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Gemeinderat, 17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 53 von 115

 

Wiener Symphoniker und das Klangforum Wien entsprechend einbinden wird, dass das Theater an der Wien auch so etwas wie eine Heimstätte der Wiener Symphoniker und des Klangforums wird. Und diese Entscheidung, die in den letzen Wochen getroffen worden ist, ist tatsächlich eine Jahrhundertentscheidung, und es wird in der Geschichte zu beurteilen zu sein, was das für eine Entscheidung war.

 

Es gibt ja immer die Frage: Was bleibt von einer Ära über? - Also ich kann mir heute schon vorstellen, was von der Ära Mailath-Pokorny über bleibt: Die Entscheidung, das Theater an der Wien wieder zum Opernhaus und zum Haus für klassisches und zeitgenössisches Musiktheater zu machen. Das ist ein großartiger Erfolg, den wir heute hier bei dieser Debatte verbuchen können. (Beifall bei der SPÖ.) Mit dieser Entscheidung, aus dem Theater an der Wien ab 2006 ein Opernhaus zu machen, hat die Wiener SPÖ und diese Stadtregierung nicht nur bewiesen, dass wir Visionen in Wahlprogrammen niederschreiben, sondern dass wir diese Visionen sehr, sehr rasch zu konkreter politischer Realität werden lassen. Das ist nur ein Beispiel der 100 Punkte, die wir für Wien umsetzen werden, aber für uns in der Kulturpolitik ist das wahrscheinlich der entscheidendste Punkt.

 

Und diese Entscheidung der Stadtregierung, das Theater an der Wien in ein Opernhaus umzuwandeln, hat nun tatsächlich in der Presse und in der Öffentlichkeit ungeteilte, ja fast euphorische Zustimmung gefunden. Ebenso wie die zweite Entscheidung, nämlich den amerikanischen Regiestar Peter Sellers dazu zu gewinnen, für 2006 eine Verantwortung zur Vorbereitung des Mozartjahrs in Wien zu übernehmen. Und diese Entscheidung ist nun tatsächlich auch eine richtungsweisende Entscheidung. Es ist nämlich eine Entscheidung, die beweist, dass wir dieses Mozartjahr nicht hausgemacht in Wien machen wollen, sondern von außen beeinflussen lassen wollen, dass wir internationale Verbindungen nutzen wollen und internationale Kooperationen eingehen wollen, dass wir nicht ein Mozartjahr nach innen organisieren, sondern nach außen, hinaus in die Welt, dass wir nicht ein Mozartjahr in der Vergangenheit belassen wollen, sondern ein Mozartjahr haben wollen, das in die Zukunft weist. Und dafür ist Peter Sellers, den StR Mailath-Pokorny vor kurzem als Verantwortlichen für das Mozartjahr in Wien 2006 vorgestellt hat, nun tatsächlich ein Garant, und darüber gibt es auch völliges Einvernehmen in der Öffentlichkeit und in der Presse.

 

Und wenn StR Marboe heute und der Klubobmann der ÖVP gestern von einem "kulturpolitischen Desaster" gesprochen haben, dass man in die Kulturseiten der Zeitungen schauen sollte, dann muss ich dem Klubobmann vorwerfen: Das hast du offensichtlich schon lange nicht gemacht. Also diese Zeitungen sind schon ziemlich vergilbt, denn in den letzten Wochen gibt es nämlich nur großartige Meldungen über die Kulturpolitik in Wien und insbesondere auch über den Kulturstadtrat. Und wir haben tatsächlich in die Zeitungen geschaut. Und nachdem du diese Zeitungen offensichtlich noch nicht gelesen hast, möchte ich dir da ein paar wichtige Zitate auch zur Kenntnis bringen.

 

Der "Kurier" schreibt über die Entscheidung des Theaters an der Wien und Peter Sellers von einer "wundersamen Wandlung der Wiener Kulturpolitik, von einem puren Glücksfall". Der "Kurier" schreibt weiter: "Die Entscheidung ist jedenfalls die einzig richtige. Fast hat man den Anschein, als wolle Wien damit den Salzburgern, die noch um das Kleine Festspielhaus streiten, ordentlich etwas vorlegen. In Wien gibt es jetzt nicht nur ein ideales Haus für Mozart, es wird ab 2006 auch als solches genutzt werden." Soweit der "Kurier".

 

Die "Salzburger Nachrichten" titeln: "Der Stadtrat zeigt Statur." Sie schreiben weiter: "Das ist nicht nur seine Größe, sondern auch seine politische Entscheidung. Er legt die Souveränität und die Kompetenz an den Tag, die man von einer Person in diesem Amt erwartet. Mailath-Pokorny handelt mit Entschlossenheit und Feingefühl zugleich. Das ist souverän, das hat Statur."

 

Jetzt nehmen wir eine Zeitung auch von ein bissel weiter draußen. Die "Welt" fragt: "Was kann Berlin von Wien lernen? Was ist dort besser als in der deutschen Hauptstadt?" Und über das steigende Kulturbudget in Wien schreibt die "Welt": "Aus Berliner Sicht herrschen in Wien paradiesische Zustände."

 

Und das wissen Sie auch. Sie zitieren immer nur das, was Sie wollen. Wir wissen, dass gerade die letzten kulturpolitischen Entscheidungen die Handschrift des Mailath-Pokorny tragen und dass das tatsächlich eine großartige Bilanz ist, zu der wir heute hier unsere Zustimmung geben. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Ein Nebensatz noch, wenn Sie sich immer so gerühmt haben, Herr Stadtrat, und gesagt haben, das deutsche Feuilleton war begeistert über die Theaterlandschaft in Wien, dann muss man fairerweise sagen: Die haben immer das Burgtheater gemeint. Es war immer das Burgtheater, das hochgejubelt worden ist. Zu Recht. Die haben auch alle Preise gewonnen und machen das mit wahnsinnig viel Geld, zugegebenermaßen mit einer auch hervorragenden Direktion und einem hervorragenden Team. Aber nur, das war nicht Ihr Erfolg, das ist Ihnen ein bissel in den Schoß gefallen. Aber davon kann man auch auf Dauer nicht leben.

 

Wenn wir nun im "Standard" lesen müssen, dass in Frankfurt zum Beispiel das experimentelle "Theater am Turm" geschlossen werden muss, dann muss man sagen: In Wien ist wirklich die Kultur- und Theaterpolitik anders. Während anderswo Theater geschlossen werden, werden bei uns - vorsichtig, aber doch - weitere Theaterräume finanziert und gestaltet.

 

Und natürlich bin ich froh, dass der Rabenhof nicht nur erhalten geblieben ist, sondern diese großartige Entwicklung genommen hat. Natürlich sind wir froh, dass wir damals hart geblieben sind und nicht zugelassen haben, das als Kabarettbühne ohne Subvention zu führen. Wir sind jedenfalls froh, und das hat die aktuelle Entwicklung bewiesen, dass der Rabenhof notwendig ist, dass dieses junge, trashige Volkstheater in Wien tatsächlich gefehlt hat, und die Entwicklung der letzten

 

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