Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 115
schäftsordnungen - aus basta! -, und die sollen machen, was
sie wollen! - Das kann es, bitte, nicht sein. Als Verantwortlicher, der da
mitgestimmt hat, erwarte ich, dass ich, wenn etwas nicht so durchgeführt wird,
wie wir es geplant haben, das auch erfahre.
Ein weiteres wichtiges Thema, das heute bereits angesprochen
wurde, sind die Subventionen. Es ist für jeden, außer für die sozialdemokratischen
Mitglieder des Hauses, klar, dass es einfach ein unmöglicher Zustand ist, dass
wir die Subventionen, die die Mehrheit gewähren will, zwar auf den Tisch
bekommen, aber nicht wissen, was sich rundherum abspielt: Wir erfahren nicht,
welche anderen Projekte eingereicht worden sind. Wir erfahren nicht, welche
Vereine genauso Unterstützung brauchen.
Es ist ja allein schon die Vorgangsweise interessant:
Es gibt offensichtlich einerseits jene Vereine, die vorher anrufen und fragen:
wie viel Geld bekomme ich heuer?, dann sagt jemand: 140 000 S - nur
um einen Betrag zu nennen -, und dann legt dieser Verein einen wunderschönen
Jahresvoranschlag vor, in dem drinnen steht: 140 000 S fehlen mir auf
mein Ziel. Und dann werden ihm 140 000 S gewährt. - Und andererseits
gibt es auch Vereine, die den anderen Weg gehen: Diese schreiben halt
irgendwelche Zahlen hinein - das ist jetzt gar nicht negativ gemeint, sondern
im Sinne von Beträgen, die sie sicherlich auch durchaus brauchen würden, weil
sie damit etwas anfangen könnten -, weit überhöht, und sie bekommen dann eben irgendeinen
Betrag, nämlich den, der für sie vorgesehen ist.
Ich glaube daher, dass das
eine undurchsichtige Sache ist, solange wir nicht wissen, welcher Bedarf hier
im Gesamten gegeben ist, aus welchen Gründen jemand abgelehnt wird, aus welchen
Gründen jemand einen niedrigeren Betrag bekommt. Das ist einfach undurchsichtig
für einen Oppositionspolitiker und daher unbefriedigend.
Es gibt noch eine zweite Sache, die man überlegen
sollte, weil sie einmalig ist: Wenn man sich die Gemeinde Wien anschaut, so
gibt es viele Tätigkeiten, die ausgelagert sind. So wird etwa der Fahrtendienst
nicht von der Gemeinde Wien durchgeführt, sondern man sucht sich
Kooperationspartner. Auch Altenbetreuung wird mit Kooperationspartnern
durchgeführt. Da gibt es feste Regeln, da gibt es feste Sätze, da gibt es
Verträge. Darin ist eindeutig geregelt: Ich brauche diese Leistung für die
Wiener Bevölkerung; du machst das und du bekommst das und das dafür.
In diesem Ressort gibt es aber eine Spezialität, und
zwar ist das die Jugendbetreuung. In diesem Bereich werden über
300 Millionen S ausgeschüttet. Wir wissen schon, der Hauptanteil an
diesem Betrag geht in die Jugendzentren, der zweite Teil des Betrags geht in
den ehemaligen Jugendkreis, und dann gibt es viele Vereine - ich habe schon
einmal gesagt, ein "Spinnennetz sozialdemokratischer Vereine" -, die
Jugendbetreuung vor Ort durchführen, Parkbetreuung, aufsuchende Jugendarbeit et
cetera. Hier wird aber nicht der Weg gegangen, zu sagen: wir haben in dieser
oder jener Gegend ein Problem, da sollte man etwas machen; wer hat Vorschläge?,
wer kann etwas machen?, wer stellt sich was wie vor?, sondern da wird ein
Verein gegründet, der sucht um Subvention an und bekommt dann eben den Geldbetrag,
den man sich in irgendeiner Sitzung ausgemacht hat.
Ich glaube, hier sollte genauso vorgegangen werden,
wie in anderen Bereichen: dass man eben die Arbeit definiert, ausschreibt und
dann auch noch evaluiert, sodass man genau feststellen kann, wie die Sache vor
Ort tatsächlich läuft.
Es wurde gestern auch noch etwas anderes angesprochen.
Es hat nicht mehr gereicht, für alle Unzulänglichkeiten die Bundesregierung
verantwortlich zu machen, sondern man hat auch noch versucht, Freiheitliche zu
diffamieren, würde ich sogar sagen, und dazu war Ihnen eigentlich jedes Mittel
recht.
Gestern ging es um Reinhart Gaugg, und es war interessant
zu beobachten, was man in diesem Zusammenhang alles ins Treffen geführt hat.
Ich würde mich ja niemals hier herstellen und irgendeinen anderen abqualifizieren,
wie es gestern hier geschehen ist. So etwas tut man nicht, vor allem dann, wenn
man vorgibt, so humanistisch zu sein. Ich bin kein Gutmensch, ich will auch gar
keiner sein, aber mein humanistisches Verständnis geht auf jeden Fall so weit,
dass ich so etwas nie machen würde und so etwas auch nicht akzeptiere. Aber es
ist ja um etwas anderes gegangen und das hat mich besonders betroffen gemacht,
nämlich dass sowohl der Erste Vorsitzende des Gemeinderates als auch die Zweite
Vorsitzende des Gemeinderats offensichtlich keine Zeitungen lesen und dass sie
ihren ganzen Wissensstand aus dem SPÖ-Klub beziehen.
Ich
möchte daher hier dezidiert Folgendes klarstellen, weil gestern zweimal
behauptet wurde, nämlich - noch einmal - vom Ersten Vorsitzenden Hundstorfer
und von der Zweiten Vorsitzenden, Frau Tomsik, dass Robert Freitag eine
Dienstprüfung gemacht hat. Ich sage Ihnen: Das stimmt nicht! Das ist unwahr!
Robert Freitag hat die B-Prüfung nicht gemacht! Das ist überhaupt nichts Garstiges,
wenn ich das sage, sondern das war einfach jahrzehntelang die Vorgangsweise:
Wenn Gewerkschaftsfunktionäre irgendwann einmal in der Sozialversicherung gelandet
sind, dann haben sie dort einen Sondervertrag erhalten und haben immer Dispens
von der B-Prüfung bekommen. Das hat - wenn Sie die Zeitungen genauso gelesen
hätten wie ich, dann wüssten Sie es; es war erst vor zwei Wochen darin zu lesen
- Hans Sallmutter im Jahr 1996 abgeschafft.
Aber sich hier herzustellen und etwas über einen SPÖ-Expolitiker
zu behaupten, um einen FPÖ-Politiker schlecht zu machen; zu behaupten, dass der
eine das gemacht hat und der andere das nicht machen wird, obwohl genau das
Gegenteil der Fall ist, das ist eine Vorgangsweise, die einer
Propagandamaschinerie entspricht, aber wirklich nicht das, was ich mir unter
Politik, unter ehrlicher Politik vorstelle. (GRin
Helga Klier: Ihr habt doch das immer bekämpft! Jetzt macht ihr das ...!) -
Frau Kollegin, es geht nicht darum! Entschuldigen Sie,
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