Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 115
über die Herausforderung einer Großstadt passieren kann,
einem Ort, an dem auch die Auseinandersetzung im öffentlichen Raum und die
Vermittlung einen Stellenwert bekommen. (Zwei
Kameraleute filmen die leeren ersten Bankreihen bei SPÖ und FPÖ im Sitzungssaal
und sodann die besetzte erste Reihe bei den GRÜNEN. - Vorsitzender GR Rudolf
Hundstorfer: Die Kameraleute sollen bitte um 21 Uhr kommen, denn dann sind
die GRÜNEN nicht mehr da! - Heiterkeit.)
Meine Damen und Herren! Die Disziplin meiner Fraktion
ist vorbildlich und sollte allen Wienerinnen und Wienern zur Kenntnis gebracht
werden. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR
Franz Ekkamp: Wir haben nur einen 8-Stunden-Tag! - GR Harry Kopietz - auf die
fix montierte Kamera zeigend -: Wir werden dafür sorgen, dass die Kamera da
oben genau auf die GRÜNEN gerichtet wird!)
Was wir sehr begrüßen, im Zuge der Auseinandersetzung
um das Historische Museum, ist ... (Die
Unruhe im Saal wegen der Filmaktion hat sich noch nicht gelegt.) Darf ich
um ein Klingeln bitten? Meine Damen und Herren! Ich würde Sie jetzt doch
bitten, sich wieder auf das eigentliche Thema, das Historische Museum, zu
konzentrieren und nicht auf die Frage, wie viele Plätze frei sind, zum Beispiel
bei der FPÖ.
Ich möchte darauf hinweisen, dass wir eines sehr
begrüßen, was in dieser Diskussion stattgefunden hat: Der Herr Stadtrat hat
nämlich eine Leitbildentwicklung in Auftrag gegeben, eine Vorstudie zum Status quo
des Museums und zu möglichen weiteren Ausrichtungen. Wir halten das für eine
sehr gute Idee. Das ist auch eine gute und sehr interessante Studie - wir
werden sie morgen möglicherweise noch etwas diskutieren -, wir glauben aber,
dass sich eben aus dieser Studie einige sehr, sehr relevante Punkte ablesen
lassen, Punkte, die durchaus Problematisches aufzeigen bezüglich des Museums.
Deshalb würden wir uns sehr wünschen, dass der Stadtrat den Mut hat, diese
anzugehen und die Studie in ihrer Kritik dort, wo sie berichtigt ist, auch
ernst nimmt und die entsprechenden Veränderungen vornimmt.
Wir haben daher ein Paket vorbereitet, das eben jene
wichtigsten Punkte aufgreifen soll, und ich meine, dass eine Zustimmung der SPÖ
zu diesen Anträgen das einzig wirklich ernst zu nehmende Zeichen von
Reforminteresse darstellen kann. Denn wozu lässt man eine Studie schreiben,
wenn man dann nicht bereit ist, die entsprechenden Punkte auch tatsächlich
umzusetzen?
In diesem Sinne bringen wir als Oppositionspartei,
die auch immer meint, dass die Kontrollfunktion einer Oppositionspartei eine
wichtige Funktion darstellt, noch dazu bei einer absoluten Mehrheit, einen
Antrag ein, der sicherstellen soll, dass im Zuge der Ausschreibung ein
Höchstmaß an Transparenz gewährleistet ist, indem nämlich die bestgereihten
KandidatInnen für die neue Direktion, für die neue wissenschaftliche und
künstlerische Leitung des Museums, ihrer Informationspflicht gegenüber dem GRA
für Kultur und Wissenschaft in einem Hearing schon vor der Beschlussfassung
nachkommen und den Mitgliedern des Ausschusses auch Rede und Antwort stehen
darüber, welche Ideen sie haben, was sie sich vorstellen, in welche Richtung
sie gehen wollen. Das kann natürlich nur der Information dienen, denn der
Gemeinderatsausschuss hat hier formal keine Beschlusskompetenzen, aber wir
glauben, dass es der Transparenz sehr dienlich ist.
In diesem Sinne bringen wir folgenden Antrag ein:
"Der Herr amtsführende Stadtrat für Kultur und
Wissenschaft wird ersucht, dafür Sorge zu tragen, dass die in die Letztauswahl
gelangten Personen für die Position der DirektorIn der Museen der Stadt Wien
vor der Beschlussfassung durch das zuständige Organ einem Hearing durch den GRA
für Kultur und Wissenschaft unterzogen werden."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrags verlangt.
Ein zweiter Punkt, den wir für ganz zentral halten,
wirklich für ganz zentral, ist, dass im Zuge dieser Ausgliederung eines
entweder wissentlich oder unwissentlich übersehen wurde, nämlich dass das Personal
dieser wissenschaftlichen Anstalt öffentlichen Rechts weiterhin zu einem großen
Teil Beamtinnen und Beamte der Stadt Wien sein werden, die formal der
MA 10 unterstellt sind.
Dieses ganz harmlos klingende Faktum kann natürlich
zu größten Problemen führen. Denn stellen Sie sich einmal vor, Sie haben einen
Direktor, eine neue Direktorin, und dieser oder diese hat formal nur
beschränkte Kompetenzen über das Personal. Wir halten das für ungefähr so, wie
wenn man jemandem Betonpatscherln umhängt und dann hofft, dass er oder sie in
der Donau auch noch schwimmt. Man kann doch nicht ernsthaft glauben, dass ein
neuer Direktor, eine neue Direktorin irgendetwas an diesem Museum wird ändern
können, wenn diese Person nicht die volle Hoheit und das Weisungsrecht über das
Personal hat.
Ich muss ehrlich sagen, mich haben meine Gespräche
mit dem Kulturamt etwas zum Nachdenken gebracht, denn ich habe das Gefühl, das
wird einfach irgendwie beiseite geschoben, das will man nicht sehen, das ist
irgendwie unangenehm. Der Herr Düriegl, der verdient auch weiterhin in diesem
Job ist, der wird da schon etwas tun, und das wird schon gut gehen. Dann haben
wir halt den Direktor dort und den Herrn Düriegl da.
Sehr geehrte Damen und Herren! Das kann nicht
funktionieren! Und das wissen Sie alle sehr genau. Umso mehr bin ich im
höchsten Maße besorgt, dass es hier offensichtlich kaum Anstrengungen gibt,
dieses formale Problem entsprechend zu lösen.
In diesem Sinne stellen wir einen Antrag, der
folgendermaßen lautet:
"Der Herr amtsführende Stadtrat für Kultur und
Wissenschaft wird ersucht, die in der Vorstudie zu einem Leitbild für ein
Wiener Stadtmuseum monierte Rechtsproblematik, die sich aus der parallelen
Weiterführung eines Leiterposten der MA 10 zur Position des Direktors nach
dem Wiener Museumsgesetz ergibt, auf ihre personalpolitischen Implikationen hin
zu überprüfen und
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