Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 115
Stockwerk oder im hintersten Eck untergebracht wurden, aber
jetzt hat man auch noch die Kräfte abgezogen, oder zieht sie ab, und will diese
Bibliotheken nur mehr auf Sparflamme weiterführen. Ich glaube, dass es schade
ist, dies zu tun, weil ja nicht zu erwarten ist, dass die Lehrlinge dann mit
Freude über den Gürtel in die Zentralbibliothek fahren werden, sondern dieses
Angebot in der Schule sicherlich vermehrt angenommen wird. Das ist eine
Maßnahme, die an und für sich gegen den Trend spricht.
Damit sind wir bei den Lehrlingen. Wir haben voriges
Jahr einen Antrag an Sie gestellt, den wir damit begründeten, dass in
Oberösterreich in Zusammenarbeit mit dem Land Oberösterreich, der
Arbeiterkammer und der Wirtschaftskammer ein Firmenverband geschaffen wurde,
der sicherstellen sollte, dass mehr Lehrlinge ausgebildet werden können. Durch
diesen Firmenverband wird nämlich vielen Firmen, die jetzt keinen Lehrling
ausbilden können, weil sie nicht die ganze Breite des Lehrberufs anbieten
können, geholfen, indem Lehrlinge einzelne Abschnitte der Lehre in anderen
Firmen absolvieren können. Das ist gesetzlich überhaupt kein Problem - das wissen
wir schon -, aber man muss den Leuten unter die Arme greifen, damit sie diese
Möglichkeit auch annehmen können. Das hat in Oberösterreich gleich in der
ersten Phase 1 000 zusätzliche Lehrstellen gebracht und laut neuesten
Zahlen sollen es inzwischen an die 1 450 sein.
Aber wen wundert es: Der Antrag wurde von der Frau
Vizebürgermeisterin dann am 25. Februar - oberflächlich könnte man sagen:
abgelehnt - so behandelt, als gäbe es das überhaupt nicht, nach dem Motto: Das
brauchen wir nicht! Wir machen ohnehin schon alles! (GRin Barbara Novak-Schild: Nein! Das ist überhaupt nicht wahr! Das
wissen Sie! ... in einer dreiseitigen Antwort ...! Das ist überhaupt nicht
wahr!) Sie hat mir schon eine Antwort gegeben, aber lesen Sie diese
Antwort! Wir haben gesagt, wir wollen einen Firmenverbund, und sie hat gesagt:
Es gibt ohnehin alles. Wozu brauchen wir das? Schließlich ist das ohnedies
geregelt. Das brauchen wir nicht!
Interessant ist jedoch etwas anderes: Herr StR Rieder
hat das offensichtlich anders gesehen und er hat sich mit den zwei Präsidenten,
dem Präsidenten Nettig und dem Präsidenten Tumpel, diesbezüglich in Verbindung
gesetzt. - Die beiden unterscheiden sich ja: Nicht nur, dass der eine der
Präsident der Wirtschaftskammer und der andere der Präsident der Arbeiterkammer
ist; man muss auch immer wieder betonen, dass der eine, nämlich der Wirtschaftler,
ehrenamtliches Mitglied des Stadtsenats ist, der Arbeitnehmervertreter hingegen
dort nicht eingeladen worden ist. Nur damit wir der Vollständigkeit halber
wieder erwähnen, welche Wertigkeit ihnen zukommt. - Diese drei haben sich also
geeinigt: Es wurden unter anderem all die Maßnahmen der letzten Jahre wieder in
das Papier hineingeschrieben - das ist schon gut -, wie zum Beispiel, dass
Leuten, die keinen Hauptschulabschluss haben, das Nachholen ermöglicht werden
soll, et cetera, et cetera; aber genau diesen Firmenverbund, den wir gefordert
haben und der von der Frau Vizebürgermeister am 25. Februar abgelehnt
wurde, der steht jetzt hier als große Errungenschaft drinnen!
Es ist uns vollkommen egal, wer in Wien die Vaterschaft
dafür hat. Hauptsache ist, es wird gemacht. Es ist nur schade, dass man nicht schon
im Februar damit begonnen hat, diese Dinge umzusetzen. Da wären wir vielleicht
schon früher dran gewesen. (Beifall bei
der FPÖ.)
Es wurde gestern von vielen
Rednern der Sozialdemokratie - natürlich, man kann es immer wiederholen -, die
den Saal verwechselt haben, hier dauernd die Bundespolitik zur Sprache
gebracht, nämlich deshalb, weil sie immer die Unzulänglichkeiten in Wien dieser
Bundesregierung in die Schuhe schieben wollten. Sie machen sie für alles
verantwortlich: Arbeitsmarkt, Wirtschaftspolitik et cetera. Es ist leider
Gottes festzustellen, dass gerade in Wien die Arbeitslosigkeit am meisten gestiegen
ist.
Wenn man sich einmal vor
Augen führt, dass, während Oberösterreich fast Vollbeschäftigung erreicht hat,
Wien heuer wieder 10 000 Arbeitskräfte verloren hat - insgesamt haben wir
ja seit Amtsantritt von Bgm Häupl 30 000 Arbeitsplätze in Wien verloren -,
dann weiß man natürlich auch, dass die Sozialpolitik gefordert ist, was
natürlich auch im Rechnungsabschluss durch vermehrte Inanspruchnahme von
Sozialhilfe et cetera zum Ausdruck kommt. Aber gerade in diesem Zusammenhang
tut es mir Leid, dass das 1996 bereits angesprochene Familienförderungsgesetz
bis heute nicht verabschiedet wurde, weil ich glaube, dass das für jenen
Prozentsatz - der hoffentlich immer kleiner wird -, der das notwendig hätte,
eine entsprechende rechtliche Grundlage darstellen würde. Leider Gottes wurde
das aber nicht in einem entsprechenden Rahmen umgesetzt.
Ich möchte noch ein Problem ansprechen, das auch im
Jahr 2001 ein wesentliches Thema war, und das sind die Fahrtendienste. Erinnern
wir uns zurück: Die Firma Haas hat einen Vertrag mit der Gemeinde Wien abgeschlossen,
der, so stellt es sich uns dar, die Änderung der Straßenverkehrsordnung, die
Erhöhungen mit sich bringen hätte müssen, nicht berücksichtigt hatte. Die
Gemeinde Wien hat dann - ich sage das jetzt so salopp - die Firma Haas in
Konkurs gehen lassen und andere Firmen genommen, die hier eingesprungen sind. (Ruf bei der SPÖ: ... vorsichtig sein!) - Ich
bin ja vorsichtig! Ich habe es ja vorsichtig gesagt: Sie haben ihn in Konkurs gehen
lassen - na und, das ist nichts Negatives (GRin
Mag Sonja Wehsely: Wir? Er ist in
Konkurs gegangen! - Weiterer Zwischenruf bei der SPÖ.) - und haben andere
Firmen hier einspringen lassen.
Nun stellt sich im Nachhinein heraus, dass auch diese
anderen Firmen zu diesem Betrag nicht kostendeckend arbeiten können. Jetzt ist
die Gemeine Wien so fair - das muss man dazusagen -, dass sie die Kosten, die
tatsächlich nachgewiesen sind, ersetzt, damit diese Firmen nicht vielleicht
auch in die Insolvenz schlittern. Aber mir stellt sich die Frage, ob es
wirklich notwendig
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