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Gemeinderat, 17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 40 von 115

 

öfter einzuberufen und hier auch eines zu tun, was meines Erachtens nach zu wenig geschieht, nämlich den wirklich sehr, sehr bemühten, hoch qualifizierten und hoch kompetenten MitarbeiterInnen doch noch mehr Unterstützung zukommen zu lassen. Dies gilt zum Beispiel für den juristischen Bereich, wo es offenbar - so entnehme ich den diversen Anfragebeantwortungen - ein Problem darstellt, dass schlicht und ergreifend manchmal sehr, sehr schwierig festzustellen ist, in welchem Fall welche Personen anspruchsberechtigt sind. Hier dafür zu sorgen, dass die Abwicklung noch besser und noch reibungsloser funktionieren kann, fände ich sehr, sehr gut.

 

Was ich in diesem Bereich doch anmerken möchte und nicht einfach im Raume stehen lassen will, ist Folgendes: Es wird immer gesagt, alle Neuerwerbungen beziehungsweise Erwerbungen ab 1945 durchzuchecken auf ihren Ursprung, das können wir uns einfach nicht leisten. Sie alle wissen, dass es besonders im Historischen Museum eine Unzahl von Objekten gibt. Herr Düriegl spricht immer von 1,7 Millionen. Das ist eine ganz ordentliche Zahl und natürlich ist es viel Arbeit. Aber wir bringen heute auch einen Antrag an, der darum bittet, dass doch das, was im Gesetz steht, auch tatsächlich geschieht, nämlich dass ein vollständiges Inventar des Historischen Museums erstellt wird. Wenn man ein vollständiges Inventar des Historischen Museums macht - das sind ja öffentliche Güter, das ist ja öffentliches Eigentum -, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, auch festzustellen, woher denn diese Dinge kommen, in wessen Eigentum sie waren oder sind.

 

Insofern bitte ich also darum - wir werden da sicher nicht lockerlassen -, Neuerwerbungen beziehungsweise Erwerbungen ab 1945 auch weiterhin hinsichtlich ihrer Eigentümerstrukturen beziehungsweise hinsichtlich des Weges, den sie in das Historische Museum oder auch in die Bibliothek genommen haben, zu überprüfen. Das muss uns dieser Bereich wert sein, dass wir dafür sorgen, dass die Menschen, denen diese Objekte gehören, diese auch zurückbekommen.

 

Dann noch drei Bereiche, in denen beklagenswerterweise nicht allzu viel passiert ist, und das finde ich sehr bedauerlich. StR Mailath-Pokorny hat zu Beginn so schöne Worte in den Mund genommen wie, wir müssen den öffentlichen Diskurs, wir müssen die Öffentlichkeit, besonders die kritische Öffentlichkeit mehr unterstützen. Es ist tatsächlich ein bisschen etwas passiert - das will ich schon anerkennen -, aber bei weitem nicht so viel, wie wir uns wünschen würden.

 

Wenn ich daran denke, dass es zum Beispiel in dieser Stadt freie Medien wie etwa Radio Orange gibt, die durchaus mit Problemen zu kämpfen haben und auch einiges im kulturellen Sektor tun, wenn ich daran denke, dass es viele alternative Zeitungen und Zeitschriften gibt, die durchaus Unterstützung von einer Kulturabteilung bekommen sollten, dann finde ich es sehr bedauerlich, dass hier nicht noch mehr geschieht, um genau diese kritische Öffentlichkeit zu stärken, um die es dem Herrn Stadtrat zumindest zu Beginn seiner Amtszeit so sehr gegangen ist.

 

Ein Bereich, in dem auch nichts weitergegangen ist, ist der Bereich Kunst im öffentlichen Raum. Wir haben als Grüne vor einigen Monaten eine Diskussionsveranstaltung angesetzt und haben unsere Vorstellung präsentiert. Wir hätten gerne einen Topf, aus dem heraus dieser Bereich finanziert werden kann. Da wurde uns zugesichert, dass da schon etwas passiert. Ich kann mich erinnern, dass auch die ÖVP immer Anträge dazu eingebracht hat. Faktum ist: Ich sehe nirgendwo eine Lösung am Horizont. Das ist eigentlich sehr, sehr traurig, denn schlussendlich ist Kunst im öffentlichen Raum nunmehr seit vielen, vielen Jahrzehnten ein Thema auf der ganzen Welt, und in Wien passiert dazu gar nichts.

 

Alles in allem, wenn ich so ein kurzes Resümee ziehen darf, heißt das nichts anderes als, das Gegenmodell der SPÖ zur blau-schwarzen Kulturpolitik ist abgesagt.

 

Lassen Sie mich noch ein paar Worte zum Historischen Museum einflechten. Wir werden morgen auch in der Aktuellen Stunde Zeit haben, ausführlich darüber zu diskutieren. Sie alle wissen, dass das Historische Museum und die Museen der Stadt Wien den GRÜNEN seit vielen Jahren ein besonderes Anliegen sind und dass wir in diesem Zusammenhang unter anderem auch den Antrag eingebracht haben, der zur Abhaltung der Gemeinderätlichen Enquete vor ein paar Monaten geführt hat. Es freut uns auch sehr, dass es hier offensichtlichen Bemühungen von Seiten des Stadtrats gibt, die eine oder andere inhaltliche und sonstige Korrektur an diesem Museum vorzunehmen.

 

Tatsache ist aber, dass wir glauben, dass hier noch sehr, sehr viel mehr passieren muss. Wir bezeichnen das Museum immer so ein bisschen als das Dornröschen, das einen schönen Schlaf schläft, glauben aber, dass es ganz notwendig ist, dass wir wegkommen müssen von dem Gemischtwarenladen, in dem einmal eine zeitgenössische Ausstellung stattfindet und dann wieder eine kulturhistorische, wo der Besucher, die Besucherin hin und wieder vielleicht in die ständige Sammlung hineinfindet, aber viel zu oft nicht, wo so Kleinode wie das Uhrenmuseum sehr, sehr gute Besucherzahlen haben, andere Orte des Museums aber nicht.

 

Also wir glauben, es ist ganz notwendig, am Profil des Museums zu arbeiten, nämlich in der Richtung, dass es eine Auseinandersetzung mit der Stadt und ihren BewohnerInnen in Angriff nimmt, dass die ständige Schausammlung tatsächlich ein Ort wird, wo man hingehen kann, um sich über die Geschichte der Stadt zu informieren und das auch entsprechend didaktisch aufbereitet passiert. Wir wünschen uns, dass das Historische Museum ganz viele neue Andockstellen für neue BesucherInnengruppen bekommt, dass neue Zielgruppen einbezogen werden in die Vermittlungsarbeit und dass damit das Museum ein Ort der Auseinandersetzung werden kann oder dass das Museum, wie Prof Korff aus Tübingen, den wir vor einigen Wochen eingeladen hatten, es bezeichnet hat, zum Resonanzraum der Stadt werden kann, zu einem Ort, an dem Selbstreflexion

 

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