Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 115
nicht.
Nun zu dem von Kollegin Jerusalem angesprochenen
Thema Delogierungen. - Ich weiß nicht, ob Sie es mir glauben werden, aber ich
möchte Ihnen aus meinem eher noch kurzen Leben etwas erzählen: Ich war
15 Jahre lang Tochter einer Hausmeisterin in einem der schönsten, aber
auch größten Gemeindebauten, im Karl-Marx-Hof. Zum Thema Delogierungen habe ich
einiges an Erfahrung aufzuweisen. Glauben Sie mir: Es ist nicht so, dass in
dieser Stadt von einem Tag auf den anderen wegen Mietzinsrückständen (Zwischenruf der GRin Susanne Jerusalem.) -
und Sie haben hier ganz genau die Mietzinsrückstände angesprochen (GRin Susanne Jerusalem: Aber nicht von
einem Tag auf den anderen!), von einem Tag auf den anderen nicht, aber
wegen Mietzinsrückständen - verantwortungslos Menschen aus den Gemeindebauten
delogiert werden. Das kommt in dieser Stadt dermaßen selten vor, dass wegen
Mietzinsrückständen jemand delogiert wird! Wenn hier Delogierungen anstehen,
dann sind das Angelegenheiten, die man sich in Wirklichkeit einmal ganz genau
anschauen muss, wobei man sich auch anschauen muss, was sich dort abspielt, und
dann auch erkennen wird, dass es letztlich für alle anderen dort lebenden
Menschen und vor allem auch für die Kinder und Jugendlichen, die dort auch
leben, nicht mehr zumutbar ist, dass die betreffende Person in der Wohnung
bleibt. Ich spreche in diesem Zusammenhang etwa von Müttern, die ihre Töchter
im Keller schlafen lassen. Es ist sicher nicht zu akzeptieren, dass solche ... (Zwischenruf des GR David Ellensohn.) -
Kollegin Jerusalem hat sich hier hergestellt und gesagt: Wegen
Mietzinsrückständen (GR David Ellensohn:
Nachfragebeantwortung Faymann: Über 1 000 Mietzins...!), nur wegen
Mietzinsrückständen werden Delogierungen ... (Weiterer Zwischenruf des GR David Ellensohn.) Das glaube ich
nicht! Das schauen wir uns nachher nochmals an. Das kann ich mir nicht
vorstellen. Das glaube ich nicht! (GR
David Ellensohn: Ich glaube auch nicht, dass alles stimmt im ...-Büro!) Ich
schaue es mir nachher gerne gemeinsam mit Ihnen an. - Okay. Aber ich sage
Ihnen: Es sind ganz andere Geschichten, die der Grund dafür sind, wenn in
dieser Stadt Delogierungen vorgenommen werden.
Jetzt aber zu meinem
eigentlichen Beitrag. Ich komme sogleich auf den Jugendbereich und hier wiederum
im Speziellen auf die Arbeitsmarktpolitik zu sprechen, ein Thema, das auch
Kollege Römer angeschnitten hat.
Die Wiener Stadtregierung hat auf wirtschaftliche und
soziale Entwicklungen sehr wohl reagiert, vor allem im vorigen Jahr, gerade im
Bereich der Jugendarbeitslosigkeit. Die Frau StRin und VBgmin Grete Laska hat
sehr früh schon "geschrien" - ich habe sie in einer der letzten
Sitzungen in einem meiner Redebeiträge als Frühwarnsystem bezeichnet, und als
solches ist sie auch tatsächlich aufgetreten. Sie hat sehr früh schon begonnen,
darauf hinzuweisen, dass wir in Wien ein Problem haben werden, und hat das dem
zuständigen Minister auch gesagt. Es ist daraufhin aber sehr lange nichts
passiert - und dann hat die Stadt ihre Verantwortung wahrgenommen und hat, da
es eine passive Haltung des zuständigen Ministers Bartenstein und eine noch
passivere Haltung des Arbeitslosenkanzlers Schüssel gegeben hat, auch Geld in
die Hand genommen und Taten folgen lassen. Sie hat selbst 37 Millionen EUR
in Ausbildungslehrgänge und in Maßnahmen zur Beschäftigung der Jugend in dieser
Stadt investiert. Das ist ein Zeichen an die Jugendlichen und damit wird auch
klar kommuniziert, dass die Stadt Wien eine Partnerin für die Jugendlichen in
dieser Stadt ist. Und deshalb macht es Wien auch besser! (Beifall bei der SPÖ.)
Auch heuer gab es wieder -
rechtzeitig - das Frühwarnsystem, wie ich es nenne. Schon im Frühjahr, also
sehr früh, gab es eine Gesprächsrunde, einen Sozialpartnergipfel - in Wien wird
ja die Sozialpartnerschaft noch praktiziert und auch gelebt, im Gegensatz zum
Bund -, und auch hier wurden und werden wieder Maßnahmen für Wien
ausgearbeitet, und auch diesmal wird wieder die Stadt Wien viel Geld in die
Hand nehmen, um Millionen von Euro zu investieren.
Und das in einer Angelegenheit, die eigentlich Bundeskompetenz
und nicht Länderkompetenz ist - und dahin gehend könnte man den
Rechnungsabschluss vielleicht sogar bekritteln: dass die Stadt Wien in einer
Angelegenheit, für die das Land Wien eigentlich gar nicht zuständig wäre,
trotzdem so viel Geld ausgibt! - Aber deshalb kritisiere ich den
Rechnungsabschluss gerne, denn das ist die Wahrnehmung einer Verantwortung, die
wir als Sozialdemokraten haben und die wir auch in diesem Sinne verstehen.
Dass unser Umgang mit Jugendlichen nicht nur in
Fragen der Arbeitsmarktpolitik ein sehr verantwortungsvoller ist, sondern auch
- und das hat sich vor allem im Vorjahr gezeigt - im Bereich der Mitbestimmung
und Demokratie, sieht man am Beispiel der Vorgangsweise im Zusammenhang mit der
Gesetzeswerdung beim Jugendschutz. Noch nie zuvor wurden so viele BürgerInnen,
und vor allem junge BürgerInnen und BewohnerInnen dieser Stadt in einen
demokratischen Prozess in dieser Größenordnung eingebunden. Das Feed-back der
Jugendlichen war durchwegs positiv, auch was die Mitarbeit, die Einbindung, die
Einbringung von Vorschlägen betrifft. Daran zeigt sich meiner Ansicht nach eine
sehr hohe Reife dieser Jugendlichen in Bezug auf das Thema Demokratie und
Mitbestimmung. Wir werden ja heuer noch die Gelegenheit haben, das
Wahlrechtspaket und in diesem Zusammenhang auch die Senkung des Wahlalters zu
diskutieren. Dieses Projekt aus dem Vorjahr ist das beste Beispiel dafür, dass
Mitbestimmung funktioniert und dass die Senkung des Wahlalters der einzig richtige
Weg ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte beim Thema Jugendliche bleiben und auf die Projekte
und Vereine zu sprechen kommen. Das Landesjugendreferat und die MASTA, jene
Stelle, die mit den Bezirken gemeinsam Parkbetreuung, Streetwork und so weiter
koordiniert, haben das auch im Vorjahr wieder hervorragend gemacht. Es wurde
mit vielen
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