Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 115
die auf Arbeitssuche waren. Die böse Bundesregierung, Frau
Kollegin Wehsely ... (GRin Mag Sonja
Wehsely: ... weil es keine Kinderbetreuungseinrichtungen gibt und die
Sondernotstandshilfe nicht schlagend wird!)
Aber die böse Bundesregierung hat das
Kinderbetreuungsgeld eingeführt und aus diesem Grund ersparen Sie sich ja in
Wien so viel. Natürlich, schauen Sie die Ansätze an, Sie haben sogar für das
Jahr 2002 richtigerweise viel weniger angesetzt! (GRin Mag Sonja Wehsely: ... weil wir eine bessere Politik haben!)
Um 15,3 Millionen S weniger haben Sie angesetzt, weil Sie es auch
nicht brauchen, bitte! (VBgmin Grete
Laska: Ja, aber warum denn? - GRin Mag Sonja Wehsely: Weil die Betreuungsdeckung
so hoch ist!) Wegen des Kinderbetreuungsgeldes mit 6 000 S, das
heute auch Hausfrauen und Studentinnen bekommen, die das früher nicht bekommen
haben, sodass Sie Notstandhilfe bezahlen mussten, brauchen Sie es heute nicht
mehr zu bezahlen. (GRin Mag Sonja
Wehsely: Weil wir eine ...prozentige Deckung haben!) Offensichtlich wollen
Sie es nicht verstehen. (Beifall bei der
ÖVP. - Zwischenruf der GRin Mag Sonja Wehsely.)
Meine Damen und Herren! Daher fordern wir nochmals
eine deutliche Erhöhung der Bemessungsgrundlage für Vollzahler. Frau
Vizebürgermeisterin, sorgen Sie dafür, dass Wiens Eltern sich einen
Kindergartenplatz wirklich leisten können! (Beifall
bei der ÖVP.)
Nun zur Kultur des späteren Lebens. (GR Jürgen Wutzlhofer: ... selber
Kindergärten bauen können!) Ich bin schon bei der Kultur des späteren
Lebens, wissen Sie! Ich bin schon ein Stückchen weiter als Sie, Sie sind hier
noch etwas weiter zurück.
Inzwischen ist es kein Geheimnis mehr, dass die
Menschen in Zukunft mindestens ein Drittel ihres Lebens als Ältere verbringen
werden. Das heißt, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, aber natürlich
auch die Betroffenen sich darauf einstellen müssen. Dieser Bewusstseinwandel
hat noch nicht stattgefunden, nicht in der Politik, nicht in der Wirtschaft,
und sehr oft auch noch nicht bei den Betroffenen. Der ist nicht angekommen.
Bei Bevölkerungsprognosen kann man einen weiteren
Blick als zum Beispiel bei Wirtschaftprognosen oder bei Wettervorhersagen
haben. Das hat mit der Langfristigkeit und mit der Trägheit des
Bevölkerungsprozesses zu tun. (GR Johann
Driemer: Generationsbedingt ...!) Die Pensionisten und die Pensionistinnen
des Jahres 2050 leben heute alle schon, sie haben einen Namen und haben eine
Adresse. Wir könnten ihnen eigentlich schon einen Generationsvertrag
zuschicken. (GR Johann Driemer: ...
Jugendliche, Pensionisten ...!) Allerdings sind diejenigen, die dann die
Verpflichtung zur Pensionsfinanzierung haben werden, Herr Kollege, zum Teil
noch nicht einmal auf der Welt, und wenn sie auf der Welt sind, können sie noch
keine Verträge unterschreiben.
Die wichtigste Veränderung der Bevölkerungsstruktur
in den nächsten Jahrzehnten wird aber - und das ist auch gestern diskutiert
worden - die Hochaltrigkeit sein. Heute leben in Österreich 1,6 Millionen
Menschen, die über 60 Jahre alt sind, im Jahr 2030 werden es fast doppelt
so viele sein. Das heißt, Österreich wird in Zukunft ergrauen. Dieses Land wird
aber ethnisch und religiös eine viel buntere Gesellschaft als heute haben,
gerade auch in Wien, und das ist durchaus positiv zu sehen. (GR Jürgen Wutzlhofer: ... nur
Schlüsselarbeitskräfte!)
Sind wir nun darauf vorbereitet? - Ich meine, wir
sind noch zu wenig darauf vorbereitet. Gerade in Wien - wie gesagt, das ist
auch gestern bei Frau StRin Pittermann diskutiert worden -, im Bereich der
Pflegeeinrichtungen, wird das verdrängt. Kollege Kowarik hat das gestern
gesagt: Es hat diese Geriatriekommission gegeben. Ich muss sagen, ich habe vor
einigen Monaten hier an dieser Stelle die Tätigkeit der Kommission in der
letzten Funktionsperiode sehr heftig kritisiert, weil es da vier Sitzungen mit
überhaupt keinen Ergebnissen gegeben hat, und habe typisch wienerisch gemeint:
Wenn es zum Krenreiben ist, dann soll man es gar nicht machen.
Wir haben jetzt die erste Kommission gehabt, und ich
stehe nicht an, der Vorsitzenden, Frau Kollegin Klicka, zu gratulieren. Es war
eine sehr gute Sitzung auf der Baumgartner Höhe, sie war äußerst interessant
und sehr informativ, aber letztendlich auch sehr deprimierend. Interessant ist,
dass man jetzt eine Wiener Pflegeheimplanung macht und dass eine Studie
erstellt wurde, die das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheitswesen
ÖBIG in enger Zusammenarbeit mit der MA 47 und mit den
Trägerorganisationen gemacht hat. Da hat man bedarfs- und bedürfnisgerechte
Betreuungsplätze, abgestuftes Leistungsangebot, differenzierte
Finanzierungssysteme, Umwandlung von Wohnheimen in Pflegeheime und vieles
andere mehr festgestellt.
Da ich noch nicht lange hier im Haus bin, habe ich
wieder die letzten Jahre nachgelesen; nicht nur die letzten Jahre, sondern
sechs, sieben Jahre zurück. Ich muss sagen, all das, was diese Studie jetzt
hergibt, wurde vielfach gefordert, von den Oppositionsparteien und ganz
besonders von der Österreichischen Volkspartei. Hier war insbesondere Frau
Landtagspräsidentin Hampel-Fuchs eine, die nie müde geworden ist, das immer
wieder aufzuzeigen. Geschehen ist sehr wenig.
Auch das Pflegeheimgesetz, das wir seit Jahren
fordern, gibt es noch nicht. Das heißt - das haben wir gehört -, es ist
eigentlich schon vorhanden, aber - und jetzt kommt das Aber - jetzt muss man
versuchen, von dieser Studie, die nun abgeschlossen wurde, einen Teil in das
Pflegeheimgesetz einzubauen. Ob das von Professionalität geprägt ist, meine
Damen und Herren, diese Entscheidung überlasse ich wirklich Ihnen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bewohner und
Bewohnerinnen von Pflegeheimen sind entgegen manchen Klischees keine homogene
Gruppe. Sie unterscheiden sich erstens durch die Lebensumstände, durch die
Biografie und durch ihre Erwartungen. Daher sind die Pflege- und
Hilfsbedürftigkeit ebenso facettenreich. Aus Zeitgründen und weil das gestern
schon diskutiert wurde, gehe ich jetzt nicht näher darauf ein. Ganz wichtig
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