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Gemeinderat, 17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 47 von 115

 

die anderen herrlich? Warum überleben die Constantin-Kinos herrlich? Weil die KIBA-Kinos so heruntergewirtschaftet haben! (Zwischenruf des GR Mag Christoph Chorherr.) Ja. Ich bin ja froh, dass ein Experte da sitzt. Aber auf so was kommen die ja nicht. Ich bin ja froh, dass ein Experte da sitzt, der diese komplexeren Zusammenhänge durchschaut.

 

Aber vereinfacht dargestellt, haben die anderen überlebt und die nicht, weil die KIBA-Kinos so heruntergewirtschaftet waren, so verludert waren am Ende dieser miserablen Periode bei der Holding, dass sie nicht mehr zu retten waren, weil immense Investitionen notwendig gewesen wären und das sich sichtlich ein privater Betreiber halt nicht leisten kann.

 

Ich will zum nächsten, wie ich glaube, Argumentierbaren gehen. Natürlich kann man jetzt herauskommen und kann sagen: Das ist alles polemisch. Ich glaube wirklich, dass ein immenser Vertrauensverlust in dieser Stadt eingetreten ist. Und dem hat man sich zu stellen, noch dazu mit einer absoluten Mehrheit, selbstbewusst zu stellen.

 

Wieso, werden Sie sagen, wieso kann der Marboe so was behaupten? Na horchen Sie mir zu. - Helmut Lohner spricht von der gewaltigen Selbstherrlichkeit der jetzigen Kulturpolitik. "Ich verlasse Österreich als Menschenfeind" - wörtlich - "wegen dieser Kulturpolitik", meine Damen und Herren. Hören Sie mir auf mit der Polemik, dass das nicht so gesagt wurde. Es ist dokumentierbar und zum Unterschied von gestern, wo wir nie gewusst haben, was die Quellen sind, sag ich Ihnen die Quellen dazu: die "Bühne", der "Standard", "Format".

 

Karl Heinz Hackl: "Kulturpolitisches Schreckensjahr."

 

Helmut Lohner: "Wer zahlt, schafft an." - Bitte, den Satz haben wir sechs Jahre in Wien nicht gehört. Und wir wollen nicht, dass der, der zahlt, auch anschafft in dieser Stadt, meine Damen und Herren.

 

Muliar: "Schändung des Andenkens an Max Reinhardt."

 

Muliar zu Mailath-Pokorny - es tut mir Leid, Sie haben es eh alle gelesen, daher ist es ja nur ein Zitat -: "Ein gescheiter Kerl, aber nicht sehr kompetent und ein bissel größenwahnsinnig." Das sagt immerhin einer der berühmtesten Schauspieler der Welt.

 

Sagt nicht, das ist polemisch, setzt euch auseinander damit. Da ist doch Feuer am Dach, wenn man so was liest, und nicht sagen, die ÖVP polemisiert gegen euch, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Hollender: "Grundsätzlich empfinde ich es eher so, dass ein nicht entscheidungsfähiger Kulturpolitiker offenbar, statt Entscheidungen zu treffen, persönliche Polemiken vorzieht." Das war aber jetzt im "Kurier".

 

Paulus Manker im "News", auf die Frage angesprochen, ob er sich für das Volkstheater bewerben will. "Im Moment", sagt Paulus Manker, "ist mir die regionale Kulturpolitik so zuwider, dass ich daran keinen Gedanken verschwenden will. Ich gebe jedenfalls keine Bewerbung ab. Das habe ich für die Josefstadt getan, weil ich naiv geglaubt habe, das Ganze sei mehr als Augenauswischerei."

 

Meine Damen und Herren, so schaut’s aus! Machen Sie nicht die Augen zu, betreiben Sie nicht Augenauswischerei, sondern betreiben Sie endlich gute Kulturpolitik in dieser Stadt! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Es geht in diesem Ton weiter. "Wenn Mailath etwas wirklich bravourös gelang, dann dies: Zwietracht in der Szene zu schüren." Der "Standard".

 

Der "Falter" spricht von unsauberen Spielen und so weiter.

 

Was ich damit sage: Es ist sozusagen jetzt aussichtslos. Es ist kein Grund zum Verzweifeln. Aber es nicht ernst zu nehmen, ist wirklich fahrlässig, und es ist doppelt fahrlässig von einer Partei, die die Regierung stellt und alle Möglichkeiten hat, das ehebaldigst zu korrigieren, meine Damen und Herren.

 

Und dann in einem "News"-Interview. Herr Stadtrat, Sie und die Wiener Kulturpolitik werden derzeit in Serie attackiert, von Medien wie von Josefstadtgrößen. "Mailath-Pokorny: Wenn ich die Äußerungen wirklicher Theatergrößen hernehme", und dann geht’s weiter und so weiter. Liebe Elfriede Ott, lieber Fritz Muliar, lieber Helmut Lohner, lieber Karl Heinz Hackl, lieber Paulus Manker und so weiter. Für uns sind sie wirkliche Theatergrößen in dieser Stadt, und wir sind dankbar für die vielen, vielen Stunden herrlichen Theaters, die sie uns ermöglicht haben. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Machen Sie, Herr Stadtrat und meine Damen und Herren von der Sozialdemokratischen Partei, keine Künstlervertreibungspolitik - es ist einfach unerträglich, der Gedanke, dass Leute wie der Helmut Lohner jetzt im Ausland um Asyl ansuchen wollen, weil sie in Wien nicht mehr spielen wollen -, sondern machen Sie eine Kulturpolitik, die sicherstellt, dass Wien auch weiterhin in der obersten Liga des internationalen Wettbewerbs dabei sein kann.

 

Und noch eins, weil uns allen, die wir hier Opposition machen, den GRÜNEN genauso wie den Freiheitlichen und uns von der Volkspartei, vorgeworfen wurde: Wir machen eine herrliche Kulturpolitik, aber Sie machen unsere Kulturpolitik schlecht. Ich glaub das nicht. Ich glaub das wirklich nicht, dass wir die Kulturpolitik schlecht machen, sondern ich glaub einfach, dass in weiten Bereichen schlechte Kulturpolitik gemacht wird. Und ich sage Ihnen zu, dass wir das nächste Mal, wenn dieser Eindruck verändert wird, wenn es sich zum Guten wendet, wenn wir ehrlichen Herzens sagen können, es wird gute Kulturpolitik in Wien gemacht, kein Problem haben werden, dem auch zuzustimmen. Heute, meine Damen und Herren, ist uns das sicher nicht möglich. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Unterreiner. Ich erteile es ihr.

 

GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Herr nichtamtsführender Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Sie haben ja am Anfang ein Bild gebracht, und zwar aus der Fußballersprache. Sie waren da sehr charmant. Sie haben mir die Position derjenigen gegeben, die im

 

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