Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 115
mehr geben wird.
(Beifall bei der FPÖ.)
Eben diese Lage hier an der Donau, diese Lage hier am
Wienerwald haben wir sicher nicht Ihrer Politik zu verdanken. Trotz Ihrer
Politik gibt es das noch, trotz Ihrer Politik lebt der Wienerwald noch und gibt
es die Donau noch. (GRin Ursula Lettner:
Trotz Ihrer Politik lebt Österreich auch noch!) Die gute Luft, die wir als
Großstadt vergleichsweise haben, haben wir auch nicht Ihnen zu verdanken,
sondern ganz einfach dem Umstand, dass es bei uns immer ein bisschen Wind gibt,
sodass wir nicht diese Dunstglocke wie andere Großstädte haben.
Was sicherlich mit zu verantworten ist, ist, dass wir
hier ein Budget verwalten und dass Magistratsabteilungen es ermöglichen, gute
Arbeit zu leisten, die auch dazu beitragen, dass diese Stadt schön ist: wie die
MA 42, das Stadtgartenamt, wie auch die MA 48, die dazu beiträgt,
dass Wien die zweitsauberste Stadt sein kann, oder die MA 45, die mit dem
Hochwasserschutz einen Schutz für die Wienerinnen und Wiener leistet. All das,
was hier geschieht, ist sehr gut. Darüber freuen wir uns alle, und das ist auch
wichtig, aber das zahlt ohnehin der Steuerzahler und nicht die SPÖ!
Betrachten wir jetzt, welche Signale diese Stadtregierung
setzt. Die Vorredner gestern und heute in den anderen Ausschüssen haben schon
aufgezeigt, welche soziale Kälte hier durch Gebührenerhöhungen, durch
Belastungen, durch Leistungskürzungen gesetzt wird. Ich möchte das jetzt aus
der Sicht des Umweltschutzes einmal in Angriff nehmen. Was bedeutet es für die
Umwelt und die Umweltmusterstadt, wie hier damit umgegangen wird?
Einige Beispiele greife ich heraus, zunächst die Erhöhung
der Tarife der Wiener Linien. Im Klimaschutzprogramm will oder soll man die
öffentlichen Verkehrsmittel forcieren. Aber eine Tariferhöhung, noch dazu eine
teilweise so drastische, ist sicher kein Anreiz, auf öffentliche Verkehrsmittel
umzusteigen, schon gar nicht spontan, sodass man sagt: heute ist schlechtes
Wetter oder gutes Wetter, aus diesem oder jenem Grund fahre ich einmal mit der
Straßenbahn oder mit der U-Bahn, ich probiere das aus. (GR Paul Zimmermann: Wien ist die einzige Stadt mit Zuwächsen im
öffentlichen Verkehr!) Womit? (GR
Paul Zimmermann: Ja, tatsächlich! Wien ist die einzige Stadt!)
Mit Zuwächsen - na ja, auch das werden Sie noch verhindern!
Wenn Sie nur ordentlich die Preise erhöhen, dann wird auch das wieder
rückgängig gemacht werden. Entweder steigt das Schwarzfahren oder die Leute fahren
lieber mit dem Auto. Der Individualverkehr wird mit dieser Maßnahme sicher
nicht reduziert, und wenn der Individualverkehr nicht reduziert wird, dann
belastet das die Umwelt, und das widerspricht klassisch dem Klimaschutzprogramm,
das Sie beschlossen haben!
Die Erhöhung der Abschleppgebühren: Wir alle kennen
den zum Teil schwer nachvollziehbaren Schilderwald. Es kann also durchaus
einmal sein, und immer wieder kommt es auch vor, dass Autos abgeschleppt
werden, obwohl nicht eindeutig klar ist, ob sie tatsächlich irgendwo behindernd
geparkt haben und ob das wirklich nachvollziehbar ist an den Verkehrstafeln,
die dort aufgestellt sind. Strittige Fälle sind immer wieder anhängig. Aber es
mag schon sein, der Großteil ist zu Recht abgeschleppt worden.
Doch wenn man das jetzt betrachtet: Wie komme ich zu
dem Abschleppplatz? - Gesetzt den Fall, das Auto wurde abgeschleppt, es gibt
keine öffentlichen Verkehrsmittel zum Abschleppplatz: Auch da muss ich wieder
mit einem Auto hinfahren. Das freut die Taxi-Innung, die Taxler machen ein
gutes Geschäft damit, weil man nur mit dem Taxi hinfahren oder zu Fuß gehen
kann, aber es ist eben ein bisschen weit. Auch das forciert den Individualverkehr
und nicht die öffentlichen Verkehrsmittel. Daher kann auch das nicht im
Interesse der Umwelt sein. (GR Heinz
Hufnagl: Also eine eigene Autobuslinie für Verkehrssünder kann ich mir nicht
wirklich vorstellen! Dort draußen wohnt auch niemand! Und einen Abschleppplatz
in einem Innenbezirk wird es auch nicht geben können!) Na ja, zumindest
irgendwo in der Nähe - das wäre nicht schlecht, wenn man sich ein Konzept
überlegt, wie man so etwas vernünftig macht.
Die Erhöhung der Bädertarife beziehungsweise die
Reduktion der Leistungen: Die Bäder waren früher auch im Umweltausschuss, daher
haben wir da vielleicht sogar eine intensivere Nahebeziehung. Aber wenn man
sich so anschaut, was mit den Bädern in den letzten zwei, drei Jahren geschehen
ist - es ist eigentlich traurig! Die Investitionen dort laufen ins Leere, jetzt
werden die Leistungen gekürzt und die Tarife erhöht, das heißt, für Familien
werden die Wiener Bäder immer uninteressanter und unleistbarer.
Was geschieht? - Man weicht ins niederösterreichische
Umland aus. Dort gibt es kleine Bäder, die vielleicht nicht so tolle
Attraktionen wie die Wiener Bäder haben, aber es sind gemütliche, kleine
Familienbäder mit wesentlich geringeren Tarifen, und dort hat man keine
Parkraumbewirtschaftung. Die Leute fahren mit dem Auto hin, das heißt, sie
belasten die Umwelt. Auch das kann nicht im Interesse der Umweltmusterstadt
sein.
Die neue Stromsteuer, der KWK-Zuschlag: Grundsätzlich
ist die Kraft-Wärme-Kopplung per se sehr positiv und gut, und ein Zuschlag ist
durchaus gerechtfertigt, aber - und das haben auch schon die Vorredner gestern
gesagt - absolut nicht in dieser Höhe! Man heuchelt hier Umweltfreundlichkeit,
lebt sie aber nicht. Denn der Einsatz erneuerbarer Energie steckt in Wien nach
wie vor in den Kinderschuhen, und forciert wird das, was die Lobbys wollen,
nämlich WIENSTROM und die Fernwärme Wien.
Der KWK-Zuschlag wird kassiert, aber eine Gegenleistung,
nämlich eine Leistung im Sinne der erneuerbaren Energien, fehlt, und zwar in der
Form der kostengerechten Einspeisevergütung für erneuerbare Energie. Die Verordnung
gibt es noch immer nicht, und ich bin sicher, wenn sie irgendwann einmal kommt,
dann wird dies wieder Anlass sein, eine neue Ökosteuer, nämlich eine Ökostromsteuer
einzuführen. Für diesen Zuschlag
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