Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 115
eine Lösung zu finden, um eine klare und eindeutige
Verantwortlichkeit des Geschäftsführers und wissenschaftlichen Leiters zu
erzielen. Diese Lösung möge dem GRA für Kultur und Wissenschaft vorgelegt werden."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrags beantragt.
Ein weiterer Punkt, das Historische Museum betreffend,
ist die Frage des Inventars. Sie können sich alle erinnern, im Zuge der
Ausgliederung wurde festgehalten, dass das gesamte Inventar, alle
1,7 Millionen Objekte des Museums, im Eigentum der Stadt Wien und damit im
öffentlichen Eigentum verbleiben und von der Wissenschaftlichen Anstalt nur
verwaltet werden. Das ist so weit, so sinnvoll, aber die Vorstudie kommt zu dem
Schluss, dass es kein einheitliches und vollständiges Inventar gibt. Das heißt,
es gibt Objekte, die sind zwar im öffentlichen Eigentum, aber wir wissen weder
wo sie sind, noch wissen wir, ob sie überhaupt existieren, noch wissen wir, wo
sie sich befinden. Und das ist ein Problem, meine Damen und Herren.
Ich erinnere Sie nur daran, dass im Zuge der
Strauß-Nachlassverhandlungen festgestellt werden musste, dass eine kostbare
Amati-Geige einfach verschwunden ist. Ja, wie kann denn so etwas passieren? Sie
wissen alle, wie viel so eine Geige wert ist, und sie ist einfach verschwunden.
Na ja, kann halt passieren. - Nein, das darf nicht passieren!
Und weil das nicht passieren darf und weil eigentlich
im Gesetz vorgesehen ist, dass es ein vollständiges Inventar geben muss,
bringen wir zur Sicherheit noch einmal einen Antrag ein, der festhält, dass
ganz sicher das passiert, was eigentlich im Gesetzt drinnen steht, und das in
ausdrücklicherer Form:
"Der Herr amtsführende Stadtrat für Kultur und
Wissenschaft wird aufgefordert, im Übereinkommen gemäß § 9 Abs. 3 des
Wiener Museumsgesetzes festzuhalten, dass die Direktion der Museen der Stadt
Wien in Entsprechung der Bestimmungen des Wiener Museumsgesetzes der Stadt Wien
als Eigentümerin der Sammlungen der Museen ein vollständiges, einheitliches und
transparentes Inventar der Sammlungsbestände zu übergeben hat.
Sollte das Übereinkommen bereits ohne entsprechenden
Passus geschlossen worden sein, soll das Übereinkommen ehestmöglich um eine
Bestimmung dieses Inhalts ergänzt werden."
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung.
Ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit, sicherzustellen,
dass öffentliches Eigentum nicht verloren geht. Ich will hier überhaupt niemandem
irgendetwas Böses unterstellen, aber man kann doch nicht einfach nicht wissen,
wo Dinge sind und in welchem Zustand sie sich befinden, und nicht entsprechend
Sorge dafür tragen, dass diese nicht verloren gehen.
Ein weiterer Antrag, der uns sehr wichtig ist,
betrifft die wissenschaftliche Produktion. Die hoch kompetenten und hoch
qualifizierten MitarbeiterInnen des Museums sind in vielerlei Hinsicht auch
einfach zeitlich überfordert, das zu tun, wofür ein Museum eigentlich auch
zuständig ist, nämlich wissenschaftliche Arbeiten zu schreiben. Damit meinen
wir nicht nur Katalogtexte, damit meinen wir nicht nur Eigenpublikationen,
sondern damit meinen wir wissenschaftliche Arbeit, wie Sie sie alle aus dem
wissenschaftlichen Kontext der Universitäten auch kennen. Das passiert unseres
Erachtens nach in viel zu geringem Ausmaß und dementsprechend glauben wir, dass
es Aufgabe des Kulturamts ist, wenn es die politische Verantwortung, die der
Herr Stadtrat immer betont, ernst nimmt, dafür zu sorgen, dass dies möglich
wird.
Das kann möglich werden durch Fortbildung, das kann
da und dort auch bedeuten, dass man zusätzliches Personal an gewissen
Dienststellen zur Verfügung stellt, aber es bedeutet vor allem, sich wirklich
ernsthaft um dieses Museum zu bemühen. Und in diesem Sinne beantragen wir
Folgendes:
"Der amtsführende Stadtrat für Kultur und Wissenschaft
möge die Direktion der Museen der Stadt Wien auffordern, neben dem
mittelfristigen Programm für die Wechselausstellungen auch ein mittelfristiges
Programm zur wissenschaftlichen Profilierung des Hauses (Tagungen,
eigenständige Publikationen, Fortbildungsprogramme et cetera) vorzulegen, und
möge über dieses dann umgehend dem GRA für Kultur und Wissenschaft
berichten."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrags beantragt.
Einen weiteren Punkt, den man nicht übersehen darf
und der sehr viel mit dieser Ermöglichung wissenschaftlicher Produktion im Haus
zu tun hat, ist die Organisationsentwicklung. Sie können sich alle vorstellen,
dass es die vielen, vielen MitarbeiterInnen im Haus derzeit nicht gerade leicht
haben. Zuerst sind sie ausgegliedert worden, jetzt wissen sie nicht, wer neuer
Direktor oder neue Direktorin wird. Es herrscht Unklarheit über die Personalhoheit.
Vieles ist im Fluss. Umso wichtiger erscheint uns, dass ein neuer Direktor oder
eine neue Direktorin einen Organisationsentwicklungsprozess mit den MitarbeiterInnen
gemeinsam startet, der sicherstellt, dass Strukturen, die man verändern muss,
verändert werden können, dass MitarbeiterInnen auch in ihrer Arbeit aufgewertet
werden. Ich denke da nur an die RestauratorInnen im Museum, die eine sehr, sehr
wichtige Arbeit leisten und trotzdem vielleicht nicht ganz die Beachtung
finden, die sie verdient haben.
In diesem Sinne halten wir fest und beantragen Folgendes:
"Im Lichte der in der Vorstudie angeführten Argumente
zu einer Neukonzeption der Unternehmensstruktur der Museen der Stadt Wien wird
der Herr amtsführende Stadtrat für Kultur und Wissenschaft ersucht,
1. die mit 31. März 2003 neu zu besetzende
Leitung der Museen der Stadt Wien mit einer Überarbeitung der derzeitigen
Organisationsstruktur im Sinne der neuen Aufgaben und im Einvernehmen mit den
MitarbeiterInnen zu beauftragen, und
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