Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 115
- und ich nehme an, Sie werden ein paar Worte dazu sagen -,
wie Sie im Herbst mit diesen Unterlagen umgehen werden und was Sie davon auch
tatsächlich umzusetzen bereit sind.
Zusammenfassend kann man nur sagen: Es ist ein
Rückschritt ins zentralistische, eher planlose rote Wien. Gespart wird bei den
Vereinen und bei den Gemeinnützigen. Das Förderwesen ist nach wie vor nicht
transparent. Leistungsträger, Vereine mit einem Milliardenaufkommen an
freiwilligen und ehrenamtlichen Leistungen bleiben Bittsteller und werden nicht
als Partner gesehen. Dafür gibt's durchaus in Sidesteps für dubiose Leistungen
- ich sage das sehr gezielt: für dubiose Leistungen - bis zu 7 Millionen S.
Ich denke hier speziell an Public Netbase.
Sie haben sozusagen das Rad der zaghaften Entwicklung
zu einer Bürgergesellschaft wieder zurückgedreht, zugunsten einer Herrschaft
der Betreuer. Sie haben zentralistische Vorgaben - "und so läuft's!"
- und haben damit auch Ansätze einer Bürgergesellschaft, die sich mit
wertkonservativen, basisdemokratischen und sozialreformerischen Elementen zu
entwickeln begonnen hat, abgedreht, weil Sie vom New Public Management nichts
wissen wollen, weil Sie konzeptlos, in Einzelbereichen teilweise sogar hilflos
sind und vor allem weil Sie nicht bereit und nicht fähig sind, Reformen rasch
umzusetzen. Wir werden daher diesen Rechnungsabschluss ablehnen! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Römer zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Johann Römer
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Frau Vorsitzende! Frau Vizebürgermeisterin! Werte Kolleginnen und Kollegen
dieses Hauses!
Es ist vielen aufgefallen, dass am gestrigen Tag vor
allem von den Kollegen der Sozialdemokratischen Partei versucht wurde, hier vom
Rechnungsabschluss 2001 abzulenken und in die Bundespolitik auszuweichen.
Meine Damen und Herren von der Sozialdemokratischen
Partei! Ich würde Ihnen empfehlen: Bleiben Sie ruhig hier! Hier haben Sie die
Mehrheit, hier könnten Sie etwas umsetzen, hier könnten Sie etwas verbessern -
was ja im Parlament, wo Sie keine Mehrheit haben, nicht so leicht ist! Aber ich
glaube, Sie machen das in Wirklichkeit deshalb immer wieder, weil Sie für alle
Unzulänglichkeiten, die Wien betreffen, mit Vorliebe dem Bund die Schuld geben.
Ein Thema, das gestern auch angesprochen worden ist,
weil es gestern auch um Frauen gegangen ist, war die Frauenpolitik. Diese aber
beeinflusst ja auch wesentlich Familien, Jugendliche und Kinder. Frauenpolitik
ist zu wichtig, als dass man das, was gestern gesagt wurde, im Raum stehen
lassen könnte. Ich möchte daher noch einmal darauf hinweisen, dass, seit die
Freiheitliche Partei das Frauenministerium innehat, also in den Jahren 2001 und
2002, um 50 000 Frauen mehr in Beschäftigung stehen, als zuvor unter einer
sozialdemokratischen Regierung. Das muss schon auch daran liegen, dass eben
Rahmenbedingungen, Gefühle und Umstände geschaffen wurden, die es ermöglicht
haben, dies zu erreichen.
Ich
möchte auch anmerken, dass nicht nur eine Männerabteilung geschaffen wurde -
deren Wichtigkeit ich sehr stark sehe, weil ich glaube, dass gerade bei Themen
wie Scheidung, Männer und Kinder ein großer Nachholbedarf der Gesellschaft
besteht, egal, ob das Kind jetzt beim Vater aufwächst oder ob das Kind nicht
beim Vater ist und er den Kontakt mit dem Kind auf anderem Wege braucht und
aufrechterhalten will. Ich glaube also durchaus, dass das ein großes Problem darstellt.
- Ich möchte aber vor allem darauf hinweisen, dass unter Minister Haupt in der
Frauensektion zwei zusätzliche Abteilungen für Frauen geschaffen wurden,
nämlich die Abteilung "Gewalt gegen Frauen" und die Abteilung
"Frauengesundheit". Ich glaube, das zeigt, welchen Stellenwert
Minister Haupt der Frauenpolitik einräumt, und ich halte es daher für nicht
gerechtfertigt, wenn Sie diesbezügliche negative Beurteilungen vornehmen.
Wir haben jetzt Sommer und daher möchte ich gleich
mit dem Thema Bäder beginnen. Am 23. Mai 2001 haben wir die erste
Bäderdebatte hier in diesem Haus gehabt, nämlich die erste Debatte im Rahmen
unseres Sozialausschusses. Es war wunderschön: Frau GRin Jerusalem hat über
Bäder gesprochen, ich habe über Bäder gesprochen, und auch Herr Kollege Valentin. Es ging um das Brigittenauer
Bad, wo ein schönes Nirosta-Kinderfreibecken mit zusätzlichen
Kinderspielanlagen um 8 Millionen S errichtet werden soll. Es wurde
sogar noch darauf hingewiesen, dass diese verhältnismäßig, sage ich, kleine
Maßnahme - weil es sich an und für sich nur um einen kleinen Eingriff handelt,
egal, wie hoch die Kosten zu sein scheinen - in Wirklichkeit nichts mit dem
Bäderkonzept zu tun hat, sondern dass das ein lange gehegter Wunsch der
Brigittenauer Bevölkerung ist, und daher haben wir das auch beschlossen und
haben mit Freude der Eröffnung entgegengesehen.
Und siehe da, 13 Monate später kann ich Ihnen sagen:
Das ist nicht gebaut worden! - Jetzt frage ich mich: Welche Vorgangsweise ist das,
wenn ein Gemeinderat etwas beschließt, das nachher nicht umgesetzt wird?! Und
was ich an dieser Situation besonders schlecht finde, ist die Tatsache, dass
man es nicht einmal der Mühe wert findet, zu sagen: Ihr habt da zwar etwas
beschlossen, aber wir machen es einfach nicht. - Es mag einen Grund dafür geben
- ich weiß es nicht; es wurde uns ja nicht gesagt. Aber ich stelle mir vor,
dass es in jeder Firma, wenn der Chef etwas anschafft und der Untergebene das
einfach nicht macht, Troubles geben wird. Hier in der Gemeinde aber beschließt
das höchste Entscheidungsgremium, der Gemeinderat, etwas, und es wird einfach
nicht durchgeführt! - Ich glaube, dass das keine Vorgangsweise ist, die man
sich auf Dauer gefallen lassen kann, nämlich auch als Oppositionspolitiker,
denn dann beschließen wir überhaupt nur mehr das Budget ohne irgendwelche
zusätzlichen Dinge! Dann ändern wir die Verfassung und all die Ge-
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