«  1  »

 

Gemeinderat, 17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 84 von 115

 

Vorwarnstufe, weil der Gesundheitsschutz schon zu einem Zeitpunkt nicht mehr gewährleistet ist, zu dem wir noch befriedigende Luftqualität und nicht einmal schlechte Luftqualität haben. Genau da sagt die Frau Stadträtin: Es werden Maßnahmen ergriffen werden. Auf die Frage, welche es sein werden, harre ich noch immer der Antwort. Vielleicht erfahren wir es heute.

 

Faktum ist, zu sagen - das hat sie schon einmal kundgetan -, Wien allein kann das Problem nicht lösen, stimmt schon. Aber vor kurzem habe ich auf der niederösterreichischen Homepage gelesen: "Südostwind hat in Klosterneuburg die Ozonwerte hinaufgetrieben." Wenn man sich die Landkarte genau anschaut, sieht man, woher dieser Südostwind in Klosterneuburg kommt: Er kommt aus Wien! Das heißt, die Niederösterreicher sagen, Wien ist an der Ozonbelastung schuld, und die Wiener sagen, Niederösterreich ist schuld. Die Burgenländer sagen wahrscheinlich, Niederösterreich, Wien und die Slowakei sind schuld, und das geht dann im Kreis.

 

Aber im Grunde genommen erwarte ich mir ein Maßnahmenbündel - bei den 100 Projekten steht es nicht drin -, ein Maßnahmenbündel als Grundgedanken dafür, was passiert, wenn verstärkte Ozonbelastung auftritt. Das kann nicht allein darin bestehen, Sonnenbrillen aufzusetzen oder Sonnenlotion zu verwenden. Sie wissen alle, in den letzten Tagen hat es Beschwerden wie Augenbrennen und Schleimhautbrennen gegeben, und alles das war auf die sehr schlechte Luftqualität zurückzuführen. Zu sagen, "Wien hat die beste Luft", ist eine Verhöhnung, eine unglaubliche Verhöhnung! Wien hat vielmehr eine ganz schlechte Luft. Die Frau Stadträtin müsste wissen, dass durch die geografische Lage Wiens eine Ozonbelastung relativ leicht herbeigeführt wird. Von "bester Luft" kann keine Rede sein. - Erster Punkt, zum Ozon.

 

Nun wieder eine Kleinigkeit: Vor kurzem haben uns Herr Bundesminister Molterer und die Frau Stadträtin mit einem Holzschlag-ähnlichen Ausstellungsstück beim Volksgarten erfreut. Ein Wildbach ist da vom Gartenzaun auf Straßenniveau in ein paar Baumstrünke heruntergeflossen. Dann hat es - das war besonders nett - eine Presseaussendung gegeben, die ich irgendwie witzig gefunden habe. Die Schlagzeile war: "Minister Willi und Wasserfee Isabella berichten". Jetzt ist es schwierig, das zu kommentieren. "Wasserfee Isabella" klingt ja wahnsinnig schön, aber bei "Minister Willi" haben viele von uns möglicherweise noch die Biene Maja im Kopf, da gibt es auch einen Willi, aber das ist kein Minister, sondern davor gibt es ein Eigenschaftswort, das ich jetzt nicht sagen darf, weil ich dann, glaube ich, ein Problem habe. Mit f fängt es an. (Ruf bei der SPÖ: Fauler Willi!) Ja, genau! Unser Bundesminister, der dafür zuständig ist, hat wahrscheinlich viel zu tun und kann sich deshalb um verschiedene Dinge nicht kümmern.

 

Auf jeden Fall geht es ums Wasser und da gibt es auch einen der vielen Punkte, die sich die SPÖ in den Projekten für Wien vorgenommen hat. Es gibt darin einen Punkt, der heißt: Wien wird forcieren, die Bleileitungen auszuwechseln. - Wunderbar, da denkt man sich: Endlich, wir hatten das schon einmal! Der Kollege Blind hat mich damals ein bisschen herausgefordert und dann habe ich vorgelesen, was alles passieren kann, wenn Blei in der Wasserleitung ist. Das möchte ich jetzt aber nicht wiederholen, weil er sich sonst ärgert.

 

Aber, wie gesagt, dann schaut man sich an, was zu dem Thema Blei passiert oder nicht passiert, und da gibt es zwei Aussagen. Die eine Aussage heißt: "Warum Bleileitungen auswechseln". Dafür gibt es zum Beispiel folgende Begründung: "Das Hochquellenwasser ist durch seinen geringen Gehalt an Calciumhydrogencarbonat" - das ist Kalk - "charakterisiert und nur von geringer und mäßiger Härte." Da denkt man sich: Super, das Wiener Wasser ist eigentlich gar nicht hart, das ist toll für die Waschmaschine, man braucht den Heizstab nicht wie in der Werbung auszuwechseln und die armen Hausfrauen oder Hausmänner brauchen sich nicht zu sorgen. Wien hat ein super-gutes Quellwasser, keine Frage!

 

Aber vor kurzem, und zwar am 24. Juni, lese ich im "Kurier" etwas ganz anderes. Bürgerinnen und Bürger haben die Volksanwaltschaft bemüht, und zwar ging es um das Auswechseln der Bleileitungen. Sie wissen ohnehin, Global 2000 hat Proben genommen, und 16 Prozent davon hatten recht viel Blei drinnen. Bei dem, was da steht, kann man natürlich nicht genau nachprüfen, ob es stimmt, aber sie zitieren hier die betroffene Magistratsabteilung, wobei ganz klar ist, wer die betroffene Magistratsabteilung ist. Daraus möchte ich zitieren: "Allerdings, so meint die betroffene Magistratsabteilung, habe der hohe Kalkgehalt ..."

 

Das heißt, das eine Mal hat das Wasser einen geringen Kalkgehalt gehabt: bei der zuständigen Magistratsabteilung, auf der Homepage und so, wie gesagt, ein geringer Kalkgehalt. Aber da steht jetzt: "Hoher Kalkgehalt verhindert, dass Blei ins Wasser kommt". Was stimmt also jetzt, der hohe Kalkgehalt oder der niedrige? - Ist ja Wurscht, irgendetwas wird schon stimmen!

 

Aber schauen wir weiter zu meinem Lieblingsgebiet; jetzt muss ich noch einiges zum Wienerwald sagen. Dazu hat es eine Enquete der Naturfreunde gegeben, auch die Frau Stadträtin war dort. Es ging darum, welche Schutzgebietskategorie der Wienerwald bekommen soll. Dort gab es richtungsweisende Worte, sehr zahlreiche Worte. Wir haben dazu schon ein bisschen früher eine Pressekonferenz gemacht und zwölf Punkte präsentiert. Unsere zentrale Forderung war, einen Biosphärenpark mit einer Kernzone, die als Nationalpark ausgewiesen ist, zu errichten. Interessanterweise habe ich heute bei der Rede einer FPÖ-lerin ein bisschen einen Wiedererkennungseffekt verspürt: Ich habe mir gedacht, der FPÖ-Antrag stammt Wort für Wort aus unserem Zwölf-Punkte-Programm. Da freue ich mich und stimme zu, aber so abzukupfern traut sich nicht einmal der Kollege Klucsarits. Gleichgültig, wir freuen uns: Die FPÖ hat einen tollen Antrag und dem werden wir selbstverständlich zustimmen.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular