Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 115
bedurft hatte, um das Theater überhaupt zu retten. Diese
Damen und Herren sind halt teilweise frustriert, offensichtlich genauso
frustriert über diese Entscheidung wie Sie frustriert sind, dass Sie in den
Kulturdebatten jetzt am Anfang und nicht mehr am Schluss reden können.
Nun, es ist alles nicht wahr. Es ist nicht wahr, wenn
Sie immer wieder behaupten, es gibt politische Einflussnahme. Es gibt keine und
es gab keine politische Einflussnahme auf die Entscheidungen von
Kulturinstitutionen.
Und es war ja entlarvend. Sie haben eine
Pressekonferenz gemacht und haben gesagt: Es kommt zu einer
Reparteipolitisierung der Wiener Kulturpolitik. Wir haben dann eine Anfrage
hier im Gemeinderat gestellt, haben den Stadtrat gefragt: Wo gibt es diese
Reparteipolitisierung? Wo wurden politische Mandatare in kulturpolitische
Positionen gesetzt? - Die Antwort war entlarvend, sie sollte Ihnen eigentlich
unangenehm sein.
Es gab zwei Fälle. Der Herr Dr Gerald Szyszkowitz -
er ist Gemeinderat der ÖVP in Niederösterreich, das ist durchaus legitim und
anerkennenswert, ich finde, das ist eine wichtige Funktion - hat sich nach
einer Ausschreibung um die Leitung der Freien Bühne Wieden beworben und er
wurde bestellt. Nicht weil er ÖVP-Gemeinderat in Niederösterreich ist oder
Politiker, sondern weil er ein sehr gutes künstlerisches Konzept vorgelegt hat.
Der Zweite, der nominiert wurde, den sollten Sie auch
kennen, das ist der Dr Peter Marboe; er wurde auf Wunsch des Arnold Schönberg
Centers vom Stadtrat in den Beirat des Arnold Schönberg Centers geschickt.
Das waren die beiden einzigen Entscheidungen des StR
Andreas Mailath-Pokorny, wo er Politiker in kulturpolitische Positionen
geschickt hat. Es ist absolut haltlos, dass Sie das behaupten mit der
politischen Einflussnahme. Das gibt es nicht und das wird es auch in Zukunft
nicht geben. (Beifall bei der SPÖ.)
Es gibt diese politische Einflussnahme nicht und es
gibt daher auch keinen Grund für Ihre Aufgeregtheit.
Es gibt sehr wohl eine objektiv nachvollziehbare
Vorgangsweise bei der Ausschreibung von Leitungsfunktionen in
Kulturinstitutionen, und es gibt - und das ist unsere Aufgabe als Gemeinderätinnen
und Gemeinderäte - eine berechtigte Sorgfalt beim Umgang mit Steuergeld,
insbesondere wenn bei einzelnen Kulturinstitutionen manchmal mangelnde
Transparenz herrscht, was die Strukturen betrifft, wenn manchmal
offensichtliche Schwierigkeiten in finanziellen und organisatorischen Bereichen
bestehen.
Und weil Sie die Freie Bühne Wieden angesprochen
haben. Die Freie Bühne Wieden, die haben Sie zaudernd zwei Jahre dahindümpeln
lassen. Sie haben nichts entschieden. Und das war der Grund, dass zwei Jahre nichts
passiert ist. Herr StR Mailath Pokorny hat es innerhalb kürzerster Zeit, nicht
durch politische Einflussnahme und politischen Druck, sondern durch eine sehr
konstruktive Gesprächsführung geschafft, dass diese Situation geklärt ist.
Heute gibt es dort eine völlig transparente Vereinsstruktur, einen
Vereinsvorstand, der völlig unabhängig ist von der Direktion der Freien Bühne
Wieden. Wir haben dort das Recht als Stadt, eine Person zu nominieren. Das ist
keine politische Einflussnahme, sondern das ist sehr wohl politische
Sorgfaltspflicht im Umgang mit Steuergeld. Und daher ist dieser Vorwurf einfach
unrichtig.
Dieser Vorwurf ist auch unrichtig im Fall des
kosmos.frauenraums, weil nämlich hier auch das Problem primär dadurch
entstanden ist, dass die Stadt Wien immer ihren Verpflichtungen auf
Finanzierung nachgekommen ist, während der Bund hier völlig ausgelassen hat.
Der kosmos.frauenraum war eigentlich eine von der Bundesregierung initiierte
Einrichtung. Er wurde hauptsächlich von der Stadt finanziert. Er wurde vor zwei
Jahren eröffnet. Wir sind sehr stolz darauf und stehen nach wie vor dazu. Aber
durch den Ausfall der Bundesförderungen kam es zu chronischen finanziellen
Problemen. Und es war daher einfach wichtig, jetzt nicht nur Geld zu
beschließen, sondern auch eine Lösung des Problems zustande zu bringen.
Wir haben gestern ein sehr langes, sehr ausführliches
und sehr konstruktives Gespräch mit den Damen und Herren des kosmos.frauenraums
geführt. Ich kann Ihnen sagen, es wurde großer Konsens erzielt in der Richtung,
dass wir sagen: Jawohl. Wir bekennen uns vorbehaltlos zur Bedeutung dieses
kosmos.frauenraums und wir werden auch in der Stadt alles unternehmen, dass es
diesen in Zukunft weiter gibt.
Wir haben das auch in der Vergangenheit bewiesen, indem
die Stadt im Gegensatz zum Bund tatsächlich die finanziellen Mittel immer
wieder zur Verfügung gestellt hat.
Wir wollen durch die Beschlussfassung dieser
Subvention von 145 300 EUR morgen sicherstellen, dass das Haus bis
Dezember, bis Ende dieses Jahres sichergestellt ist. Wir wollen aber diese
Zäsur im kommenden Halbjahr nützen, in Gesprächen zwischen den Vertreterinnen
und Vertretern der MA 7 und dem kosmos.frauenraum eine klare Absicherung
und strukturelle Lösung aktueller Probleme zu finden, nämlich durch die
Schaffung einer strukturellen Transparenz, durch eine Trennung der operativen
Geschäftsführung von den gesellschaftsrechtlichen Trägern, nämlich dem Verein
und der GesmbH. Offensichtlich hat es Sie, Herr Stadtrat, nie gestört, dass da
eine Person gleichzeitig Vorsitzende des Vereins, zu 100 Prozent alleinige
Gesellschafterin der Gesellschaft ist und gleichzeitig alleinige
Geschäftsführerin, vom Verein und von der Gesellschaft beauftragt. Das ist
nicht die Transparenz, die notwendig ist. Und diese strukturellen Probleme sind
unserer Meinung nach zuerst zu klären und dann kann man einen Neubeginn ab
Jänner kommenden Jahres starten. Da sind wir übrigens mit den Damen des
kosmos.frauenraums gestern zur völligen Übereinstimmung gekommen.
Das Ziel ist es - und wir werden das auch morgen beantragen
-, einen mittelfristigen Finanzplan auszuarbeiten, mit einem darauf
abgestimmten Programm,
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