Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 115
stellen. Angemerkt sei zuerst einmal, dass Wiener Wohnen die
Schwächsten dieser Stadt aufnimmt und ihnen einen Wohnraum gibt. Dass sich
damit natürlich auch spezielle Probleme in diesem Bereich vervielfachen können,
das liegt auf der Hand. Daher diese Zahlen zu skandalisieren, wie wir heute
schon gehört haben, davor möchte ich einfach warnen. Das ist unseriös. Ich
möchte nur darauf hinweisen, dass pro Monat im Schnitt 15 000 bis
17 000 Mahnungen von Wiener Wohnen an zahlungssäumige Mieter verschickt werden,
also 8 Prozent der Mieter von Wiener Wohnen - formulieren wir es einmal so
- zahlen langsam. 9 157 Klagen wurden im Jahr 2001 eingereicht und davon
wurden schließlich nach einem Urteil 4 800 Anträge auf Exekution mit
zwangsweiser Räumung. Tatsächliche Delogierungen wegen Mietzinsrückstand:
1 044. Diese Zahl ist heute schon genannt worden.
Ich möchte aber kurz auf die Bemühungen der Stadt
Wien, hier zu helfen und Lösungen zu finden, eingehen, denn mit einer
Delogierung ist niemandem geholfen. Jede Klage, die eingereicht wird, geht
sofort an das Sozialamt und an das Jugendamt der Stadt Wien. Jeder der Geklagten
wird sofort von der MA 11 oder MA 12 oder von beiden eindringlich
durch eine Verständigung aufgerufen, zu einer Entschuldungsberatung zu kommen,
die von Sozialarbeitern und von geschultem Personal durchgeführt wird. Zum Teil
übernehmen sogar das Sozialamt oder das Jugendamt die Bezahlung der Schulden,
zum Teil kommt es zu Ratenvereinbarungen. Dieses Spiel zieht sich drei- bis
fünfmal, wenn wieder nicht bezahlt wird und bedeutet einen enormen bürokratischen
Aufwand.
Ich glaube, Sozialwesen heißt, dass geholfen wird,
aber Sozialwesen heißt auch, dass man selbst einen Beitrag zum Sozialwesen
leistet. Ich glaube, das ist ein wichtiger Moment, mit dem in Wien sehr wohl
geholfen wird. Insgesamt muss man aber sagen, dass ein halbes Prozent der
Mieter von Wiener Wohnen dieses Spiel bis usque ad nausium - wie der Lateiner
so schön sagt - treibt.
Der Wiener Gemeindebau hat sich über Jahrzehnte als urbane
Form menschlichen Zusammenlebens bewährt. Die Durchmischung sozialer Milieus,
unterschiedlicher Generationen von Menschen, unterschiedlicher nationaler
Herkunft und beispielsweise auch von Behinderten und Nichtbehinderten hat sich
in Wien als sehr fruchtbar erwiesen und hat verhindert, dass in Wien Gettos und
Slums sich gebildet haben. Generationskonflikte und persönliche Spannungen
werden heute oft kurzsichtig und populistisch als Folge von Zuwanderung und
angeblicher Überfremdung hingestellt. Zu jener kurzsichtigen Politik durch die
blaue Brille kann ich nur sagen, unterschätzen Sie die Gemeindemieter nicht.
Auch die Gemeindemieter sind an einer seriösen Problemlösung interessiert, an
einem entspannten menschlichen Miteinander und nicht an xenophober Rhetorik. (Beifall bei der SPÖ.)
In diesem Sinn haben die Gebietsbetreuungen für
städtische Wohnhausanlagen mit einem ambitionierten Arbeitsprogramm nach ersten
positiven Pilotversuchen ihre Tätigkeit aufgenommen. Die MitarbeiterInnen der
Gebietsbetreuungen wollen vor Ort sein, die Mieter erreichen und für alle
BürgerInnen erreichbar sein. Dabei setzen sie auch auf unkonventionelle
Anrainerkontakte durch so genannte Stiegenhausarbeit. Ziel ist, zu helfen und
zwischenmenschliche Konflikte kurzfristig zu lösen. Mittelfristig geht es
darum, das soziale Miteinander im Gemeindebau zu stärken und zu verbessern. Die
geleisteten Vorarbeiten des Teams der Gebietsbetreuungen mit Dipl Ing Löffler
sind viel versprechend und dafür möchte ich ganz einfach herzlichst danken! (Beifall bei der SPÖ.)
2001
wurden nachhaltige Akzente in der Sanierung bestehender Wohnhausanlagen
gesetzt. Eine deutliche Verbesserung der Wohnqualität brachten etwa die Sockelsanierungen,
die in Zwischenkriegszeit-Bauten unter anderem Fernwärme und, wo es sie noch
nicht gegeben hatte, auch moderne Bäder brachten.
Ich möchte zu meiner blauen Vorrednerin noch eine
kurze Bemerkung zum Thema Sockelsanierung machen: Im Zuge dessen werden nicht
nur Wohnungen zusammengelegt, sodass es zu einer Verminderung von Wohnungen
kommt. Dafür möchte ich kurz ein Beispiel nennen. Im Breitner-Hof im
14. Bezirk läuft eine entsprechende Sanierung. Sie läuft sehr gut, mit
einem hohen Zufriedenheitsgrad der Mieter. Im Zuge des Dachgeschoss-Ausbaus
werden an die 200 neue Wohnungen geschaffen werden. Es ist eine große Wohnhausanlage
mit, glaube ich, 1 400 Wohnungseinheiten, und es werden 200 neue Wohnungen
geschaffen. Natürlich kommt es dort auch zu Wohnungszusammenlegungen,
insbesondere von kleinen Einzelräumen, was ja zu begrüßen ist, weil diese
mitunter schwer zu vermieten sind.
Kurz zur thermischen Sanierung THEWOSAN, die
insbesondere in Gemeindebauten der Nachkriegszeit wirkt und diese
Gemeindebauten mit energiesparender Dämmung von Fassaden und obersten
Geschossen sowie mit dem Einbau von Wärmeschutzfenstern ökologisch ins
21. Jahrhundert führt: Diese Maßnahmen senken den Energieverbrauch, sie
senken die Energie- und Betriebskosten. Diese innovativen Leistungen könnten
eigentlich nur Zustimmung finden. Trotzdem verfällt Wiener Wohnen keinesfalls
in müßige Selbstzufriedenheit. Nein, noch näher beim Mieter, noch näher bei den
Bedürfnissen der Wohnungswerber und noch mehr vor Ort: So sollen Probleme früh,
ja früher erkannt, rasch gelöst und die Zufriedenheit der Mieter und Mieterinnen
erhöht werden.
In diesem Sinn wurde ein geordnetes, modernes Beschwerdemanagement
eingerichtet. Das Wohnservice und das Mieterhilfetelefon stehen allen offen.
Mieterbefragungen sind heute für Wiener Wohnen ein selbstverständliches
Instrumentarium seiner Service- und Kundenorientierung geworden.
Kundenorientierung von Wiener Wohnen heißt allerdings auch Weiterbildung,
Motivation und soziale Kompetenz für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Daran wird gezielt gearbeitet.
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