Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 115
ich nicht einfach auf die Straße setzen und schon gar nicht,
wenn dabei auch Kinder und Jugendliche mit aus der Wohnung hinausfliegen, weil
ihre Eltern irgendeine Miete nicht gezahlt haben.
Jetzt weiß ich schon, Sie wissen nicht, wie viele Kinder
und Jugendliche es sind - das ist ein Manko -, aber die Dinge sind, wie sie
sind. 1996: 716 Delogierungen, 1998: 827 Delogierungen, 1999:
855 Delogierungen, 2000 - es wurde die Tausendermarke überschritten -:
1 050 Delogierungen, 2001: 1 179 Delogierungen. Das sind
dann, wenn man mit 2,4 in etwa rechnet und damit rechnet zum Beispiel FAWOS,
2 829 Menschen, also fast 3 000 Menschen, die jährlich aus
Gemeindewohnungen delogiert werden. Da kann die MA 11 noch so viel verhindern
und noch so gut arbeiten und noch so gut ihre Arbeit steigern, wenn allein aus
Gemeindewohnungen 3 000 Menschen hinausfliegen, und erfahrungsgemäß
sind es im privaten Bereich eineinhalb Mal bis zwei Mal so viel, dann stehen
wir vor der Tatsache, dass in Wien ungefähr 8 000 Menschen im Jahr
delogiert werden. Ich weiß schon, ein paar kommen bei Verwandten unter und andere
finden sich im privaten Bereich etwas. Aber das sind meistens Übergangslösungen
und irgendwann muss das Problem ja an sich einer Lösung zugeführt werden.
Das heißt, meine Forderung lautet: Mehr Anstrengungen
in der Delogierungsprävention und ein anderes Verhalten im Ressort Faymann. Das
kann so nicht weitergehen, dass am Fließband delogiert wird und keiner sagt was
und keiner findet etwas dabei. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Ich bin sehr dankbar für den Applaus, weil ich gerade
meine Unterlagen suche. (GR Mag Christoph
Chorherr: Sollen wir noch einmal applaudieren?) Bitte? (GR Mag Christoph Chorherr: Sollen wir noch einmal applaudieren?) Ja! (GR Mag Christoph Chorherr: Man muss nur
warten können!) Ja, man muss nur warten können, genau.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lassen Sie
mich - weil die Zeit läuft mir ja davon, weil ich das Gestrige da auch noch
hineinvermantschkern hab' müssen - ein paar Worte sagen: Ich war mit einigen
anderen Kolleginnen und Kollegen, die ich dort selten getroffen hab', in
Barcelona bei diesem großen Sozialkongress, wo es ja um ein Problem geht. Die
Fortsetzung dieses Problems hat über den GATS-Vertrag mein Kollege Margulies ja
gestern schon beschrieben. Es geht darum, welche Dienstleitungen sollen
ausgelagert werden? Was soll privatisiert werden? Wie soll's weitergehen? - Ich
kann Ihnen versichern, ich hab' 90 bis 95 Prozent der Vorträge und der
Seminare dort gehört. Von dort kommt garantiert keine Hilfe, ja! Die schwimmen
alle. Ich hab' noch nie so viele Reden gehört, wo so wenig bis fast gar nichts
gesagt wurde. Das war schon fast unter Null. Ich habe manchmal nicht gewusst,
ist es so schlecht übersetzt oder sagen die wirklich nichts? Dann hab' ich mir
gedacht, ich höre es mir auf Französisch an, aber da war auch nichts. Also das
ist ganz, ganz wenig, da kann man die Stadt Wien ja nur lobpreisen. Da kann man
nur sagen, im Vergleich dazu sind wir besser (GRin Martina Malyar: Genau! - GRin Mag Sonja Wehsely: Wien macht es
besser!), Wien macht's besser, in dem Fall tatsächlich, aber das heißt noch
lange nicht, dass das, was wir machen, unseren Qualitätsansprüchen genügt,
sondern das heißt nur, wir müssen diese Probleme mitdenken und es immer noch
ein bisschen besser machen.
Deswegen schlage ich vor, dass Sie in Hinkunft nicht
mehr die Mitglieder der Opposition einfach in die Wüste schicken, sondern dass
Sie das innovative Potenzial aller Menschen in diesem Hause kräftig nutzen, um
damit gemeinsam zu einem lebenswerten Wien - um das einmal so wunderbar
auszudrücken - zu kommen.
Mir bleibt nicht mehr viel Zeit und ich möchte daher
noch etwas ganz Kurzes auch zum Thema Schule sagen, wo die Sparmaßnahmen jetzt
massiv wirken und diese ganzen Nachmittagsangebote an vielen Schulen weg sind
und die Kinder darüber tatsächlich sehr, sehr traurig sind. Jetzt weiß ich
schon, wir verdanken das den Maßnahmen der Bundesregierung, wo gespart wird.
Aber Sie kennen meine Forderung: Da hätte Wien - und das Geld ist da - sehr
wohl einspringen können. Es hätte sich um rund 200 Millionen, noch in
Schilling gedacht, gehandelt. Meiner Meinung nach ist das Argument, wir können
damit nicht anfangen, sonst wälzt der Bund auf uns ab, ab, ab, zwar ein
richtiges, nur in dem Fall hätte ich darum gebeten, es nicht anzuwenden, weil
etwas anderes Priorität hat, nämlich die Schule. (GRin Martina Malyar: Nein, das geht nicht!) Ja, also es ist so. Da
sind wir einfach 100-prozentig unterschiedlicher Meinung, weil unser
politischer Wille und unsere Einschätzung etwas anderes ist. (GRin Martina Malyar: Es wird von uns
sowieso sehr viel gemacht!) Ja, ich schätze alle möglichen Dinge, die schon
gefördert werden. Nur in diesem Punkt denke ich mir, da hätte Wien auch
einsteigen sollen.
Ich möchte nun zum Abschluss meiner Rede noch einmal
hervorkehren, was Maria Vassilakou und Christoph Chorherr in der Generaldebatte
deponiert haben, nämlich: Uns ist die Gleichstellung aller Menschen, die hier
in Wien leben, wichtig. Die, die einen österreichischen Pass haben, die, die
einen EU-Pass haben, die, die einen anderen Pass haben, diese Menschen, die da
alle in Wien zusammenkommen, sollen auf der kommunalen Ebene gleichgestellt
werden, und so auch, bitte, bei der Sozialhilfe. Da muss es Änderungen geben.
Es gibt eine Kannbestimmung, aber Tatsache ist, dass diese Leute kaum je zu
Geld kommen.
Für meine Partei kann ich deponieren: Das wollen wir
nicht! Deswegen bringe ich einen Beschluss- und Resolutionsantrag gemeinsam mit
meiner Kollegin Maria Vassilakou ein, die ja selbst nicht einbringen kann - ein
Fehler in der Geschäftsordnung, könnte man sagen -, der folgendermaßen lautet:
"Der Wiener Gemeinderat bekennt sich zum Prinzip der
Gleichstellung aller in Wien lebenden Menschen ungeachtet ihrer
Staatsbürgerschaft. Wir fordern, dass das Sozialhilfegesetz so geändert wird,
dass alle Menschen, die in Wien leben, gleichgestellt werden. Dafür
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