Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 115
schichte eigentlich überhaupt nicht funktioniert, hindert
niemand die SPÖ - in dem Fall als Mehrheitspartei - daran, hier im Haus dies zu
beschließen: Es wird ein riesengroßer Müllofen in Simmering kommen, und die SUP
ist in Ordnung, alles ist bestens und auf dem höchsten Stand der Technik, Wien
ist super und Umweltmusterstadt - wir wissen ohnehin, was alles da immer so
kommt. Dann spricht der Herr Bürgermeister ein Machtwort, schon ist die
Müllverbrennungsanlage in Simmering um 200 000 Tonnen kleiner geworden,
und der Flötzersteig ist plötzlich ein Sauberbrenner. Das ist ganz einfach und
überhaupt kein Problem für die Stadt. Ich denke, dass auch die SPÖ damit kein
Problem hat.
Eine Kleinigkeit: Wir haben diesmal nicht an die Frau
Stadträtin, weil sie dafür nicht zuständig war, sondern an Herrn Kollegen
Rieder eine Anfrage gemacht, wie es dann mit dem Sauberbrenner am Flötzersteig
so ist und warum dieser keine Aktivkohleanlage hat. Er hat uns geantwortet und
in dieser Antwort steht: "Die MVA Flötzersteig ist eine moderne, dem Stand
der Technik entsprechende Müllverbrennungsanlage, die sämtliche Emissionswerte
laut Luftreinhaltegesetz für Kesselanlagen einhält" - na, das war eh klar,
diese Antwort war selbstverständlich - "beziehungsweise sogar wesentlich
unterschreitet, wie zum Beispiel bei Quecksilber" - obwohl das die SUP für
den neuen Ofen für Simmering vorschreibt, der ja demokratischerweise dort
gebaut wird! Und: "Nur 41 Prozent des Grenzwertes werden dort
erreicht. Aber auch die Grenzwerte der Richtlinie über die Verbrennung von
Abfällen bis Jahresende" und so weiter - "können problemlos eingehalten
werden."
Da haben wir uns gedacht: Also schon wieder eine
dieser Antworten, dass alles super ist! Aber - und jetzt kommt es - im dritten
Punkt heißt es: "Bei Einbau einer Aktivkohleanlage könnten folgende
Luftschadstoffe, welche sowieso nur zwischen 5 Prozent und 40 Prozent
des gesetzlichen Grenzwerts betragen, reduziert werden." Da denkt man
sich: wunderbar - und dann steht darunter: "Staub um 50 Prozent sowie
Blei und Quecksilber um je 80 Prozent". Das heißt, die Stadt Wien -
in dem Fall die Fernwärme als Betreiberin, wie auch immer, die MA 48 oder
die Frau Stadträtin als Leiterin des Umweltressorts - will weiterhin, dass die
angrenzenden Bezirke rund um die Anlage des Flötzersteigs mit, sagen wir, plus
80 Prozent Schwermetallen und plus 50 Prozent Staub belästigt werden.
Na, das wollen wir doch wirklich einmal an die Öffentlichkeit
bringen! Das ist uns auch gelungen und hat natürlich dazu geführt, dass man
jetzt ein kleines Problem mit dem Flötzersteig hat, weil medial feststeht, dass
die Stadt Wien sich weigert, ihn nachzurüsten, obwohl er angeblich ein
Sauberbrenner ist!
In Zahlen bedeutet das, dass die Spittelau allein bei
Quecksilber 9,8 Kilogramm im Jahr ausstößt. Die Spittelau ist ein bisschen
größer als die MVA Flötzersteig. Im Flötzersteig sind es nicht
9,8 Kilogramm, sondern einfach 43,2 Kilogramm. Bei Blei sind es
83 Kilogramm gegenüber 16,8 Kilogramm. Das klingt zwar nicht nach
viel, ist aber ganz schön! Ich denke mir, die Stadt Wien hätte die Möglichkeit,
etwas zu tun.
Die zweite Sache, bevor ich dann noch auf positive
Dinge eingehen möchte, ist Folgende. Vor kurzem - ich habe das hier schon
einmal gesagt - war in einer Zeitung, die an alle Haushalte geht - es war keine
SPÖ-Postille -, die Frau Stadträtin mit diesem Sager zitiert: "Wien hat
die beste Luft." Mittlerweile hat sie das revidiert und gesagt: "Die
Luftqualität ist befriedigend."
Leider Gottes war sie vor kurzem nicht befriedigend,
sondern schlecht. Die ganze Woche - bis auf heute; nein, heute eigentlich
ebenso - hatten wir, von Montag voriger Woche bis heute, entweder
unbefriedigende oder schlechte Luftqualität. Schlechte Luftqualität heißt in
dem Fall: Wir hatten drei Stunden lang einen Mittelwert von 0,18; das ist genau
der Wert, der in der EU die Vorwarnstufe auslösen würde. In Österreich ist das
nicht so, aber das macht nichts. Wien hat also doch eine halbwegs ordentliche
Luft. Interessant war es, bei der Lektüre der "100 Projekte für die
Zukunft Wiens" zu sehen, dass das Ozon oder die Ozonproblematik irgendwie
gefehlt hat - wahrscheinlich deswegen, weil ohnehin alles in Ordnung ist.
Aber jetzt muss ich den Herrn Bundesvorsitzenden der
Gewerkschaft Bau-Holz zitieren - er blättert gerade in seinen Unterlagen -, wie
er die Ozonproblematik in Österreich beziehungsweise in Wien sieht. Das ist irgendwie
ganz anders. Er sagt das in einer Presseaussendung - da kann er dann
nachschauen - vom 21. Juni 2002 mit der Nummer 535, Rückfragehinweis:
Gewerkschaft Bau-Holz. Keine Frage, ich will das nicht herunterspielen, es ist
ein Problem, und ich gebe ihm vollkommen Recht. Aber es ist nur ein
Herumdoktern an den Auswirkungen, das sage ich gleich von vornherein.
Da steht: "Die Gefahren der UV-Strahlung können
durch geeigneten persönlichen Schutz wie durch die Verwendung von
Schutzbrillen, Sonnenbrillen" - ich denke mir, die kann man aufsetzen,
dann hat man ein geringeres Problem mit dem UV-Licht -, "geeignete
Kleidung und Sonnenlotion noch herabgesetzt werden. Der Ozonbelastung" -
jetzt kommt es - "sind jedoch gerade Menschen wie die Bauarbeiter" -
und das ist eine sehr wichtige Bevölkerungsgruppe -, "die ihren Beruf im
Freien ausüben, völlig schutzlos ausgesetzt."
Das heißt, im Grund genommen haben wir diese Woche,
und zwar eigentlich bis gestern Vormittag, eine Situation gehabt, in der die
Bauarbeiter völlig schutzlos dem bodennahen "bösen" Ozon ausgesetzt
waren. Ich bin ganz dafür und sage, diese Ozonbelastung muss im
Bauarbeiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz Auswirkungen und Folgen haben,
keine Frage. (GR Johann Driemer: Das
heißt Einstellung der Arbeit, wenn das auftritt!) Völlig d'accord mit
Ihnen, völlig d'accord! Das Problem ist allerdings, wenn ich die Arbeit am Bau
eingestellt habe, ändert das überhaupt nichts an den Ursachen und daran, warum
es so gekommen ist. Da sind wir sicherlich ganz einer Meinung.
Aber meine Frage an die Frau Stadträtin war vor kurzem,
welche Maßnahmen wir ergreifen werden, wenn die Vorwarnstufe eintritt. Da geht
es nicht nur um die
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