Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 115
liebenswürdiger Mensch. Daher glaube ich auch
nicht, dass sie das sein kann. Ganz im Gegenteil, ich glaube, Kollegin Ringler
sehnt sich so danach, dass es eine erfolgreiche linke Kulturpolitik in der
Stadt gibt.
Nur, Herr Stadtrat, Sie geben ihr keine Chance. Also
ich meine jetzt nicht allein die Ringler, aber der linken erfolgreichen
Kulturpolitik geben Sie keine Chance. Das ist vielleicht ein Widerspruch in
sich, aber geben Sie ihr doch einmal eine Chance, die GRÜNEN werden Sie sicher
nicht daran hindern.
StR Marboe ist es heute gelungen - und das ist wirklich
eine Premiere im Wiener Gemeinderat gewesen -, dass die SPÖ frenetischen
Applaus einer FPÖ-Abgeordneten, der Abg Unterreiner, gibt, weil sie endlich
etwas gegen Marboe sagt. Da eröffnen sich natürlich völlig neue Koalitionen und
da rücken auf einmal Dinge zusammen, die vielleicht sogar mehr zusammengehören,
als uns das bisher bewusst geworden ist. (GR
Kurth-Bodo Blind: Aber geh!)
Der letzte Schuldige, der bleibt natürlich ich, im Sinne
der Selbstwahrnehmung. Da muss ich aber auch zu meiner Ehrenrettung sagen - und
ein paar kennen mich -, ich bin auch die Milde in Person, seien wir uns
ehrlich. Wenn ich mich an meine Zeiten der Pasterk erinnere, Misstrauensantrag,
die ganze SPÖ-Fraktion ist damals noch ausgezogen, ich will nicht sagen
ausgezuckt, ausgezogen. Nur eines muss man der Ursula Pasterk zugute halten, da
war etwas, woran man sich reiben konnte, was man kritisieren konnte. Das war
auch spannend.
Nur, wo nichts ist, kann man auch nichts kritisieren,
und daher kann man auch, wo nichts ist, nirgends zustimmen und das ist der
Grund, warum wir leider heute nach reiflicher Überlegung auch das Kulturkapitel
ablehnen müssen. - Danke. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Mag STEFAN
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Harald STEFAN
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Versteckt, soweit
ich sehe, da hinten. Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben das Glück, dass wir nicht in erster Linie
darüber diskutieren müssen, hat es der ehemalige oder der jetzige Stadtrat
besser gemacht, oder der Kopfballspezialist oder der ausrangierte
Schiedsrichter. Das ist für uns nicht das Thema, wir können das von außen
betrachten, was sich im letzten Jahr in der Kultur getan hat. Ein Budget, das
ja noch gemeinsam verhandelt wurde, wurde jetzt rein rot durchgeführt.
In den Medien haben wir zum Teil gehört,
Mailath-Pokorny wäre konzeptlos. Ich muss sagen, den Eindruck vermittelt er
nicht. Man muss nur schauen, was man als Konzept erkennen kann, und da meine
ich schon, dass was auch schon heute einmal gesagt wurde, so eine kleine
Rückkehr in die Pasterk-Zeit erkennbar ist.
Es sind diese verschiedenen Bereiche, wo man das
wieder erkennen kann. Es ist die direkte und indirekte Einflussnahme auf die
Kulturpolitik, die Gewichtung von Subventionen, es sind die Einflussnahmen auf
Preisverleihungen, indem man Jurys besetzt, es ist vor allem insbesondere
überhaupt die Personalpolitik, die Direktorenbesetzung. Wir haben heute schon
gehört: Rabenhof, Josefstadt. Was mit dem Historischen Museum der Stadt Wien
passieren wird, darüber können wir schon Wetten abschließen. Vielleicht werden
wir das morgen tun. Wer sich Gedanken machen darf, über die Zukunft der Vereinigten
Bühnen, ist bezeichnend. Es werden hier also schon ganz eindeutig Akzente
gesetzt. Und die Selbstherrlichkeit ist auch wieder ein gewisser Rückschritt,
zum Beispiel die Zusage, Public Netbase zu sanieren oder zu retten, ohne davor
noch irgendein Gremium damit befasst zu haben. Das ist dann ein
Selbstverständnis sozialdemokratischer Kulturpolitik ohne jedes Hindernis, und
da ist insofern ein Konzept vorhanden, das muss man eindeutig sagen, und da
kann man nicht von Konzeptlosigkeit sprechen.
Es ist ja auch ganz angenehm, hinter so einem bürgerlichen
Auftreten, einem durchaus sympathischen, mit den behübschenden Stehsätzen und
Worten, die wir da immer wieder hören, wie archiviert, neu, spannend,
innovativ, experimentell, international anerkannt, kritisch, öffentlicher
Diskurs, wunderbare Auseinandersetzung, engagiert, couragiert, bis zum heute
gehörten trashig. Trashig ist ja ganz gut ... (Zwischenruf: Deutschland hat 1 zu 0 gewonnen!) Wir haben
1 zu 0 gewonnen (Amtsf StR Dr
Andreas Mailath-Pokorny: Wer ist wir?),
die Deutsch-Nationalen haben gewonnen, ja. (Zahlreiche Zwischenruf von der SPÖ.) Die Europäer haben
1 zu 0 gewonnen, ja. Die letzte Mannschaft der EU, die noch drinnen
ist.
Wir haben heute gehört, "trashig ist das Rabenhoftheater".
Also, soweit ich englisch gelernt habe, hat das etwas mit Mist zu tun, das soll
wahrscheinlich mistig heißen. Also wunderbar, diese schönen Worte, mit denen
aber ganz wunderbar einschlägig geschulte Persönlichkeiten mit einer guten
roten Herkunft ihre linke Politik durchsetzen.
Wenn man von der Gewichtung spricht, dann muss man
sich ja nur die Zahlen anschauen. Wir haben das diesmal netterweise im Kunst-
und Kulturbericht der Stadt Wien sehr schön aufbereitet bekommen. Wir können
uns anschauen, was das Rabenhoftheater bekommt, nämlich 650 000 EUR,
dagegen die weniger geliebte Freie Bühne Wieden 130 000 EUR. Wir
sehen, wie die so genannten Freien Gruppen bedacht werden, immerhin
148 Institutionen, über die die breite Gießkanne gestreut wird, mit
54,7 Millionen EUR, also ein beträchtlicher Betrag, der hier gestreut
wird, wie gesagt, an eine ganz große Vielzahl von Institutionen. Der echte
Nutzen ist ja fraglich und es ist vor allem kaum überprüfbar. Das wird also
frei vergeben, deswegen heißen sie auch Freie Gruppen.
Überhaupt ist das so ein Stehsatz, der auch heute wieder
gekommen ist: "Es ist ganz wichtig, es muss nur mehr Geld geben." Es
war heute schon in den Medien und daher muss man das auch thematisieren. Wir haben
bis jetzt 1,8 Prozent des Budgets gehabt, jetzt sind
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