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Gemeinderat, 17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 58 von 115

 

anderes draufgestanden. Da ist nämlich eine Frage draufgestanden: "Muss man wieder SPÖ-Mitglied sein?" Da hätte es sicher ein Foto gegeben, das hätte man ja gleich nehmen können. Ich weiß nicht, das ist hier nicht erkennbar, ob das die Barbara Klein ist, der Spruch ist offensichtlich ein anderer. Also wirklich, wenn ich ein derart prägendes Erlebnis habe und dann traue ich mir eine Frau mit einer roten Fahne mit weißer Schrift drauf auf das Titelblatt des Frauenkunstberichts zu geben, also da muss man schon eine besondere Energie haben.

 

Ich sage Ihnen was, feministische Forderungen sind tragbar, darüber kann man reden, aber Ihre Vorgangsweise in der Frage des kosmos.frauenraums, die ist untragbar. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Zum Frauenkunstbericht wird ja Frau Kollegin Winklbauer angekündigtermaßen genauer Stellung neh-men, ich habe nur einmal eine quantitative Analyse ge-macht. Er hat 49 Seiten, zarte 17 Seiten davon setzen sich mit dem Frauenanteil bei Förderungen und Leitungsfunktionen auseinander. Das halte ich durchaus für eine interessante Analyse, sich das einmal anzu-schauen, wobei zu sagen ist, um die Peinlichkeit kommen Sie nicht herum, es gibt keine einzige künstlerische Besetzung von Ihnen in Ihrer Periode und da nutzen Ihnen die ganzen Zahlenspielereien nichts. Die restlichen 32 Seiten sind Reflexionen über Frauenkunstfragen.

 

Ich muss gestehen, ich bin natürlich bei einem Satz, der auch groß herausgehoben wird, ein bisschen hängen geblieben - es war gestern schon später -, aber vielleicht kann man mir den dann noch ein bisschen ge-nauer erläutern. Das war der Satz: "Generell denke ich, dass Sex in unserer Gesellschaft total überbewertet ist." Also, das habe nicht ich gesagt, das steht da drinnen.

 

Für die, die es genau wissen wollen, gemeint ist damit der Heterosex, also es wird dann noch genauer ausgeführt, aber das will ich hier nicht mehr wiedergeben.

 

Also, ich möchte nur als einer der Angehörigen dieser kleinen, aber doch schützenswerten Minderheit derer, die sich dazu noch bekennt, immerhin einer Minderheit, die es schon seit ein paar Hundertmillionen Jahren gibt, wollte ich nur sagen, also zumindest die Schutzwürdigkeit dieser Minderheit sollte auch in Zukunft gesichert werden. Man könnte jetzt noch tiefer in dieses Thema eindringen, aber StR Mailath-Pokorny will ja nie, dass wir uns in andere Ressorts einmischen, da wird er immer ein bisschen nervös, vor allem bei der Frau Kollegin Laska und das Zwischenmenschliche resultiert ja doch eher ins Ressort der Frau Kollegin Brauner, aber da ist es gestern am Abend relativ lange geworden. Ich habe aber schon festgestellt, es gibt großes Interesse an diesem Thema und vielleicht könnte man sich dort einmal tiefer damit auseinander setzen.

 

Das dritte Beispiel der Selbstwahrnehmung - und das für mich entlarvendste - ist das Zitat von Kollegen Mailath-Pokorny selbst, oder auch hier in dieser Presseaussendung über die Situation des Theaters an der Wien, was auch Ernst Woller hier als den großen Durchbruch bezeichnet hat. Er habe seit Amtsantritt einiges erreicht, betonte Mailath-Pokorny und verwies vor allem auf die Umwandlung des Theaters an der Wien in ein Opern- und Festspielhaus. Und das Ganze wird irgendwann einmal, ich glaube, im Jahr 2006 greifbar werden. (GR Ernst Woller: Es ist schon eine ziemliche Vorlaufzeit für ein Musiktheater erforderlich!)

 

Also, sehr geehrte Damen und Herren, die Idee, da sind wir uns ja alle einig, die ist nicht neu, die stammt nicht einmal aus der Ära Marboe, die stammt aus der Vor-Pasterk-Ära, das wissen wir alle. Und jetzt, die größte kulturpolitische Leistung, die Mailath-Pokorny nach eigener Meinung erreicht hat, ist, dass er ankündigt, dass irgendwann am Ende oder nach seiner Amtszeit etwas in Betrieb geht. So kleine Detailfragen, wer zahlt das Ganze, wie schaut das strukturelle Konzept aus, die sind noch offen geblieben, aber wir harren deren aller mit großem Interesse. Wir, also ich zumindest, habe bis heute noch keine einzige Studie, die es angeblich dazu gibt, kein einziges Arbeitsgruppenergebnis, keine einzige Hintergrundinformation bekommen und das unterscheidet eben diesen Stadtrat und diese Führung sehr wesentlich davon, wie wir vorher kommuniziert haben, wo wir damals immerhin fünf Parteien ständig eingebunden haben. Ich hole mir die Informationen halt aus den Zeitungen und schaue mir an, was ich hier finde.

 

Faktum ist also, das ist ein Stadtrat, der ankündigt, dass sein größter Erfolg nach seiner Amtszeit sein wird: Nun, im Bereich der Selbstwahrnehmung kann man nur sagen, das ist jedenfalls eine realistische Ankündigung. Und wenn Ernst Woller heute mühsam versucht hat, Zeitungszitate zu finden und dann kommst du ausgerechnet mit der aus eurer Sicht ja bürgerlich-konser-vativen bis bürgerlich-reaktionären Welt, und diese Welt stellt fest, dass es immerhin in ganz Europa einen Stadtrat gibt, nämlich den StR Firl von der PDS in Berlin, wo Mailath-Pokorny offensichtlich auch aus Sicht der Welt besser gesehen wird.

 

Also, wenn das die gesamte internationale Presseauswertung ist, im Vergleich zu dem, was Peter Marboe hier geschaffen hat - man kann ja ruhig oft in der Nähe bleiben und in der Nähe schauen, was es hier für ein katastrophales Presseecho gegeben hat -, dann ist das eine sehr traurige Bilanz. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Das zweite Element der kulturellen Intelligenz ist die Selbstkontrolle, also die Fähigkeit, störende Impulse und Emotionen einigermaßen in Schach zu halten. Und da muss ich wirklich dazusagen, also diese ständige Larmoyanz in Bezug auf den Vorgänger (GRin Renate Winklbauer: Larmoyanz, ja, das stimmt!), nun, die ständige Larmoyanz, die Sie hier immer einbringen, die ungemeine Lust, die Ernst Woller daran verspürt, endlich die Reden, die er alle aus Koalitionsdisziplin nicht halten konnte oder halten durfte - ja, ich habe das Gefühl, die sind alle vorbereitet gewesen, die sind alle unterm Nachtkasterl gelegen -, jetzt endlich alle loszuwerden, also das ist schon irgendwie beeindruckend.

 

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