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Gemeinderat, 17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 57 von 115

 

einem anderen Bereich nennen, nämlich den Lothar Matthäus, der heute im "Standard" zitiert wurde: "Du sagst, alles nicht so wahr, ich muss dir leider sagen, es ist alles so wahr, nur ihr wollt es nicht sehen." Und wie der Fußballexperte Lothar Matthäus sagt, "wir dürfen den Sand nicht in den Kopf stecken", also das ist etwas, was ich der SPÖ-Fraktion hier empfehlen kann, denn es geht nämlich um das Problem der Wahrnehmung und nicht um das Problem, ob etwas wahr ist oder nicht wahr ist. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ich war auch gut beraten, mich gestern um 3 Uhr in der Früh nicht allzu intensiv auf die heutige Debatte vorzubereiten, weil ich gewusst habe, der Kollege Woller redet vor mir und da braucht man nur aufmerksam zuhören und die Rede fließt einem dann ja aus den Händen. Und wie ich da jetzt so zugehört habe, oder überhaupt zugehört habe, ist mir ein neuer Begriff gekommen: Daniel Goleman hat in der Psychologie den Begriff der emotionalen Intelligenz entwickelt und ich möchte hier heute meinen Beitrag dem Begriff der kulturellen Intelligenz widmen.

 

Jetzt muss ich dazusagen, ich will ja keinen geistigen Diebstahl begehen, Frau Kollegin Marie Ringler hat sich ja auch schon einmal mit der sozialen Intelligenz des Herrn Kulturstadtrats extra bei einer Pressekonferenz auseinander gesetzt, mit einem anderen Ansatz als ich, ich würde ihn einen feministisch-phänomenologischen Ansatz nennen.

 

Ich möchte jetzt nicht in Details dieser Analyse eingehen, jedenfalls am Schluss ist sie zum Ergebnis gekommen, "der Herr Stadtrat ist einfach potschert". (GRin Marie Ringler: Das habe ich nicht gesagt!) Das ist eher ein Begriff, den Frauen Männern zuordnen, es gibt ja auch Begriffe, wie hysterisch zum Beispiel, die eher Männer Frauen zuordnen, das ist ja auch sexistisch, aber deswegen habe ich sie eine feministische Analyse genannt. Und ich möchte jetzt nicht bei dem Begriff "potschert" hängen bleiben, sondern möchte etwas tiefer eindringen. Weil, das wirst du mir auch zugestehen, du arbeitest ja gerade wissenschaftlich zu dem Thema, der Begriff "potschert" ist ja in der wissenschaftlichen Terminologie noch nicht ganz gefestigt und durchgesetzt, also daher werde ich mir erlauben, das ein bisserl genauer zu erläutern.

 

Also erstens: Der wichtigste Begriff der kulturellen Intelligenz ist der Begriff der Selbstwahrnehmung. Das heißt, die zutreffende Selbsteinschätzung, also die eigenen Stärken und Grenzen zu kennen. Nun, Sie können sich ja durchaus für den Beitrag interessieren, das ist ja für alle Fraktionen vielleicht hilfreich, sich mit dem Begriff der Selbstwahrnehmung auseinander zu setzen. (GR Ernst Woller: Welchen Stadtrat meinen Sie, den früheren?) Ich rede jetzt einmal überhaupt über den Begriff der kulturellen Intelligenz, es sind dann alle Fraktionen gemeint, offensichtlich gibt es ein großes Interesse in allen Fraktionen, es kann sich ja dann jede Fraktion etwas herausnehmen und auf entsprechende Fraktionskollegen aufteilen, was vielleicht von Interesse sein kann.

 

Also, ich rede jetzt einmal über die Selbstwahrnehmung. Ich darf hier wieder einmal die Frage aufwerfen, wie wird diese Politik von anderen wahrgenommen und wie wird sie von einem selbst wahrgenommen. Jetzt rede ich einmal nur von der Wahrnehmung der SPÖ-Kulturpolitik: Ernst Woller hat also gesagt, und ich sage jetzt nur einen einzigen Satz: "So hat der neue Kulturstadtrat Mailath-Pokorny rasch den Weiterbestand des Theaters in den Außenbezirken gesichert, die Finanzierung des Kindermuseums und den Bau des Kindertheaters sichergestellt sowie wichtige Personalentscheidungen bei Theatern, wie der Josefstadt und dem Rabenhof, getroffen."

 

Das ist sozusagen die Eigenwahrnehmung. Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit war ein bisserl eine andere. Nämlich das, was hier als Weiterbestand des Theaters in den Außenbezirken argumentiert wird, war in Wirklichkeit eine eindeutige Subventionierung der Arbeiterkammer, die aufgehört hat, diese Institutionen zu finanzieren und wenn es da ... (GR Ernst Woller: Weil die Regierung so viele Gelder gestrichen hat!) Nun, langsam ... (GR Ernst Woller: Weil diese Regierung alles gestrichen hat!) Passt auf, wenn Sie über dieses Thema ausführlicher diskutieren wollen, so habe ich die Zitate eines Kollegen der Sozialistischen Fraktion parat, der rausgekommen ist und damals argumentiert hat, nun, man habe einfach alles kürzen müssen bei der Arbeiterkammer (GRin Winklbauer Renate: Ja, aber warum!) und das, was dann über geblieben ist, habe man ohnedies der Kultur gewidmet. Da können wir gerne darüber diskutieren, das ist offensichtlich das sozialdemokratische Kulturverständnis. Das, was übrig bleibt, das wird sozusagen dann der Kulturpolitik gewidmet. (GR Ernst Woller: Weil diese Regierung alles gestrichen hat!) Da können wir gerne darüber reden und das hat mit der Bundesregierung überhaupt nichts zu tun. (Beifall bei der ÖVP. - GR Dr Matthias Tschirf: Das ist ja arg, so eine Diskussion, das ist ja furchtbar!)

 

Lieber Kollege Woller, ich will ja die Chance nutzen, dass in dieser Kulturdebatte nicht nur über die Bundesregierung und nicht nur über Peter Marboe gesprochen wird, sondern auch ein bisserl auch über den aktuellen Kulturstadtrat, gebt ihm wenigstens eine Chance, oder gebt mir eine Chance, ihn ein bisschen ins Rampenlicht zu rücken. Es ist ja nicht ganz einfach, nicht? Also, das ist mein erstes Beispiel.

 

Das zweite Beispiel, jetzt habe ich es nur vergessen. (Der Redner holt von seinem Platz Unterlagen für die Rede.) Das ist wichtig, das ist gut.

 

Also, ich habe mir das angeschaut, Kunst- und Kulturbericht der Stadt Wien und das erste Mal Frauenkunstbericht. Und mich hat natürlich auch die optische Gestaltung sehr angesprochen. Da sehen Sie eine Dame, die eine rote Fahne hält, da steht drauf: "Feministische Forderungen sind tragbar". Jetzt können wir uns alle erinnern, da war doch, ich glaube, Dr Marboe hat es gesagt, die Eröffnung des Frauenhauses, die Eröffnung des Tanzhauses, da ist ja wirklich eine Frau gestanden, wirklich mit einem roten Transparent, da ist nur etwas

 

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