Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 115
hausanlagen, auf Grund der Altersstruktur der Bewohner zu
größeren Problemen führt. Daraus ergeben sich folgende Fragen: Findet sich kein
qualifiziertes Personal? Ist die Bezahlung in vor allem kleineren Wohnobjekten
nicht ausreichend? Finden Sie es in Ordnung, dass ältere und gehbehinderte
Mieter Wege bis zu drei Kilometer zurücklegen müssen, um zu einem
Waschküchenschlüssel zu kommen? Glauben Sie, dass bei Eis und Schnee bei
derartigen dezentralen Auslagerungen des Personal eine ordnungsgemäße Reinigung
überhaupt gewährleistet ist?"
Ich denke, dass diese Anfrage eines freiheitlichen
Bezirksrats für sich selbst spricht. (GR
Dr Herbert Madejski: Ich finde das gut! Er macht sich Sorgen!) - Das finden
Sie gut? Er macht sich Sorgen seit das Gesetz abgeschafft worden ist. Okay. Ich
möchte es auch so im Raum stehen lassen. Es kann jeder für sich überlegen, wie
er das zu werten hat, Herr Kollege Madejski. Ich glaube, es kann jeder seine
Schlüsse daraus ziehen. (GR Dr Herbert
Madejski: Bis zur nächsten Anfrage! Gut!)
Zusammenfassend möchte ich nochmals feststellen, dass
die Wiener Wohnbaupolitik einen Weg geht, der Qualität bei ausreichenden
Wohnraum sichert, einen Weg der Ökologie, einen Weg der modernen Architektur
und das nicht nur für die Reichen in dieser Stadt. Die Wohnbaupolitik in dieser
Stadt ist zielgerichtet. Sie ist sozial und sie ist zukunftsorientiert. Aus
diesen Gründen wird meine Fraktion dem Rechnungsabschluss zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Harald Troch. Ich
ersuche ihn, zum Rednerpult zu kommen.
GR Dr Harald Troch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter
Herr Stadtrat! Geschätzte Damen und Herren!
Die Spielbälle von Hausherren und Immobilienhaien -
da geht es nicht um einen trendigen Sport, sondern um menschliche Schicksale.
Gibt es solche Opfer von Mietwucher und Wohnungsspekulation auch heute oder ist
das bloß Geschichte?
Rückblickend betrachtet war es jedenfalls von Anfang
an das Ziel des sozialen Wohnbaus in Wien, gerade jenen Menschen zu helfen, die
jahrzehntelang am privaten Wohnungsmarkt eben Spielbälle von Hausherren und
Immobilienmaklern waren. Generationen von Wienern könnten eindringlich
schildern, wie ihnen 30, 40, 50 Prozent ihres Familieneinkommens für
unzumutbare Wohnverhältnisse in Gründerzeithäusern der Liberalen oder in Zinskasernen
der christlich-sozialen Ära Wiens zugemutet wurden.
Bei der Überwindung der katastrophalen Wohnsituation
hunderttausender Wienerinnen und Wiener hatte gerade unser kommunaler Wohnbau
den entscheidenden Anteil. Nach über 80 Jahren städtischer Wohnbautätigkeit
und Wohnbauverwaltung gibt sich die Stadt Wien jedoch keinesfalls mit der
bloßen Administration des Gemeindebaus und seinen Errungenschaften zufrieden.
Die Wiener Wohnbaupolitik ist ein Garant dafür, dass es zu keinem
wohnungspolitischen Stillstand kommt, sondern zu einer zeitgemäßen bürgernahen
Weiterentwicklung. Am Beginn des kommunalen Wohnbaus stand der politische
Wille, den Ärmeren, den Schwächeren zu helfen. Gerade in diesem Sinne sind etwa
die Notfallswohnungen zu sehen, die oft unmenschlichen und dramatischen
Wohnverhältnissen von Menschen, Kindern und Familien ein Ende setzen. Die
Notfallswohnungen stehen allen Menschen in Wien offen, bei denen akuter
Handlungsbedarf besteht. Hier wird sozial und menschlich entschieden sowie
sofort geholfen. Ein Drittel der jährlich vergebenen Wohnungen läuft über die
soziale Schiene oder über die Wohnungskommissionen. Hier zeigt sich, wie an
keinem anderen Beispiel, welche Bedeutung die Gemeindewohnungen als Instrument
sozialer Steuerung, aber auch für viele menschliche Einzelschicksale haben.
Dass nach wie vor jährlich mehr als 13 000 Wiener und Wienerinnen für eine
Gemeindewohnung vorgemerkt werden und doppelt so viele Interesse anmelden, doch
die Kriterien nicht erfüllen, zeigt, dass sich diese klassische soziale
Institution Wiens nicht abschaffen, nicht abverkaufen und auch nicht
wegwünschen lässt.
Die Wohnbauoffensive der Neunziger Jahre und die
gesunkene Zahl der Vormerkungen machen es möglich, dass der Kreis der
Vormerkberechtigten ausgeweitet werden konnte. Mit der Kategorie des
Jungwiener-Vormerkscheins kann die Stadt Wien erstmals echte Startwohnungen für
unsere Jungen auf breiter Basis anbieten: Vormerkungen ab 17 - unbürokratisch.
Die Aktion "Wohnen für junge Wiener" erfreut sich hoher Beliebtheit
mit mehr als 4 000 vorgemerkten Jungwienern. Die Gesamtzahl der
Vormerkungen ging damit allerdings in die Höhe. Am 31. Dezember 2001 waren
es exakt 14 477. Insgesamt konnten sich 2001 9 536 Wienerinnen
und Wiener über einen neuen Mietvertrag mit Wiener Wohnen erfreuen. Tatsächlich
waren es natürlich mehr, weil es mitziehende Partner, Verwandte und Kinder
gibt. Allerdings hat sich die Wartezeit für Vorgemerkte dennoch kaum erhöht.
Dazu hat die Senkung der Leerstandsdauer einer frei gewordenen Gemeindewohnung
auf vier Monate - das ist wohlgemerkt eine raschere Weitervermietung als am
privaten Wohnungsmarkt, laut der zuständigen Innung - beigetragen.
In zunehmendem Maße könnte Wiener Wohnen den Slogan
"service is our success" für sich in Anspruch nehmen. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Dann geht es
Wiener Wohnen wie der Lauda Air!) Die Kundenorientierung ist auch daran
messbar, dass das Einreichen um eine Gemeindewohnung kein bürokratischer Spießrutenlauf
ist, sondern permanent erleichtert wurde, etwa über die Online-Anmeldung oder
auch beim Nachreichen von Dokumenten.
Ich möchte aber auch kurz zum Stichwort
"Delogierung" etwas sagen und nicht unwidersprochen lassen, was in
den Raum gestellt wurde, wenn man versucht, die Stadt Wien und Wiener Wohnen
als unsozial hinzu-
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