Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 133 von 145
Jetzt müssen wir uns vorstellen, wir wollen neue
Pflegerinnen und Pfleger bekommen und müssen zur Kenntnis nehmen, dass auch die
schon vorhandenen sehr bedroht sind, kündigen wollen, unzufrieden sind, keine
Möglichkeit sehen, weiterzuarbeiten.
Es ist hier zusammengefasst unter Arbeitsbelastung:
Stark belastet. 43 Prozent der Mitarbeiter sagen, sie stehen unter
Zeitdruck, 38 Prozent müssen berufsfremde Aufgaben machen, 36 Prozent
müssen körperlich schwere Arbeiten machen. 36 Prozent haben - das ist mir überhaupt
unverständlich - keine Möglichkeit zur Essenseinnahme. Das muss man sich einmal
vorstellen! Man verlangt von den Schwestern einen totalen Einsatz und da können
die nicht einmal mehr essen. Umgang mit schwierigen Patienten und so weiter und
so fort.
Es ist hier tatsächlich Not am Mann, und es wird notwendig
sein, das, was diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter festgeschrieben haben, zu
ihrem Wohle umzusetzen.
Da möchte ich noch eine kleine Bemerkung machen. An
sich ist es mir unverständlich, dass man nicht gleich beginnt, aus diesen
Arbeiten heraus zu wirken, sondern dass man noch hergeht und großzügig
Diskussionsabende durchführt, bei denen man die Mitarbeiter fragt, welche
langfristigen politischen Maßnahmen möglich und notwendig sind, um den
Gesundheits- und Krankenpflegeberuf für Jugendliche in Wien attraktiver zu machen.
Ich fordere hier die Verantwortlichen für die Wiener
Gesundheitspolitik auf, diese Befragung ernst zu nehmen und auch danach zu
handeln, was die einzelnen Mitarbeiter brauchen und haben wollen. Dann brauchen
wir keine neuen Befragungen, sondern wir brauchen nur noch Taten und Leistungen.
(Beifall bei der FPÖ.)
Ich gebe schon zu, dass es sicherlich nicht leicht
sein wird, das Personal entsprechend zu motivieren, aber ich darf schon darauf
hinweisen, dass wir eigentlich jetzt dort sind, wo wir vor zehn oder noch mehr
Jahren waren, als die Katastrophe von Lainz stattgefunden hat. Damals hat man
alles Mögliche versprochen und gesagt, man wird das und jenes durchführen. Geschehen
ist eigentlich nichts. Wir müssen nach wie vor feststellen: Wir haben zu wenig
Personal, keinen Nachwuchs, kaum Möglichkeit für Quereinsteiger. Ich will Ihnen
jetzt nicht erzählen, was uns die Pflegeheimdirektorin alles erzählt hat, wo
die Probleme sind. Überlastung, Frustration und Unzufriedenheit sind also beim
Personal in großem Maße gegeben.
Es ist heute davon gesprochen worden, was man unter
dem Begriff "Gesundheit" versteht. Der Begriff Gesundheit sollte
nicht nur für jene, die krank sind, zutreffen, sondern auch für jene, die die
Kranken behandeln. Dazu gehört eben körperliches, soziales und seelisches
Wohlbefinden.
Ich habe zuerst ganz kurz vom Pflegechaos gesprochen.
Es ist heute schon angesprochen worden, dass es auch mit der Pflege zu Hause
eine Fülle von Problemen gibt. Ich möchte nur ganz kurz noch darauf hinweisen,
dass hier auch unser diplomiertes Personal mehr oder weniger unter die Räder
kommt. Wir haben die große Problematik, dass der Pflegebedarf zunimmt und dass
im zunehmenden Maße nicht auf angemeldetes diplomiertes Personal zugegriffen
wird, sondern dass irgendwelche illegalen Pflegerinnen und Pfleger hier
arbeiten, was sich natürlich auch auf das Gehalt jener frei arbeitenden und
nicht in irgendwelchen Krankenanstalten beschäftigten Mitarbeiter auswirkt.
Ich meine, hier ist es hoch an der Zeit, dass auch
von Seiten der Vertreter dieser Berufsgruppe eine Ausweispflicht oder eine
Registrierungspflicht eingeführt wird, um eben zu verhindern, dass ein
illegaler Arbeitsmarkt entsteht, der die anderen Krankenpfleger, die
diplomierten Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger, bedroht.
Zwei Dinge möchte ich noch sagen. An uns wurden also
die Probleme herangetragen, die sich im Pflegeheim Baumgarten ergeben haben.
Wir haben heute schon davon gesprochen, dass hier sehr viel investiert wird von
Seiten des Krankenanstaltenverbunds und dass es sicherlich auch notwendig ist,
dass viel investiert wird zum Wohle Wiens, weil der Krankenanstaltenverbund ein
Unternehmen ist, das sehr viele bauliche Vorhaben hat. Aber ich meine, bevor
wir an neue Großbauten denken oder an sonst etwas, ist es sicherlich notwendig,
die Investitionen in diesen einzelnen Spitälern beziehungsweise Pflegeheimen in
Ordnung zu bringen.
Ich will jetzt gar nicht von den vielen Hebebetten
und von den Waschgelegenheiten und so weiter sprechen, aber wenn an uns
herangetragen wird, dass zum Beispiel im Pflegeheim Baumgarten bereits Wäschemangel
herrscht, so ist das entweder ein Organisationsmangel oder es wird dort bewusst
mit Sparmaßnahmen agiert, die natürlich zu Lasten der Patienten und zu Lasten
des Pflegepersonals gehen. Und das können wir eigentlich nicht hinnehmen.
Dass eigentlich keine Klarheit im Bereich der Pflege
herrscht, möchte ich noch an einem anderen Beispiel zeigen. Da hat es vor
einiger Zeit eine Organisation gegeben, die Pflege zu Hause macht. Diese hat
der Stadt Wien ihre Dienste angeboten und musste zur Kenntnis nehmen, dass ihre
Angebote nicht notwendig sind, dass augenscheinlich im Bereich der Pflege zu
Hause in der Stadt Wien genügend Ressourcen vorhanden sind. Interessanterweise
musste diese Vereinigung nach zirka einem halben Jahr zur Kenntnis nehmen, dass
von einer Pflegeeinrichtung, die zu Grunde gegangen war, die in Konkurs
gegangen ist, plötzlich ohne Probleme das gesamte Personal übernommen wird,
dass auf der anderen Seite aber kein Bedarf für diese andere Pflegevereinigung
vorhanden war.
Da kann man nur fragen: Gibt es nun eine Planung in
Wien? Gibt es hier wirklich eine festgeschriebene Zahl, welche Pflegeeinheiten
benötigt werden, oder wird es eigentlich von Mal zu Mal entschieden?
Ich fordere Frau StRin Pittermann auf, besonders im
Pflegebereich aktiv zu werden und zu veranlassen, dass wir beim nächsten
Rechnungsabschluss über diese Probleme nicht mehr sprechen müssen.
Ich möchte nur eines noch festhalten, weil Herr Kollege
Hundstorfer ganz kurz über die Krankenkassen
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