Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 115
27,5 Millionen EUR vorgesehen, oder für die Calls, für
Life Science gibt es 3 Millionen EUR, und das ist im Gegensatz zu den von
mir schon erwähnten 92,4 Millionen S doch etwas wenig.
Kann man das jetzt also
wirklich so stehen lassen, dass die sonstige Wissenschaft die nicht
wirtschaftsnahe Forschung mit so wenig Geld betitelt? - Schauen wir uns die
anderen Ausgaben an: Diese 92,4 Millionen S stehen im Vergleich zu
zirka 750 Millionen für den Straßenbau, 417 Millionen für die
Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, und es gäbe noch andere Bereiche, wo
wir sagen, dieser Vergleich stimmt nicht, denn wenn wir die Gesamtausgaben der
Stadt mit diesem Forschungsbereich vergleichen, so haben wir hier
0,067 Prozent der Gesamtausgaben. Das ist uns viel zu wenig und ich werde
auch einen Antrag stellen, dass hier mehr Mittel für das nächste Jahr
budgetiert werden.
Wenn man sich auf der Homepage ein Zitat von Bgm
Häupl anschaut, wo er zur Wissenschaftsstadt Wien meint, dass wir die lokalen,
regionalen, nationalen und globalen Probleme nur mit Hilfe einer in der
Qualität und in der ethischen Fundierung gleichermaßen hervorragenden Forschung
lösen können, so ist das gut, aber wo findet sie statt, diese Forschung? Oder, die
schon erwähnten 100 Projekte für die Zukunft Wiens, so findet man dort
unter dem Titel "Neue Impulse in der Wissenschaft": "Neue
Bereiche in der Wissenschaft werden erfasst, zum Beispiel Cultural-Studies,
Gender Forschung, Urbanismus und Migrationforschung." Ja, wo werden denn
diese Dinge beforscht, wenn nicht in diesen Budgetpunkten. Die wirtschaftsnahe
Forschung wird sich wahrscheinlich nicht sehr für diese Bereiche interessieren.
Unserer Meinung nach gäbe es sehr viele Bereiche zu
erforschen, die hier in diesem kultur- und sozialwissenschaftlichen Bereich
angesiedelt werden könnten. Zum Beispiel könnte sich die Stadt Wien auch einmal
aufraffen, Armutsforschung oder Forschung, die sich mit Gettobildung,
Gettopolitik in Wien beschäftigt, in der Schulpolitik könnte man einiges an
Forschungsaufträge vergeben, es gibt genug couragierte und engagierte
WissenschaftlerInnen, die in all diesen Themenfeldern in Wien aktiv sind.
Man könnte sich zum Beispiel auch mit dem Vienna
Citybike auseinander setzten, nicht im Zuge der Diskussion, um die es jetzt
gegangen ist, warum denn diese Leute aus kapitalistischen Motiven die Fahrräder
klauen, sondern steckt da nicht etwas anderes dahinter, kann man das nicht auch
aus anderen, ästhetischen, wahren ästhetischen Gründen erforschen?
Die Wissenschaft ist hier sehr breit und all diese Bereiche
könnten sehr gut mit jungen Wiener WissenschaftlerInnen abgedeckt werden und es
gibt genug zu tun, genug zu forschen, genug Wien-spezifische Forschung zu
betreiben und ich denke, wir könnten hier doch etwas mehr Geld brauchen, um uns
hier mehr Projekte anzusehen.
Für uns ist die Forschung nicht nur eine Frage des
Wirtschaftsstandorts und nicht nur vorrangig die Wirtschaftsförderung und die
wirtschaftsnahe Forschung.
Es gibt in Wien eine Unmenge an jungen AkademikerInnen,
ForscherInnen, die Ideen hätten, die sie einbringen könnten, um hier auch
teilzuhaben an der gesellschaftspolitischen Forschung und hier auch Gelder
lukrieren zu können, und ich denke, dass wir hier schon auch ein Zeichen setzen
könnten, diesen jungen, engagierten Menschen auch mehr Förderungen zur Verfügung
zu stellen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich stelle daher folgenden Antrag:
"Bei der Stellung des Budgetvoranschlags 2003
wird der Budgetansatz 2891, Förderung von Forschung und Wissenschaft,
deutlich angehoben, sodass er bei mindest 1 Promille der Gesamtausgaben
liegt."
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige Abstimmung
dieses Antrags.
Wenn wir uns also ernst nehmen, und ich fürchte, die
Debatte wird dann nachher nicht über die Wissenschaft gehen, sondern es wird
weiter um Kultur gehen, und hat jetzt Marboe Recht oder Woller oder
Mailath-Pokorny, so möchte ich Sie doch bitten, im Sinne der jungen
WissenschaftlerInnen, im Sinne der Wissenschaftsstadt Wien, die ja auch vom
Herrn Bürgermeister und vom Herrn Finanzstadtrat so hoch gelobt wird, hier
Gelder zu genehmigen, um unseren jungen Menschen und Forscherinnen und
Forschern eine Möglichkeit zu bieten, sodass die Stadt Wien auch wirklich den
Titel Wissenschaftsstadt Wien verdient und ich bitte um Zustimmung unseres
Antrags. - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Dr Salcher am
Wort. Ich erteile es ihm.
GR Dr
Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte
zunächst Frau Kollegin Sommer-Smolik Recht geben und auch dafür danken, dass
sie hier den Aspekt der Wissenschaft eingebracht hat. Das ist sozusagen meine
Vorleistung, die ich jetzt hier erbringen kann, wenngleich ich sie um
Verständnis dafür ersuche, dass ich jetzt auch keinen Wissenschaftsbeitrag hier
einbringe, wobei ich dazusage, dass ich das schon des Öfteren selbst erlebt
habe, weil wir heißen ja wirklich "Kultur und Wissenschaft". An sich
würde es diesem Ausschuss gut anstehen, wenn wir überhaupt einmal eine gesamte
Debatte durchführen und - wir könnten das ja einmal in Absprache mit den
Fraktionen tun - den Bereich der Wissenschaft ansprechen. Und, wie gesagt, ich
möchte Ihnen dafür danken, und ich halte es für vollkommen richtig, dass wir
das tun. Ich bitte Sie jetzt aber um Verständnis, dass ich mich jetzt ein
bisserl mit den Kollegen aus dem Kulturbereich auseinander setzen möchte.
Ernst Woller hat Nestroy zitiert, "alles, alles nicht
so wahr". Ich passe jetzt ein bisserl auf mit Theaterzitaten, weil mir da
einmal etwas passiert ist und man soll ja dazulernen. Und auch in Anbetracht
der heutigen Fußballweltmeisterschaft möchte ich einen Experten aus
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