Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 115
meine Damen und Herren, die Frau Klein kann sich ja
bewerben. Oder der Herr Düriegl kann sich ja wieder bewerben, habe ich hier
gehört. Dann legen Sie die Probleme auf den Tisch und lassen Sie uns nicht im
Dunkeln, wenn Sie das alles wissen. Dann werden wir hier auch anders
miteinander reden können. Das haben Sie nicht getan. Und jetzt stellen Sie
Verdächtigungen in den Raum - das ist ja das nächste Menschenverachtende -, die
niemand hier beweisen kann. Die Frau Klein ist nicht da und kann sich diesen Verdächtigungen
nicht stellen. Das ist wirklich schäbig, was Sie hier machen! (Beifall bei der ÖVP und bei den GRÜNEN.)
Und dem Herrn Düriegl nach 15 oder noch mehr erfolgreichen
Jahren nahe zu legen, er kann sich ja wieder bewerben für die Museen der Stadt
Wien, das ist keine Sprache, die wir in dieser Stadt führen wollen, meine Damen
und Herren!
Da kriegt er - aber auch das wird ja morgen noch zu
diskutieren sein - einen Brief ohne Briefkopf. Das muss man sich einmal
vorstellen. Da kommt ein Brief ohne Briefkopf an den Herrn Dior Düriegl und da
steht: "Wir, die Unterfertigten, sind beauftragt, Ihr Museum zu untersuchen."
- Unterschrieben Matt, Mattl und Mießgang. Na, das ist eine tolle Art des
Umgangs mit Menschen, die sich derartige Verdienste in dieser Stadt erworben
haben, meine Damen und Herren.
Und damit sind wir schon beim nächsten möglichen -
ich räume das schon ein: möglichen - Schlamassel, aber möglich ist es, nämlich
der Kinoszene in dieser Stadt, meine Damen und Herren. Wir alle haben heute die
Zeitungen gelesen. Ich habe ja irgendwie gehofft, dass wir einmal einen Tag,
noch dazu bei einer solchen Debatte, nicht wieder irgendetwas Negatives in den
Zeitungen lesen müssen. "Wiener Kulturbudget gesunken", schreibt der
"Standard". "Düriegl könnte Personalchef bleiben", schreibt
der "Standard". "Er habe aber nicht vor, zuzuschauen, wie man
dieses Institut kaputt macht", schreibt der "Standard", und so
weiter. "Also tief enttäuscht zeigte sich Montag Abend Hans Hurch, Chef
der Viennale." Und so weiter.
Ich erwähne das deshalb, Herr Stadtrat, weil da jetzt
wirklich Feuer am Dach ist. Es gibt ja die Inaussichtstellung, um nicht zu
sagen, Zusage im Kulturausschuss und im dementsprechenden Subventionsakt, das
Gartenbau-Kino und das Metro-Kino zu erhalten, für Wien zu erhalten, als
Kulturraum zu erhalten und letztlich natürlich für die Viennale zu erhalten.
Auch darüber werden wir morgen ausführlicher sprechen können. Ich hoffe aus
ganzem Herzen, dass das gelingt. Wenn es dazu, in welcher Form auch immer,
unserer Mitarbeit bedarf, sind wir dazu gerne bereit. Ich glaube, wir sollten
alles tun. Ich weiß auch, dass das eine schwere Situation ist. Das möchte ich
schon in aller Deutlichkeit sagen. Das ist für den Kollegen Mailath sogar eine
sehr schwere Situation.
Aber jetzt gilt es, nachzudenken und alles zu tun,
dass diese Räume, die jetzt zwei verschiedenen Eigentümern oder Betreibern
gehören, was die Situation nicht vereinfacht, dass diese beiden Räume für die
Zwecke, die wir schon oft besprochen haben, erhalten bleiben.
Meine Damen und Herren! Was sich ein bisschen wie ein
roter Faden durch diesen Rechnungsabschluss zieht, ist das, was ich, glaube
ich, zutreffenderweise mit fehlendem Gestaltungswillen bezeichnen würde. Ich
habe einmal einen Satz gelesen und gehört, und er wurde auch mehrfach
kolportiert: Na ja, wenn das vorher noch gelöst worden wäre - das war jetzt bei
der Josefstadt der Fall, beim Rabenhof der Fall, beim Theater "Freie Bühne
Wieden" der Fall -, wenn das vorher noch gelöst worden wäre, in der
früheren Koalitionszeit, dann hätten wir jetzt nicht dieses Problem. (GRin Renate Winklbauer: Ja!) Jetzt
sagen Sie auch noch Ja. Das ist doch ein entsetzlicher Satz, Frau Kollegin,
wenn man gestalten will. Sie wissen nicht einmal, welche Bankrotterklärung Sie
damit abgeben, dass Sie jetzt auch noch Ja sagen. Das ist ja unglaublich. Wie
kann man in eine solche Falle tappen? (GRin
Renate Winklbauer: Das ist Ihre Politik gewesen!) Der Satz müsste doch
umgekehrt lauten: Gott sei Dank hat das der Marboe nicht mehr gelöst, müssten
Sie sagen. Gott sei Dank können wir dieses Problem angehen. Gott sei Dank
konnten wir den Judenplatz angehen, das Tanzhaus angehen, die Filmreform
angehen - das ist Kulturpolitik. Danke, liebe Vorgänger, dass ihr das nicht
gelöst habt. Jetzt können wir es gestalten, wie wir es wollen. Verstehen Sie
nicht, was Sie da sagen? - Kulturpolitik heißt gestalten und nicht permanent
Ausreden benützen, meine Damen und Herren. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber Sie können ja weiter nostalgisch von der früheren
Kulturperiode träumen und reden und sie immer wieder in Erinnerung bringen. Uns
kann das nur Recht sein.
Ich glaube wirklich, dass die Zeit der Ausreden vorbei
ist. Sie haben ja auch die frühere Kulturpolitik erfolgreich mitgetragen, mit
43 zu 15. Machen Sie sich nicht so klein. Nehmen Sie teil an den Erfolgen der
vergangenen Regierungsperiode, meine Damen und Herren.
Aber jetzt geht es doch um was anderes. Jetzt geht es
darum, dass Sie mit 52 Mandaten perspektivische Kulturpolitik für Wien
machen und nicht dauernd Ausreden suchen, warum das nicht möglich ist. (GRin Renate Winklbauer: Wir machen es ja!)
Und der nächste Vorwurf, den man schon, glaube ich,
sehr ernst erheben muss. Natürlich kann man jetzt herauskommen, und ich sehe
schon den Ernstl Woller das tun, und sagen: Ja, der Marboe ist schuld für die
Kinomisere in Wien. Dann sage ich: Warum? Sagt er: Na, weil Sie es nicht an
sich gezogen haben als Kompetenz.
Ja, ja, so kann man schon reden, wenn man Lust hat. Also
dann sieht er, das geht nicht ganz hin, und sagt: Na, der Görg ist schuld für
die Kinomisere, mit seiner Politik für die Cinecitys. Dann sagt man: Ja gut,
aber das hat doch der Koalitionspartner, der dreimal so stark war, alles
mitgetragen, und die Gesetzeslage war so, und von der Logik her, nein, Frau
Kollegin, wenn der Einwand logisch wäre, dann müssten ja alle anderen
Einzelkinos auch ein Problem haben. Warum überleben
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