Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 115
der künstlerischen Leitung ist, wenn ein Kulturbetrieb
gerade in Zeiten knapper Budgets und der Streichungen von Bundesseite das als
eine nicht wichtige oder zweitrangige Position angesehen wird. Es wird immer
wichtiger, dass auch kaufmännische Fähigkeiten dort greifen. Und die Frauen
stellen dort sozusagen ihren Mann, aber sie sind eigentlich besser, wenn sie
nicht ihren Mann, sondern ihre Frau stellen. (Beifall bei der SPÖ.)
Und Andi Mailath-Pokorny hat sich auch im Interesse
der qualitätsvollen Wiener Kinolandschaft bemüht, das City-Cinema-Problem in
den Griff zu bekommen und es wird das Metro- und das Gartenbaukino für den
Kulturbetrieb, für den Kinokulturbetrieb, erhalten bleiben. Andi
Mailath-Pokorny macht’s eben besser.
Dritter Bereich: Wissenschaft. Die Wissenschaft ist
wieder in den Bereich des Kulturressorts zurückgekommen und ich finde das
wichtig und gut so und ich sehe es nicht so, wie die Kollegin von den GRÜNEN
gemeint hat, dass das nur ein Anhängsel sei. Ich glaube, dieser enge
Zusammenhang zwischen der Wissenschaft und der Kunst ist sehr wesentlich, wir
arbeiten ja auch gemeinsam an einem Projekt, Marie Ringler, das sich mit Art
and Science beschäftigt, wo wir Kunst und Wissenschaft des
21. Jahrhunderts fördern wollen, wo wir gemeinsame Forschung und
künstlerische Umsetzung von Wissenschaft und Kunstprojekten ermöglichen wollen.
Dies soll nicht mit den Methoden des 20. Jahrhunderts erfolgen, sondern
mit denen des 21. Jahrhunderts, aber wo die im 20. Jahrhundert
entwickelten Grundlagen in Wissenschaft und Kunst in das 21. Jahrhundert
getragen werden. Von der klassischen Moderne zur Cyberkultur, von klassischer
Technik zur Quantenmechanik, zur Kybernetik und zur Biotechnologie. Die
kritische Auseinandersetzung in diesem Bereich mit Demokratie und die
gesellschaftspolitischen Auswirkungen der neuen Technologie werden ein
wichtiger Bereich sein, etwas - um wieder zurückzukommen auf Public Netbase -,
das von Public Netbase immer schon gemacht wird.
Voraussetzungen die wir schaffen für die Zukunftsideen
im Kunst- und im Wissenschaftsbereich: Die Grundlage dafür ist die Arbeit der
Wissenschaftsabteilung, die jetzt wieder ins Kunstressort unter Dr Ehalt
zurückgekehrt ist. Es ist ein wichtiger Beitrag, um Wien im Städtewettbewerb
als Wissens- und Wissenschaftsstadt zu etablieren, mit einem sehr breiten Wissenschaftsbegriff,
in dem Themen wie Forschung und Innovation, Kulturreflexion, Kontakt zu
universitären Einrichtungen, Förderung auch zu kreativen Wissenschaftsinitiativen
fernab von Institutionen, die wissenschaftliche Nachwuchsförderung, die Wiener
Vorlesungen und Wissenschaftscollege, erfasst sind.
Ich könnte jetzt eine ganze Weile noch weiterreden,
aber ich habe nur mehr 7 Minuten zur Verfügung und daher möchte ich das
abkürzen, aber ich möchte betonen, wie wesentlich dieser Bereich ist.
Um wieder auf den Frauenbericht zu kommen: Selbst im
Wissenschaftsbereich, von dem wir ja genau wissen, dass er an den
Universitäten, an den Institutionen, extrem Männer-dominiert ist, im Bereich
der Stadt Wien aber, wo wir es eben besser machen, sind es immerhin
27 Prozent der Förderungen, die an Frauen gehen. Also, auch da macht es
Wien besser. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich komme zum vierten Bereich, den ich beleuchten
möchte: Geschichte - Gedächtnis der Stadt Wien. Das Archiv im Gasometer - ich
glaube, es ist eines unser hervorragenden Gedächtnisse - hat eine ganz reibungslose
Übersiedlung hinter sich gebracht. Und hier noch einmal den Dank an alle, an
die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das ermöglicht haben. Also
noch einmal diesen Dank, dass Wertbestände, die man gar nicht ermessen kann,
jetzt an einem schönen Ort ihren Platz gefunden haben.
Ich erwähne nur, dass wir erleben konnten, dass Wien
zum Weltkulturerbe geworden ist. Wir haben im Bereich der Wiener Stadt- und
Landesbibliothek eine in dieser Richtung auch positive Entwicklung, dass wir
die Schubert-Sammlung im Memory of the World-Register der UNESCO unterbringen
konnten, wir haben in diesem Bereich der Geschichte und des Gedächtnisses der
Stadt das Jüdische Museum, wir haben den Altstadtfonds, der die
Wiederherstellung historischer Bausubstanz ermöglicht, wir haben die
Bezirksmuseen und wir haben natürlich, und deswegen zum Schluss, das Historische
Museum, in welchem jetzt die Weichen gestellt werden, um diese erfolgreiche
Vergangenheit der Repräsentation der Weltkulturstadt und der Geschichte
hinüberzuleiten in ein urbanes Museum, das den heutigen Bedingungen und den
zukunftsorientierten und visionären Ideen gerecht werden kann. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich komme zum fünften und letzten, aber nicht weniger
wichtigen Bereich: Chancengleichheit, emanzipatorische Kulturpolitik für junge
Kunst, für junge KünstlerInnen, Kulturschaffende, KulturmanagerInnen, und da
vor allem weibliche. 72 Prozent der neuen Positionen, die im Führungsbereich
besetzt wurden - und ich habe zuerst schon gesagt, dass ich nichts davon halte,
den künstlerischen Bereich als den wertvolleren und den kaufmännischen als den
weniger wertvollen auseinander zu dividieren -, sind von Frauen besetzt.
Ich möchte in diesem Bereich der emanzipatorischen
Kulturpolitik aber auch interkulturelle Projekte nennen. Ich möchte alles das
nennen, was bezirksbezogene Aktivitäten sind, die nämlich eine Emanzipation der
Bewohner und Bewohnerinnen zu eigenkreativer Arbeit und eigenkreativer
Kunstproduktion sind. Auch da haben wir hervorragende Leistungen: das Theater
in den Bezirken, die Bezirksmuseen, die Bezirksfestwochen, stadtteilbezogene
Aktivitäten wie Kulturnetz oder Aktionsradius Augarten. Und last but not least
der Frauenkunstbericht.
Im Bereich der Theater ist ja schon vieles gesagt worden und
selbstverständlich ist alles selektiv, was man in diesem Bereich sieht oder was
man in diesem Bereich sagt, weil ja bewusst manches gesehen wird und manches
nicht gesehen wird, je nachdem mit welcher Einstellung man an die Sache
herangeht. Ich kann
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