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Gemeinderat, 17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 22 von 115

 

StR Faymann nicht alles glauben, geht einen Schritt weiter, weil Sie ja derselben Fraktion angehören!

 

Meiner Meinung nach handelt es sich hier weniger um eine Glaubenssache, als einfach um Daten und Fakten. Um das zu vervollständigen, füge ich gleich hinzu, dass im selben Jahr 2001, wie er mir mitteilt, 116 Delogierungen wegen erheblichen nachteiligen Gebrauchs, unleidlichen Verhaltens beziehungsweise Nichtbenützung oder gänzlicher Untervermietung durchgeführt wurden.

 

Das sind seine Zahlen. Glauben oder nicht glauben - meiner Meinung nach muss man dem Herrn Stadtrat an dieser Stelle leider glauben und vielleicht dies hinzufügen: Auch bei den Delogierungen macht's die SPÖ ziemlich gut - nämlich ziemlich viele Delogierungen! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Sommer-Smolik. Ich erteile es ihr.

 

GRin Claudia Sommer-Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin!

 

Ich möchte heute zu zwei Bereichen sprechen, zum Kinderbetreuungsbereich und zu den Freiräumen für Kinder und Jugendliche, die auch meine Vorrednerin schon angeschnitten hat. Ich möchte aber vorher noch eine Bemerkung zu den "tollen" zwei Dritteln an Kindergärten machen.

 

Ja, es ist ein Fortschritt, wenn es dort flexiblere Öffnungszeiten und Möglichkeiten für Menschen mit Kindern gibt, ihre Kinder in Kindertagesheime zu bringen. Aber was passiert dort? - Die Gruppen in den Kindergärten werden umgestellt, weil jetzt Gruppen gebildet werden müssen, die den ganzen Tag im Kindergarten sind, es werden Halbtagesgruppen gebildet, und es werden dann diese zwei Drittel der Kinder aufgeteilt.

 

Was passiert nun? - Bestehende Gruppen in den Kindergärten werden auseinander gerissen, Kinder sind verunsichert und die Eltern sind verunsichert. Das kann wohl nicht die Lösung des Problems und vor allem nicht aus pädagogischer Sicht sinnvoll sein, dass man Kinder, die schon über zwei, drei Jahre zusammen sind, auseinander reißt und neue Probleme aufmacht, statt welche zu lösen.

 

Zur Situation der Kinderbetreuung überhaupt in Wien: Wir haben eine recht gute Position in der Kinderbetreuung für die Drei- bis Sechsjährigen, das stimmt, sie kann aber noch besser werden. Vor allem besser werden muss die Situation bei den unter Dreijährigen, weil es da massiven Nachholbedarf gibt. Dass wir doch eine gute Kinderbetreuungssituation in Wien haben, ist eigentlich nur darauf zurückzuführen, dass wir einen bunten Mix an Betreuungseinrichtungen haben: die öffentlichen Kindertagesheime, die privaten Kindergärten, die Kindergruppen, die Tagesmütter und die Tagesväter. All das ermöglicht diese gute Position.

 

Wir sehen diese Position vor allem im Bereich der Tagesmütter und Tagesväter gefährdet. Da gibt es einige Probleme, auf die ich eingehen werde, und dazu haben wir auch zwei Anträge vorbereitet. Tagesmütter und Tagesväter sind für uns ein ganz wesentlicher Bestandteil in der Kinderbetreuung, nicht nur aus pädagogischer Sicht, sondern auch, weil sie die flexible Betreuungsform für Eltern ermöglichen und es den Kindern - vor allem, wenn sie kleiner sind - ermöglichen, sich im familiären Rahmen zu bewegen, sodass sie nicht gleich mit den großen Gruppen konfrontiert sind, wie es ja in den öffentlichen Kindergärten nach wie vor der Fall ist.

 

Wir haben in der letzten Novelle der Wiener Tagesbetreuungsverordnung begrüßenswerterweise und sinnvollerweise die verpflichtende Aus- und Fortbildung für die Tagesmütter und wenigen -väter eingeführt. Jetzt stellt sich heraus, dass die Finanzierung dieser Ausbildung nur dann gewährleistet wird, wenn die Tagesmütter und Tagesväter ein Anstellungsverhältnis mit der Stadt Wien haben. Wir wissen aber, dass das für die Wenigsten gilt und dass gerade die Tagesmütter und Tagesväter nicht wirklich jene Menschen sind, die zu den einkommensstärksten Gruppen in der Stadt zählen, sodass sie sich diese Ausbildung vielleicht nicht leisten können. Es passiert, dass motivierte Frauen und Männer, die sich am Tagesmütter- und Tagesväterwesen beteiligen, aufgeben, weil sie sagen: Ich kann mir das nicht leisten, und ich kann nicht gewährleisten, dass ich mich fortbilde und ausbilde, um auch die Betreuung der Kinder zu ermöglichen.

 

Deswegen stelle ich den Antrag, dass die Stadt Wien die im § 4 der Verordnung der Wiener Landesregierung in der Regelung der Tagesbetreuung nach dem Wiener Tagesbetreuungsgesetz per Verordnung festgeschriebene Ausbildung aller Tagesmütter und -väter, also der angestellten und der freiberuflichen Tagesmütter und -väter, finanziert.

 

In formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung dieses Antrags an den GRA für Bildung, Jugend, Soziales, Information und Sport.

 

Zum Zweiten: Die Tagesmütter und Tagesväter werden ergänzt durch die mobilen Tagesmütter und Tagesväter. Das sind nicht die Massen an Tagesmüttern und Tagesvätern, das stimmt, aber sie sind sehr notwendig, da sie einspringen, wenn eine Tagesmutter oder ein Tagesvater krank wird oder auf Urlaub fährt, damit die Möglichkeit gegeben ist, dass die Kinder weiterhin betreut werden.

 

Jetzt gibt es seit Mai 2002 das Problem, dass im Bereich der mobilen Tagesmütter keine Finanzierung mehr besteht. Das AMS ist aus der Finanzierung ausgestiegen und jetzt stehen diese Tagesmütter und Tagesväter - mehr Mütter als Väter - auf der Straße und wissen eigentlich nicht, was sie tun sollen. Es gibt keine Finanzierung und die bestehenden fixen Tagesmütter und Tagesväter haben keinen Ersatz, wenn sie auf Urlaub gehen oder krank werden.

 

Auch hier stelle ich den Antrag, dass die Stadt Wien die fehlenden 75 Prozent finanziert, um die mobilen Tagesmütter anzustellen, und dass die Abwicklung und die Organisation der mobilen Tagesmütter dem Verein Kinderdrehscheibe obliegt.

 

In formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung

 

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