Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 115
Was folgt aber daraus? - Am 15.7.2001 liegt der Endbericht
für das Bäderkonzept vor. Erst am 6.12.2001 wurde die Bäderkommission damit
befasst. Da wurde auf die politischen Vertreter furchtbar Druck gemacht: Diese
mussten innerhalb von einer Woche sozusagen ihre Stellungnahme zum Bäderkonzept
abgeben. Seitdem aber gibt es sechs Monate lang nur mehr Schweigen. Es gibt
überhaupt keinen Ansatz dazu, wie man mit einem Bäderkonzept, mit einer
Prioritätenliste, mit irgendeiner Überlegung, die konzeptiv sagt, wie jetzt
vorzugehen wäre, etwas anfangen könnte.
Dafür haben wir aber jetzt
laufend Anträge in Millionenhöhe. Ich nenne als Beispiel nur die Sanierung des
Erlebnisbeckens im Krapfenwaldlbad: 360 000 EUR. Das wird als Notfall
hingestellt! Wer sich jedoch genau erkundigt, der stellt fest, dass das schon
seit längerem fällig ist, es wurde nur nicht gemacht. - Es zeigt sich hier also
bereits eine gewisse Planlosigkeit.
Der Gipfel - fast ein Schildbürgerstreich, würde ich
sagen - ist die Tatsache, dass um 710 000 EUR ein Pilotprojekt zur
Kassenautomation ausgerechnet am Zentralstandort der MA 44 im Amalienbad
erprobt wird. Wir erproben dort ein Pilotprojekt, obwohl wir in der Diskussion
- und das hat sich im letzten Ausschuss sehr schön gezeigt - schon jetzt
wissen, dass dieses Projekt atypisch für die gesamten anderen Bäder sein wird,
weil hier Auflagen aus dem Denkmalschutzbereich zu erfüllen sind, die es
wahrscheinlich, ich sage einmal, zu 99 Prozent bei allen anderen Anlagen
nicht geben wird. - Also ich wünsche viel Glück bei solchen
wirtschaftspolitischen, bei solchen technischen Überlegungen mit dem Begriff
eines Pilotprojekts an einem Standort, der sich auf Grund seiner atypischen
Situation wahrscheinlich wirklich überhaupt nicht dazu eignet!
Für mich stellt sich folgende Frage: Warum haben Sie
ursprünglich alle Maßnahmen von 2001 zurückgestellt, wenn Sie jetzt genauso
plan- und ziellos einfach mit dem Steuergeld - ich sage es einmal - weitermurksen?
- Es ist nichts anderes! Es kommt in jedem Ausschuss wieder irgendein Antrag.
Es gibt keine Prioritätenliste, es gibt keinen nachvollziehbaren Sanierungsplan
- nichts. Es wird halt irgendetwas auf die Tagesordnung gesetzt, wobei ich
schon davon ausgehe, dass wahrscheinlich auch tatsächlich ein Bedarf danach
besteht.
Schauen wir uns noch die Frage betreffend das
Musikschulkonzept dieser Stadt an. Im Jahre 1998 gab es einen Allparteienantrag
zur Erstellung eines Musikschulkonzeptes. Eine erste Analyse dazu lag bereits
1999 vor. Demnach liegt die aktuelle Versorgungsdichte in Wien - in der
Musikstadt Wien - derzeit bei 1,52 Prozent. Als Ziel, so wird in der
Studie gesagt, müsse eine Versorgungsdichte von rund 3 Prozent erreicht
werden.
In einer Studie unter dem
Titel "Musikschule 2000" stehen aber ganz andere Zahlen, meine Damen
und Herren. Hier wird nämlich dargestellt, dass unter den 5- bis 20-Jährigen
österreichweit 12,44 Prozent eine Musikschule besuchen. Wenn man sich die Bundesländer
einzeln anschaut, dann stellt man fest, dass in Vorarlberg und in
Oberösterreich jeder fünfte Jugendliche eine Musikschule besucht, in Wien ist
es jeder Fünfzigste!
Sie sehen: Auch hier wieder keine Art von Reform,
keine Art von Konzeption! Es fehlen laut Studie mindestens zehn weitere
Standorte; wir haben derzeit 24. Es wären Mittel in der Höhe von insgesamt
512 Millionen S notwendig, der Vollausbau sollte demnach bereits im
Jahr 2010 abgeschlossen sein. Man würde in einer konzeptiven Überlegung für
dieses und nächstes Jahr durchaus bereits 30 zusätzliche Lehrer, 5 neue
Standorte, 6 Zweigstellen und 690 Schüler brauchen. Was tut sich? -
De facto nichts!
Das Einzige, was man in Wirklichkeit dem Leiter, Mag
Markovic, zugestehen muss, ist, dass er sehr bemüht ist und dass er zumindest
die Möglichkeiten zu nützen versucht, mit dem zur Verfügung stehenden Geld, von
dem offenbar zu wenig vorhanden ist, an den vorhandenen Standorten qualitative
Verbesserungen durchzuführen. Das aber rechne ich wirklich in sehr hohem Maße
dem Direktor als Verdienst an.
Meine Damen und Herren! Damit komme ich zu meiner
letzten Überlegung. Der Rechnungshofbericht von 1999 sagt Folgendes: "Die
landesgesetzlich eingerichtete Landessportorganisation Wien wurde vor allem mit
vorgegebenen Themenstellungen befasst. Die politischen Gremien fassen eine
Vielzahl von Einzelbeschlüssen zur Sportförderung, deren strategische
Ausrichtung und Zielerreichung an keinem schriftlich ausformulierten
Sportförderungskonzept gemessen werden konnte." - Eine harsche Kritik des
Rechnungshofs!
Der Rechnungshof empfiehlt daher, die Aufgaben der
Landessportorganisation neu zu definieren und kritisiert die zu geringe Anzahl
der Sitzungen.
Es gab dann in koalitionären Zeiten noch Bemühungen,
sich mit einem kleinen Arbeitskreis genau dieser Themen anzunehmen. Dieser
Arbeitskreis ist leider eingeschlafen. Es ist dann nicht wirklich etwas
Bewegendes aus diesen Gesprächen geworden, und ich muss ganz einfach sagen: Wir
haben uns jetzt - und das darf ich hier stolz verkünden; es waren die
Sportsprecher aller Parteien und die Vertreter aller Dachverbände sowie des
Wiener Fußballverbands eingebunden - außerparlamentarisch in einer
Arbeitsgruppe zusammengesetzt und haben nun vor etwa zwei Monaten der Frau
Vizebürgermeisterin ein aus unserer Sicht modernes, neu konzipiertes
Landessportorganisationsgesetz überreicht, mit der Bitte, seine Umsetzbarkeit
nach allen Richtungen prüfen zu lassen und uns dann Bescheid zu geben. Ich habe
Hoffnung, dass die Zusage, dass das im Herbst, im September passieren wird,
auch eingehalten wird, und ich gehe davon aus, dass dann die Ideen, dass es
hier um eine größere Transparenz im Förderbereich geht, um das Abgehen von der
Rolle der einzelnen Vereine als Bittsteller, um die Anerkennung ihrer Rolle als
Leistungsträger für diese Stadt, dass all diese Ideen in diesen
Reformüberlegungen auch tatsächlich umgesetzt werden.
Das heißt, es liegt jetzt an Ihnen, liebe Frau Vizebürgermeisterin
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular