Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 145
das, und das hat vielleicht überhaupt keine Grundlage. Falls
Sie das meinen sollten, empfehle ich Ihnen dringend, den § 4 des
Kleingartengesetzes zu lesen. Dort steht drinnen, dass über Antrag des
Magistrats auf Beschluss der örtlich zuständigen Bezirksvertretung die
vorübergehende kleingärtnerische Nutzung zulässig ist und dieser Beschluss im
"Amtsblatt der Stadt Wien" kundzumachen ist. Nicht anders als eine
Verordnung, kann das interpretiert werden, selbstverständlich ein hoheitlicher
Akt, selbstverständlich eine hoheitliche Kompetenz und selbstverständlich ist
das Wahlrecht, das passive Wahlrecht für Fremde in die Bezirksvertretung
verfassungswidrig. (Beifall bei der ÖVP
und bei Gemeinderäten der FPÖ.)
Das wird möglicherweise, wenn Sie es sich nicht noch
anders überlegen sollten, letztendlich auch der Verfassungsgerichtshof so
sehen. Dort, wo Sie völlig unproblematisch, verfassungsrechtlich völlig unproblematisch
in wichtigen Punkten dieses Wahlrecht hätten ändern können, dort tun Sie es
nicht, dort, wo es um ein faires Wahlrecht geht, um ein faires Verhältniswahlrecht,
dort tun Sie es nicht. Wenn wir sagen, jede Stimme soll gleich viel wert sein,
jede Stimme soll gleich viel zählen, hat man aus machtpolitischen Überlegungen
kein Interesse daran. Sie haben natürlich Interesse daran, dass Sie mit
46 Prozent der Stimmen 52 von 100 Mandaten erlangen können. (Ruf bei der SPÖ: 47 Prozent!)
47 Prozent waren es nicht, Herr Kollege! Ich möchte in keinen
Rundungsstreit hier mit Ihnen eintreten, mir reichen auch 46,9 Prozent! (GR Dipl Ing Martin Margulies: Ihr seid verantwortlich dafür! Anträge hat es
gegeben!) - Soviel zum Thema Wahlrecht.
Lassen Sie mich noch zur Sicherheit kommen, die -
fast muss ich sagen: leider - auch in diesem Ressort angesiedelt ist und ein
Thema ist, welches auch vermeintlicherweise sehr geeignet scheint für Rot-Grün,
die Bundesregierung zu kritisieren. Immer wieder wird ungerechtfertig Kritik
geübt an der Personalentwicklung im Innenressort und bei der Polizei. Lassen
Sie mich Ihnen einige Daten und Fakten sagen.
Es war zu lesen, dass die Reform von Innenminister
Strasser greift. Aber ich verstehe schon: Wenn eine Fraktion oder eine
Regierungspartei es schafft, mit einer Reform auch Einsparungen vorzunehmen,
dann ist das für Sie natürlich etwas besonders Unangenehmes, vielleicht sogar
etwas Suspektes. Abgesehen davon, dass Sie das Wort "Einsparen" fast
nicht kennen. Wir haben es in letzter Zeit ausschließlich mit Gebührenerhöhungen
zu tun, ob das jetzt der Müll ist oder der Strom ist oder die Tarife der Wiener
Linien, was auch immer, und von einer Reform ist selbstverständlich überhaupt
keine Rede. Daher glaube ich schon, dass Sie das ein bissel stört, wenn es eine
Reformpolitik gibt, die Sparen, nämlich sinnvolles, intelligentes Sparen, mit
effizienter Reform verbindet.
Wie schaut das nun im Sicherheitsbereich aus? - Im
Sicherheitsbereich gelingt es, Beamte von den Zentralstellen hinaus zum Bürger
zu bringen, vom Innendienst auf die Straße zu bringen. Mehr Polizisten auf der
Straße bedeutet mehr Sicherheit, bedeutet mehr Sicherheitsgefühl beim Bürger. (GR Godwin Schuster: In welchem Bezirk?
Sagen Sie mir das!) Wir haben es geschafft, gewisse Dinge auszulagern vom
Innendienst, die keine eigentlichen Exekutivaufgaben sind, wie das An- und
Abmelden von Kraftfahrzeugen, wie das Meldewesen, das mittlerweile bei der
Gemeinde ressortiert. Selbstverständlich sind da Schlussfolgerungen gezogen
worden und mehr Polizisten auf die Straße gebracht worden.
Und ich sage Ihnen nun den Anstieg in Zahlen. 1999
7 617, im Jahr 2000 7 748, im Jahr 2001 7 822 und im Jahr 2002
7 997 bundesweit. Wien profitiert am meisten, weil es mit Abstand die
größte Polizeieinheit hat. Im Innendienst nimmt die Zahl der Mitarbeiter ab,
keine Frage, aber das ist auch das, was wir wollen, weil das unsere Form von
intelligentem Sparen und effizienter Reform bedeutet. (Beifall bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster: Sagen Sie die Wahrheit! Sie
erzählen weiterhin Unwahrheiten! Das ist der Punkt!) Herr Kollege Schuster!
Ich komme gerne auch gleich zu Ihnen. Ich weiß gar nicht, warum Sie sich so
aufregen! Herr Kollege, eine Reform, wie wir sie machen, ist vorbildhaft, und
wenn Sie mir zuhören und die Zahlen überprüfen wollen, dann hoffe ich, dass Sie
mir bald Recht geben werden.
Sie wissen, dass wir bei der Kriminalitätsstatistik
Schlusslicht sind, dass wir Schlusslicht sind, was die Aufklärungsquote
betrifft, im Vergleich mit allen Ländern. Ich habe Ihnen die Zahlen schon oft
genug gesagt, auch was die Gesamtaufklärungsquote betrifft, ich sage es Ihnen
aber gerne wieder. Während wir bundesweit eine Gesamtaufklärungsquote von
48,7 Prozent haben, liegt sie in Wien bei 36,9 Prozent. Und so
schauen auch die Zahlen bei Delikten gegen Leib und Leben aus, bei Sittlichkeitsdelikten,
bei den strafbaren Handlungen gegen fremdes Vermögen, überall.
Aber lassen Sie mich noch ein weiteres Beispiel für
die sinnhafte Reform nennen: der Führerschein. Ich kann mich erinnern: Wie ich
den Führerschein gemacht habe, haben zu den Tagen, die am langsamsten vergangen
sind, die Tage gehört zwischen der Führerscheinprüfung und der Aushändigung des
Führerscheins. Dank unserer Reformen, unserer bekannt bürgerfreundlichen Reformen,
haben wir es geschafft, dass der Führerschein noch am selben Tag ausgehändigt
wird, nämlich innerhalb von zwei Stunden (Beifall
bei der ÖVP.), am Verkehrsamt, am Josef-Holaubek-Platz. Sie können zu jedem
Schalter gehen, haben dort keine Wartezeit mehr. Sie brauchen nur noch die Bestätigung
über den Erste-Hilfe-Kurs vorzulegen und das Formular über die bestandene
Prüfung, und 40 bis 60 Parteien werden problemlos dort betreut. (GR Godwin Schuster: 700 Menschen
fehlen bei der Polizei in Wien!)
Herr Kollege Schuster, Sie sind wahrscheinlich aus ganz
anderen Gründen so nervös. Sie sind nämlich der erste Sicherheitssprecher,
nein, ich möchte dem Kollegen Ellensohn von den GRÜNEN nicht die Ehre absprechen,
aber Sie gehören zu den ganz wenigen Sicherheitssprechern, die stolz darauf
sind, bei rechtswidrigen Demonstrationen teilzunehmen. (Beifall bei der ÖVP. -
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular