Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 145
anderen Bundesländern bestätigen: Es ist nicht eine
verfehlte Wirtschaftspolitik in den Ländern, sondern ausschließlich die verfehlte
Politik der Bundesregierung, Darauf sollten wir uns einmal einigen. (Beifall bei der SPÖ. - Aufregung bei der
FPÖ.)
Nehmen wir das Beispiel mit der Bauwirtschaft. Auch
da gibt es in dem Bericht - das Wirtschaftsforschungsinstitut stellt ihn gerne
zur Verfügung - mehrere Fundstellen, die (GR
Mag Hilmar Kabas: Da steht aber auch drinnen, dass Wien das schlechteste
Bundesland ist!) sehr klar sind: "Der Einbruch der Bautätigkeiten in
Wien war vor allem auf die geringere private Investitionstätigkeit zurückzuführen,
während im Gegensatz zu Österreich die öffentlichen Aufträge zunahmen." In
Wien war es eine Zunahme von 6,8 Prozent, in Österreich eine Abnahme um
2,5 Prozent. Dann heißt es, weiterhin wörtliches Zitat: "... und
damit die Branche vor einem noch tieferen Fall bewahrt hat."
Und ich kann das jetzt fortsetzen.
Zweites Zitat aus diesem Bericht, Seite 11:
"Auf Grund einer deutlichen Zunahme des Produktionswerts im Wohnbau im
4. Quartal des Jahres" - nämlich eine Zunahme um 31 Prozent -,
"konnte im 2. Halbjahr in Wien insgesamt sogar ein leichtes Plus im
Hochbau erzielt werden." (GR Dr
Wilfried Serles: Das sind aber alle öffentlichen Aufträge, nicht nur Ihre öffentlichen
Aufträge!)
Drittes Zitat aus dem Bericht: "Verantwortlich
dafür" - nämlich für die negative Entwicklung - "waren Ausfälle bei
öffentlichen Infrastrukturinvestitionen, die in der ersten Jahreshälfte vor
allem in Wien noch stark anstiegen" - das waren sozusagen die Auswirkungen
der vergangenen Regierungsperiode -, "gegen Ende 2001 allerdings sanken
und zwar um 18,8 Prozent in Wien, in Österreich sonst um
5,3 Prozent."
Da werden Sie schon, meine sehr geehrten Damen und
Herren von der ÖVP und FPÖ, verstehen müssen, dass es bei uns den Verdacht
gibt, dass diese Investitionen bewusst von der Bundesregierung (GR Mag Hilmar Kabas: Das ist Verfolgungswahn!)
gesteuert worden sind (GR Mag Hilmar
Kabas: Das ist ja Verfolgungswahn!) und dass bewusst die
Infrastrukturmaßnahmen in anderen Bundesländern erfolgt sind und weniger in
Wien. (GR Mag Hilmar Kabas: Verfolgungswahn!)
Das sind die Daten, die Sie hier einfach als Analyse haben. (GR Mag Hilmar Kabas: Es geht ja um die
Ausgangsposition!)
Dann gibt es noch ein weiteres Zitat aus diesem Bericht
und ich zitiere die Daten, die Herr Mag Kabas und Herr Schock hier mit den von
ihnen verschwiegenen Analysen vorgetragen haben. (GR Mag Hilmar Kabas: Sie interpretieren das!) Ich ergänze
eigentlich die Ausführungen, die hier gemacht worden sind, durch die Analysen. (GR Mag Hilmar Kabas: Sie interpretieren
das!) Da steht drinnen: "Auch die öffentlichen Dienstleistungen
konnten den Wiener Arbeitsmarkt nicht entlasten. Als Bundeshauptstadt und damit
Verwaltungszentrum leidet Wien weiterhin unter dem Stellenabbau der öffentlichen
Verwaltung, die immerhin rund ein Fünftel der gesamten in Wien unselbstständig
tätigen Arbeitnehmer beschäftigt."
Ersparen Sie sich noch weitere Zitate aus diesem
Bericht, denn das ist wie ein geschlossenes Bild, das eindeutig zeigt, nämlich
nicht nur ... (GR Dr Wilfried Serles: Das
ist Ihre Interpretation!) Es geht mir ja nicht um die Frage, Dr Serles, wer
schuld ist, sondern mir geht es um die Frage: Was können wir gemeinsam tun? Die
Forderung, die sich hier aus diesem Bericht ergibt, ist die Veränderung der
Steuerstruktur, das Ankurbeln der Konjunktur durch ein vernünftiges Investitionsprogramm
und nicht durch irgendeine Alibiaktion, die Sie da als Konjunkturpaket verkauft
haben. (Beifall bei der SPÖ. - Aufregung
bei der FPÖ.)
Der zweite Punkt, der hier zur Sprache gekommen ist -
und es hätte mich überrascht, wenn es anders gewesen wäre -, war die Frage nach
der von Ihnen so genannten Stromsteuer.
Wenn ich der Diskussion zum ersten Mal gefolgt wäre,
dann wäre ich überrascht gewesen, dass Abgeordnete, Gemeinderäte der
Regierungsparteien, auf Bundesebene so mutig sind, eine der ersten Belastungsmaßnahmen,
die die Bundesregierung im Juni 2000 gesetzt hat, nämlich die Energieabgabe zu
verdoppeln, hier zu kritisieren.
Denn in Wirklichkeit sind die Auswirkungen dieser
Verdoppelung der Stromabgabe und Energieabgabe ein Vielfaches dessen an
Belastung, was hier von Ihnen mit dem KWK-Zuschlag ins Gespräch gebracht wird.
Aber dann bin ich draufgekommen, dass natürlich das verschwiegen wird, denn
bekanntlich gibt es gute Abgabenerhöhungen - das sind die, die Bundesregierung
tätigt - und ganz, ganz böse Belastungen - das sind die Abgabenentwicklungen,
die in Wien stattfinden. Das werden Sie der Bevölkerung nicht glaubhaft machen
können, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag Hilmar Kabas: Überall in Österreich ist
es billiger geworden, nur nicht in Wien!)
Und weil hier Herr Kollege Stark auf das Thema der
Behandlung der Stromkunden, der Gewerbetreibenden eingegangen ist: Eines der
Ergebnisse der österreichischen Stromlösung, für die sich die Bundesländer und
besonders Wien viel, viel stärker verwendet haben, als die Mitglieder der
Bundesregierung, insbesondere die zuständigen Minister Bartenstein und der
Bundeskanzler - sagen wir ganz offen, wie es war -, wird sein, dass es eine eigene
Handelsgesellschaft, gebildet gemeinsam von dem jetzt in den Bundesländern bis
Oberösterreich - Salzburg nicht mehr - reichenden Verbundsystem geben wird.
Dort wird es möglich sein, spezifische Angebote mit einer Chancengleichheit und
mit einer Sicherung zu machen, damit es nicht von Bundesland zu Bundesland
unterschiedlich ist. Ich hätte mir eigentlich erwartet, dass Sie sich im
Hinblick auf die Tatsache, dass diese österreichische Stromlösung
einschließlich der gemeinsamen Handelsgesellschaft jetzt am 5. Juli
definitiv unterschrieben wird, da herausstellen und sagen: Endlich, das Thema
ist weg. Wir werden in dem Bereich eine österreichweite einheitliche Regelung
haben, die für eine Gleichbehandlung sorgt.
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