den Bund abliefern, um dem Herrn Grasser bei seinem Budget auszuhelfen. Wir
haben ein vorbildliches Sozialsystem. Wir haben gut ausgebaute Kinderbetreuungseinrichtungen.
Wir haben ein vorbildliches öffentliches Verkehrsnetz. Wien ist ein gefragter
Wirtschaftsstandort, auch wenn Sie es nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Wir
haben ein hervorragendes Schulangebot und wir haben die besten Integrationsmaßnahmen.
Obwohl hier - das soll auch hervorgehoben werden -
ein überwiegender Teil der Beschlüsse des Wiener Gemeinderats, aber auch des
Wiener Landtags, gemeinsam gefasst wird, obwohl sie immer wieder auf breiter
Basis gefasst werden, zeigt sich hier sehr deutlich die sozialdemokratische
Handschrift, denn wir haben den Wählerinnen und Wählern vor der Wahl nicht
versprochen, was die Bundesregierung jetzt permanent bricht. Wir haben ihnen
ein ehrliches Arbeitsprogramm vorgelegt und an diesem arbeiten wir auch. Wir
haben den Wienerinnen und Wienern 100 Projekte präsentiert. Wir stehen
mitten in der Umsetzung dieser Projekte und wir können mittlerweile
feststellen, dass wir diese 100 Projekte auch in die Tat umsetzen werden
können.
Wir diskutieren jedes Kapitel in den nächsten Tagen
noch einzeln und werden die Gelegenheit haben, durchaus die Unterschiede noch
viel detaillierter herauszuarbeiten. Nur ein paar Bereiche, die es vielleicht
als Einstieg in die Diskussion, auch in den Spezialdebatten, ein bisschen
deutlich machen können:
Wir haben klar versprochen, dass es zu einer Privatisierung
des Trinkwassers in Wien nicht kommen soll. Wir haben dieses Versprechen
gehalten. Was macht der
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