Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 115
vor, sondern legen wir eine Übersicht vor, aus der hervorgeht,
zum Beispiel Krankenhilfe für Nichtsozialversicherte, MA 12, ist soundso
vielen Menschen zu Gute gekommen, 1993 waren es so viele, 94, 95 bis 98, 99,
sodass man in einer Übersicht sieht, wie viele Menschen das bekommen, ist die
Maßnahme noch irgendwie aktuell und wie entwickelt sich das Ganze. Das kann man
für jedes einzelne Kapitel machen, für die Krankenhilfe, für die Impfungen, für
den ermäßigten Bäderbesuch, für Sozialnotruf und so weiter und so fort.
Es gibt, und Sie kennen das ja alle, von der Stadt-
und Regionalforschung GmbH diesen Bericht über die Treffsicherheit von sozialen
Leistungen. Das ist genauso aufgebaut. Da kann man ablesen: Wie entwickelt sich
eine derartige Leistung über den Lauf der Jahre und wie ist es daher
einzuschätzen? Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie das zur Verfügung stellen
sollen.
Abschließend noch einmal die Feststellung: Sie tun
alles, um die Mitglieder der Opposition nicht zu informieren. Das sind
vordemokratische Zustände und ... (GRin
Martina Malyar gähnt.) Ja, Sie gähnen, aber nicht zu Recht, Frau Malyar,
denn meiner Meinung nach sollten Sie sich mit diesem Punkt intensiv auseinander
setzen, weil gerade die SPÖ den Mund doch recht voll nimmt und oft auch zu
Recht, wenn es darum geht, Demokratie und Partizipation auf ihre Fahnen zu
schreiben. Wenn Sie das aber wollen, dann müssen Sie das auch hier im Gemeinderat
leben.
Ich möchte ganz gern zu einigen wenigen Kapiteln noch
etwas sagen.
Thema Obdachlose: Ich habe beantragt, dass es
einkommensabhängige Tarife auf den öffentlichen Verkehrsmitteln geben soll. Ich
glaube, dieser Antrag ist mehr als berechtigt, denn immerhin erhalten teilweise
einkommensmäßig sehr, sehr gut gestellte Teile der Bevölkerung Halbpreiskarten.
Ich erinnere nur daran, dass Pensionistinnen und Pensionisten Halbpreiskarten
bekommen, und zwar vollkommen unabhängig, wie hoch ihr Einkommen ist. Diese
Studie schlägt ja auch vor, zu überlegen, das ans Einkommen zu koppeln, wodurch
man auf einen Schlag zwischen 22 und 78 Millionen S hätte, das aber
nur berücksichtigt wird, wenn jemand jung oder alt ist oder zum Beispiel, wenn
jemand blind ist, aber nicht wenn jemand gehörlos ist. Kein Mensch wird das
alles je verstehen. Das muss historisch gewachsen sein. Nur, historisch
gewachsen kann ja nicht eine Ausrede für in alle Ewigkeit sein.
Was die GRÜNEN einfordern, ist, dass das Einkommen
eine Rolle spielt. Auch Menschen, die kein Einkommen haben oder nur sehr wenig
Geld haben, sollen mobil sein und sollen am sozialen und kulturellen Leben
teilnehmen können. Daher überall Einkommensstaffeln, die dafür sorgen, dass
Menschen, die kein Geld haben, mit dabei sind. Ich habe also diesen Antrag
gestellt.
Frau StRin Laska hat gesagt, da wird noch nachgedacht,
was für mich so viel heißt wie: Nun, man könnte eventuell auch daran denken, so
etwas zu machen. Ich hoffe, dass eine derartige Einkommensstaffelung kommt.
Ich möchte Ihnen aber auch nicht verhehlen, dass ich
eine Antwort von Dr Sepp Rieder auf meinen Antrag bekommen habe, der doch einer
gewissen Merkwürdigkeit nicht entbehrt. Er wurde auch im "Augustin"
abgedruckt, damit die sozial interessierten Menschen, die den "Augustin"
kaufen und lesen, auch erfahren, was Stadträte dieses Hauses und was die
Sozialdemokratie im Speziellen zu solchen Dingen denkt und sagt.
Ganz abgesehen davon, dass die ganze Antwort
merkwürdig ist, möchte ich nur auf einen speziellen Satz hinweisen, der
"Augustin"-Leser, "Augustin"-Verkäufer und das Büro des
"Augustin" zu etwas gereizten Lachstürmen hat hinreißen lassen,
nämlich wenn der Herr Stadtrat schreibt: "... weil auch andere Personen
sich in sozialer Not befinden können, ohne obdachlos zu sein, andererseits
Obdachlosigkeit nicht automatisch soziale Not bedeuten müsse." - Das kommt
Ihnen nicht komisch vor? Also ich habe noch niemanden getroffen, dem das nicht
komisch vorgekommen wäre! Wenn das nicht soziale Not ist, wenn ich keine
Wohnung mehr habe, auf die ich Anspruch erheben kann, wo ich zu Hause bin und
wo ich alle meine Sachen habe, also wenn ich da mit meinen Sachen in den
Sackerln herumtrotte und das nicht soziale Not ist, dann haben wir sehr
unterschiedliche Vorstellungen von sozialer Not!
Ich möchte Sie aber auch darauf hinweisen und das
ist, glaube ich, eine sehr ernste Sache, über die wir hier zu reden haben und
Sie sehen, dass da sehr viele verschiedene Ressorts natürlich betroffen sind,
denn das Ressort Laska kann natürlich nichts dafür, wenn das Ressort Faymann zu
gröberen Delogierungsmaßnahmen ausholt. Das ist mir schon vollkommen klar. Ich
sag's jetzt trotzdem an dieser Stelle. Denn obwohl die MA 11 im Rahmen der
Delogierungsprävention selbstverständlich eine ganze Reihe von Delogierungen verhindert
hat, und das finde ich ganz toll, so ist es ja so, dass im Büro Faymann
jährlich mehr Leute delogiert werden, und zwar aus Gemeindewohnungen. Also man
delogiert die Leute aus den Sozialwohnungen. Wenn wir uns da einen kleinen
Überblick darüber verschaffen, wie sich die Zahlen trotz Delogierungsprävention
der MA 11 und trotz FAWOS im privaten Bereich, der käme noch dazu,
entwickelt haben, dann müssen wir feststellen, dass es aus Gemeindewohnungen im
Jahr 1995 730 Delogierungen gegeben hat und dass das dann jährlich
ungebremst angestiegen ist. Das steigt ungebremst an! Sie produzieren
Obdachlosigkeit, und zwar im Ressort Faymann, und das Ressort Laska kann dann
rennen, um Delogierungsprävention anzubieten und diese Delogierungen wieder zu
vermeiden.
Nicht dass Sie glauben, ich spreche jetzt dem ein Wort, dass
man, wenn man in einer Gemeindewohnung wohnt, die Miete nicht zahlt oder immer
spät zahlt oder der Teufel was alles nicht. Selbstverständlich muss pünktlich
bezahlt werden und wenn man das Geld nicht hat, dann soll das die MA 12
oder die MA 11 eben vorschießen. Die Leute müssen sich schon auch ein
bisserl kümmern. Aber auch die, die sich nicht kümmern, kann
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