Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 115
jetzt sind Sie auf einem Nebengleis! Jetzt frage ich Sie:
Wieso behaupten Kollege Hundstorfer und Frau Kollegin Tomsik etwas, was nicht
stimmt? - Darum geht es momentan und um sonst gar nichts. Über andere Dinge
können wir ruhig auch diskutieren, aber jetzt ist es darum gegangen!
Aber sehen Sie, das ist
genau eine jener Vorgangsweisen, um die es auch bei meinem nächsten Thema geht:
Ein großes Problem, das momentan jeden Arbeitnehmer beschäftigt, ist Mobbing -
in jedem Bereich. Jetzt werden Sie natürlich sofort sagen: Das gibt es ja
nicht! - Natürlich gibt es auch in der Gemeinde Wien Mobbing! Da gibt es
einerseits ein politisches Mobbing; davon könnte ich Ihnen abendfüllend
allerhand erzählen. Aber ich will jetzt gar nicht über politisches Mobbing
reden, sondern ich will darüber reden, wie man zum Beispiel mit einem bewährten
Mitarbeiter, der schon über zehn Jahre lang an seinem Dienstort seinen Dienst
verrichtet, umgeht.
Dieser Mensch hat Pech und wird krank. Er hat Pech
und bekommt einen neuen Chef, mit dem er sich offensichtlich von der
Vergangenheit her nicht versteht. Das kann alles passieren. Wo Menschen
zusammenkommen, menschelt es.
Aber wir wissen ja inzwischen auf Grund der vielen
Studien und Untersuchungen, was Mobbing ist: Man hört weg. Man tuschelt, wenn
er vorbeigeht. Wenn er hereinkommt, hört man auf zu reden. Man stellt ihm den
Sessel vor die Tür und so weiter - das Spektrum von Verhaltensweisen ist ein
breites. Man weiß, welche Auswirkungen das hat: Die Leute werden krank, die
Leute werden depressiv, die Leute sind todunglücklich. - Das wollen wir alle
miteinander nicht und da sollte man daher den Riegel vorschieben.
Aber bei diesem Kollegen war es genauso: Er war sehr
schwer krank. Dann kam er zurück, und das Erste, was er vorfand, ist ein
Dienststellenverzeichnis, in dem bei seinem Dienstposten steht: "wird
nachbesetzt". Er ist aus dem Telefonverzeichnis gestrichen, er hat keinen
Computerzugang mehr, er hat kein Türschild mehr. Er ist total erledigt. - Das,
bitte, ist Mobbing schlechthin! Das ist Mobbing par excellence, wie es sich
darstellt! Und so etwas passiert bei der Gemeinde Wien! Und deshalb sage ich es
ja auch: weil ich glaube, dass wir alle verantwortlich dafür sind, dass die
Gemeinde Wien diesbezüglich Vorbild ist und nicht solche Dinge praktiziert. -
Dieser Mann sitzt dann in einem verborgenen Kammerl, wo vorher irgendjemand
saß, der pensioniert worden ist und für den es auch keine Nachbesetzung gibt,
und wartet eben und harrt der Dinge, die da passieren.
Das sind Dinge, auf die Sozialdemokraten nicht stolz
sein sollten, sondern im Gegenteil: Man sollte versuchen, solche Dinge
hintanzuhalten. Das ist eine Anstrengung, der Sie gerecht werden sollten,
gerade auch deshalb, weil Sie immer vorgeben, für die "kleinen
Leute", für die "kleinen Beamten", für die Beamten, für all
diejenigen, die arbeiten, da zu sein. (Beifall
bei der FPÖ.)
Diese Bundesregierung - und darauf kann man nicht oft
genug hinweisen, weil Sie immer das Gegenteil behaupten; daher soll man es auch
ruhig sagen, damit Sie es sich auch endlich merken - hat mit ihrer Politik auch
im Sozialbereich Meilensteine gesetzt, und ich komme jetzt auf die größte
Scheinheiligkeit der letzten zwei Jahre auf Seiten der Sozialdemokratischen
Fraktion zu sprechen, nämlich auf die Haltung, die sie zum Kinderbetreuungsgeld
einnimmt. Ich erinnere mich daran zurück, wie seinerzeit mit einem
Belastungspaket der sozialdemokratischen Regierung das Karenzgeld eingeschränkt
wurde. Da haben Sie dann gesagt: Wir wissen das genau, diese Art von Karenzgeld
ist nicht optimal!, und haben die Forderung erhoben: Im Gegenteil, wir wollen
es nicht nur für allein stehende Mütter haben, sondern für alle Mütter!, - die
berufstätig waren, schränke ich jetzt aus Ihrer Sicht ein. Sie hatten nämlich
erkannt, dass nicht nur allein stehende Mütter manchmal in ernsthafte
Schwierigkeiten geraten, sondern dass es auch Jungfamilien, in denen es
Arbeitslose und so weiter gibt, zum Teil nicht viel besser ergeht. Sie haben
also gesagt: Ja, das gehört, im Gegenteil, sogar ausgeweitet!
Dann schafft diese Regierung ein Kinderbetreuungsgeld
und auf einmal sagen Sie: Fürchterlich! - Jetzt frage ich Sie: Haben Sie das
nicht verstanden? (GR Johann Driemer: Oh
ja! Haben wir schon verstanden!) Ob das "Karenzurlaubsgeld" oder
"Kinderbetreuungsgeld" heißt, ist mir als Person vollkommen Wurscht!
Wenn Sie nur den Ansatz kritisieren würden, dass es auch jene Kreise bekommen,
die es vorher nicht bekommen haben, dann könnte ich das ja noch verstehen, wenn
ich diese Meinung auch nicht teile, aber Sie greifen es ja prinzipiell an - und
das ist das, was zu verurteilen ist! Ich könnte Ihnen die Protokolle von
Sitzungen des Arbeiterkammer-Vorstands vor sechs oder sieben Jahren geben.
Damals haben die Arbeitnehmervertreter ganz andere Dinge gesagt! Da wollten sie
es ausweiten - also genau das tun, was jetzt geschehen ist; nicht den
Personenkreis, aber die Zeit et cetera. Jetzt haben wir es endlich einmal bis
zu einem Alter von drei Jahren. Seien wir doch froh darüber und feiern wir das
als einen Meilenstein dieser Regierung - eine Maßnahme, die Sie leider Gottes
nie zusammengebracht haben! (Beifall bei
der FPÖ.)
Aber Sie dürften ja der
Wahrheitsliebe schon etwas näher kommen, denn es haben heute schon viel weniger
von Ihnen die Taferln mit der Aufschrift "Wien macht's besser", die
Sie gestern voll Stolz getragen haben, angesteckt, weil Sie offensichtlich auf
Grund der gestrigen Debatte schon erkennen mussten, dass das in dieser Form
nicht stimmt.
Ich erinnere nur an die Anträge, die wir hier gestellt haben
und die mit Ihrer Mehrheit abgelehnt wurden. Ich erinnere daran, dass keine
Senkung der Kindergartentarife durchgeführt wurde. Sie haben unseren Antrag auf
Gratiskindergarten abgelehnt, Sie haben unseren Antrag auf ein
Kinderbetreuungsgeld für die 4- bis 6-Jährigen abgelehnt. - Und dann schaue ich
mir den Rechnungs-
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