Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 115
Verkehrskonzept miterstellt wird.
Das wird aber generell abgelehnt, wenn es um den Beschluss des
Flächenwidmungsplans geht.
Bei Sanierungsvorhaben
sollte dringend darauf geachtet werden, dass vor allem Flachdächer wieder mehr
begrünt werden, um das Raumklima für diese Stadt zu verbessern und auch mehr
Wohnqualität zu bieten. In letzter Zeit ist es schon fast täglich so, dass uns Frau
StRin Kossina aus irgendwelchen Zeitungen anblickt und auf begrünte Dachflächen
deutet. Dazu möchte ich schon sagen, dass es dann gerade in den Bezirken so
ist, dass diese Forderungen auf Begrünung von Dachflächen in den Bauausschüssen
generell abgelehnt werden, weil man die Kosten einfach nicht übernehmen will
und noch immer an der Dichtheit dieser Flachdächer zweifelt, obwohl es
mittlerweile sehr gute Erkenntnisse gibt und das keine Kriterien mehr wären,
nicht das Raumklima in dieser Stadt zu verbessern.
Wenn es nach dem Programm der Sozialdemokraten,
"100 Projekte für die Zukunft Wiens" geht, dann sollen bis zum
Jahr 2005 cirka 40 000 weitere Wohnungen runderneuert werden. Mit Hinblick
bis zum Jahr 2010 sollen es letztlich 860 000 Wohneinheiten sein. Es
bleibt jedoch die Frage offen, inwieweit dieser selbstgestellten Forderung
Rechnung getragen wird, wenn im ersten Quartal 2002 Sanierungsvorhaben
lediglich zu einem Fünftel des selbstgesteckten Ziels von
350 Millionen S ausgeführt worden sind.
Frau Dr Neck-Schaukowitsch ist jetzt leider nicht da,
aber als sie gestern auf dieses Papier angesprochen wurde, und zwar auf die
Umsetzung dieses Papiers, hat sie gemeint, die Periode ist ja noch nicht zu
Ende. Zugegeben, es sind erst eineinhalb Jahre, aber ich möchte meinen, wenn
man einer Bundesregierung nicht einmal die Chance gibt, innerhalb von
100 Tagen den Restmüll von sozialistischer Politik der letzten
30 Jahre wegzuräumen, dann muss man sich auch gefallen lassen, dass man
nach eineinhalb Jahren auf 100 Projekte für die Zukunft Wiens und deren
Durchführung angesprochen wird. (Beifall
bei der FPÖ.)
Allerdings - das möchte ich schon betonen - muss es
sich bei all den geplanten Wohnungen um solche handeln, die den Bedürfnissen
von Kleinhaushalten entsprechen. Singles wechseln im Schnitt alle drei bis vier
Jahre ihre Wohnung. Sie, Herr Stadtrat, schreiben im Amtsblatt, dass bei der
Planung dieser Wohnungen Forschungen unterstützt werden müssen. In welche
Richtung diese Forschungen gehen und wie dann die Resultate umgesetzt werden,
ist eigentlich nicht ersichtlich. Oder hier ist die Rede vom Hinausblicken über
den fachspezifischen Tellerrand und die Verbindung zu anderen Lebensbereichen
der Bewohner, sie zu erkennen und mit einzubeziehen, oder welche bedeutende
Rolle die Ökologie hier spielt.
Über die Ökologie und Dachbegrünung habe ich schon
ausreichend gesprochen. Über den fachspezifischen Tellerrand geht nicht viel
hinaus, wenn es allein um die Modulbauweise geht. Ich meine ein Projekt wie das
von Frau Dr Bauer-Jelinek, das jetzt schon in Deutschland und in Österreich
vorgestellt wurde. Man negiert das hier in Wien, wo ein Zusammenleben von Jung
und Alt, Familien und Einzelpersonen gefördert werden soll. Das spricht nicht
unbedingt für einen innovativen Wohnbau, wie wir uns diesen vorstellen.
Die Stadterneuerung in Wien verfolgt das Ziel, die
Altsubstanz nach Möglichkeit zu erhalten und, soweit das wirtschaftlich
vertretbar ist, auch zu verbessern und zwar - jetzt kommt der springende Punkt
- unter Einbeziehung der betroffenen Bewohner. Aber wie tragen Sie diesen
Bedürfnissen, vor allem der Jugendlichen und der Senioren, Rechnung? - Ich
denke mir, es wäre für Wiener Wohnen nicht nur wünschenswert, sondern auch
einmal ein interessantes Experiment, würde man in Wettbewerben - es ist jetzt
völlig egal, ob es um Neubauten oder Sanierungen geht - die einzige Hochbau-HTL
einzubeziehen. Warum wird so eine Schule nicht herangezogen, auch Projekte zu
liefern? Oder die Studenten an der Universität, die nach ihren Bedürfnissen
ihren Wohnraum planen. Eine Fachhochschule für Architektur hat Wien leider bis
heute noch nicht geschafft. Jugendspielplätze sind sowieso ein oft vergessener
Faktor, wenn es um den Neubau geht. Seniorengruppen sind auch noch am Rand. In
Graz werden zum Beispiel an runden Tischen mit Kindern und Jugendlichen
Ge-spräche unter dem Motto "Kinder rücken ins Zentrum" geführt. Auch
in Salzburg gibt es ähnliche Vorhaben. In Wien gab es Ansätze von
Jugendparlamenten, die aber letztlich kläglich gescheitert sind.
Zur Einbindung von Jugendlichen in Planungsabläufe
bringen wir einen Beschlussantrag ein und bitten in formeller Hinsicht um die
Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss. (Beifall
bei der FPÖ.)
Wir Freiheitliche fordern hier mehr Flexibilität und
neue Ideen für die Zukunft, die nicht allein die Sache von Bauträgern sein
können, sondern vor allem den Wünschen der Bevölkerung gerecht werden müssen.
Architekt Buchleitner im Kurier vom 6.10.2001: "Charakteristisch für den
Altbau ist die gute Infrastruktur und Verkehrsanbindung. Großzügige Raumhöhen
und individuelle Fenstergrößen entsprechen zudem für den Altbau, und bei der
Sanierung ist darauf zu achten, Wohnqualität zu schaffen, ökologische Maßnahmen
zu berücksichtigen, wie etwa Dachgärten, Innenhöfe, Erholungsplätze." -
Dem können wir uns widerspruchslos anschließen.
Dass Verbesserungen dringend anzustreben sind, kann man im
Tätigkeitsbericht des Kontrollamts der Stadt Wien über das Geschäftsjahr 2001
nachlesen, wie etwa was das Blei im Trinkwasser betrifft. Obwohl die Stadt Wien
schon bemüht ist, bei Sanierungen die noch vorhanden Bleirohre auszuwechseln,
ist erheblicher Handlungsbedarf gegeben. Es sollte dringend darauf geachtet
werden, dass nicht erst, wie vorgesehen, bis zum Jahr 2008 der Austausch dieser
Leitungen abgeschlossen wird, sondern bereits erheblich früher. Gestern war
darüber ein Artikel im "Kurier", wo die Unbedenklichkeit gegenüber
den Bleirohren ausgesprochen wurde, dem ich mich aber sicher nicht anschließen
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