Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 119 von 145
präsentieren, damit Mädchen sich an erfolgreichen Frauen
orientieren können und endlich aus dem Eck der Friseurinnen, Verkäuferinnen und
der Bürokauffrau wegkommen, sind alles Dinge, die Realität in dieser Stadt
sind. Wenn Sie da mitmachen wollen, sind Sie herzlich eingeladen, aber bitte
auf einer seriösen Grundlage, denn ich glaube, das wäre für alle Beteiligten
besser. (Beifall bei der SPÖ.)
Kollege Ulm hat von der ungerechtfertigten Kritik an
der Bundesregierung zum Thema "Integration" gesprochen und dazu ein
Zitat gebracht. Es würde mich einfach nur persönlich interessieren, wie lange
Sie gesucht haben, bis Sie ein Zitat gefunden haben (GR Dr Wolfgang Ulm: Da habe ich nicht lange suchen müssen!), das,
selbst aus dem Zusammenhang gerissen, wie Sie es getan haben, denn den zweiten
Teil, den Kollege Küberl gesagt hat, haben Sie sicherheitshalber nicht mehr
zitiert, nur einen Hauch von Positivem an diesem so genannten
Integrationsvertrag findet, der von allen kirchlichen
Integrationsorganisationen, von allen NGOs, von den Fachuniversitäten, von den
Experten und Expertinnen einhellig abgelehnt wird, aus vielen Gründen, unter
anderem deswegen, weil Dinge vorgetäuscht werden, die in Wirklichkeit nicht
passieren, denn zu sagen, es geht darum, dass Zuwanderer die Sprache lernen.
Ja, natürlich, aber damit Zuwanderer die Sprache lernen, ist eine einzige Sache
notwendig, nämlich Sprachkurse anzubieten. Das tun wir in Wien, aber die
Bundesregierung hat bis jetzt keinen einzigen Sprachkurs angeboten. Sie hat
unendlich viel Gehirnschmalz und Intensität hineingesteckt, zu überlegen,
welche Strafen, welche Sanktionen, welche Ausweisungen man denn machen kann, um
Zuwanderer zu bestrafen, wenn sie die Sprache nach vier Jahren nicht können,
aber noch kein einziges, auch nur ein bisschen intensives Gedankengut darauf
verschwendet, wie man Kurse organisieren kann. Das tut sie nicht. Ich denke,
das ist entlarvend.
Sie können noch so oft behaupten, dass die
Familienzusammenführung von Ihnen gelöst wurde. Jeder weiß, dass die Liste der
Familienzusammenführungen so lange wie nie war und das ist eine
Unmenschlichkeit. Daher kann ich von dieser Stelle aus nur meine Forderung
wiederholen, dass wir so rasch wie möglich zu einer Lösung kommen, denn es ist
menschlich untragbar, dass die Quote so gering ist, dass
Familienzusammenführung erst nach zwei, drei Jahren erfolgen kann. (GR Dr Wolfgang Ulm: Unter dem
sozialistischen Innenminister waren es fünf Jahre!)
Es ist wirtschaftlich untragbar, dass wir jetzt zum
Beispiel schon keine Quotenplätze mehr für Menschen haben, die den
Wirtschaftsstandort Wien unterstützen wollen. Es sind Ihre Abgeordneten, die zu
uns kommen und mit berechtigten Anliegen intervenieren. Da möchte einer kommen,
möchte investieren, kann es aber nicht, weil wir keinen Quotenplatz mehr haben.
(GR Franz Ekkamp: Da schau her!) Ich
sage Ihnen, sagen Sie das Ihrer Bundesregierung, denn die ist dafür verantwortlich,
keine Quotenplätze geschaffen zu haben und sie ist für diese wirtschafts- und
standortfeindliche Quotenregelung verantwortlich! (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist wohl müßig, die Diskussion über den Wiener
Integrationsfonds hier noch einmal zu führen. Es sind immer die selben
Argumente, die kommen. Die Außenstellenreform haben wir im Kuratorium des WIF
lange diskutiert. Wir haben lange darüber diskutiert, dass die Darstellung von
Ihrer Seite falsch ist. Es werden in Zukunft nicht weniger Menschen in den
Außenstellen arbeiten. Es wird auch nicht weniger Geld da sein. Es wird also im
Gegensatz zur Polizeireform, wo das wirklich passiert, nicht gespart. Es wird
nur besser organisiert, besser für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und
besser für die Kunden und Kundinnen. Das ist Ihnen in dieser Kuratoriumssitzung
auch sehr deutlich gesagt worden. (GR Dr
Wolfgang Ulm: Es stimmt nur leider nicht!) Wenn Sie wider besseres Wissen
anderes behaupten, müssen Sie das mit sich selber und mit Ihrem Gewissen
ausmachen.
Es stimmt natürlich auch nicht, dass der Betriebsrat
dagegen ist. Der Betriebsrat bekennt sich zu diesem Reformkonzept. Er sagt
natürlich - das ist nicht nur sein Recht, sondern das ist seine Pflicht -, dass
die Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stimmen müssen.
Auch die Vertreter der Integrationskonferenz waren einverstanden. Es war ein
Beschluss, wie er in letzter Zeit ziemlich häufig ist, nämlich alle Mitglieder
des Kuratoriums inklusive des Herrn Vizepräsidenten Karl gegen eine Gegenstimme von Herrn Dr Ulm. Aber das ist
kein Wunder bei den Argumenten, die von Ihnen kommen, denn das Argument mit der
SPÖ-Margareten und der Hegemonie diskutieren wir jetzt das fünfte Mal, also es
wäre zumindest für den Unterhaltungswert dieses Hauses, finde ich, Ihre
Verantwortung, sich etwas Neues einfallen zu lassen. Das diskutieren wir jetzt
zum fünften Mal, immer wieder dasselbe Argument.
Ich kann nur sagen, danke, Hannes Seitner, an dich
und an dein Team. Offensichtlich ist die Arbeit so gut, dass selbst dem Herrn
Dr Ulm fünfmal nichts anderes einfällt, als dieses einzige lächerliche
Argument. Ich bitte dich, das deinem Team weiterzusagen. Danke für die
hervorragende Arbeit. (Beifall bei der
SPÖ.)
Zum Thema "Wahlrecht" darf ich die Diskussion, die
wir im Kuratorium hatten, in Erinnerung rufen und darf zu der Argumentation der
ÖVP, die von uns vorgeschlagene Regelung wäre den Zuwanderern gegenüber
diskriminierend, weil sie in den Bauausschuss nicht hineindürfen und nicht
Bezirksvorsteherin oder Bezirksvorsteher werden dürfen, den Vertreter der NGOs,
Hikmet Kayahan, zitieren, der gemeint hat, es ist der Höhepunkt an Absurdität,
zu sagen, wenn man einen gewissen Teil nicht wählen darf, dann ist das diskriminierend.
Die Argumentation, sie deswegen überhaupt nicht wählen zu lassen, weil das
nicht diskriminierend ist, ist in sich so absurd, dass ich denke, sie richtet
sich selber. Wenn Sie wirklich an das glauben, was Sie sagen, dann werden wir
diese Sache vor dem Verfassungsgerichtshof austragen müssen. Ich glaube es
nicht. Wir haben sehr gute Argumente und wir haben uns sehr seriös und sehr
ernsthaft mit dem Thema auseinander gesetzt, sowohl der
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