Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 115
wird es die Frage sein, ob dann die Einspeisevergütungen
kostengerecht sein werden. Daran wage ich zu zweifeln.
Die Erhöhung der Müllgebühren: Wir haben schon
intensiv darüber diskutiert. Was ist passiert? - Die Müll-gebühren sind erhöht
worden, ohne alle Einsparungspotenziale auszuschöpfen, ohne die Vermeidungs-
und Verwertungsmöglichkeiten wahrzunehmen. Dafür kommt die dritte
Müllverbrennungsanlage. Der letzte Stand scheint zu sein, dass der Flötzersteig
offen bleibt und die Anlage etwa in der Größenordnung der beiden vorhandenen gebaut
wird. Zumindest hat das Herr OSR Bortenschlager bei der Tagung der kommunalen
Unternehmen gesagt.
Vor einem Jahr sind die ersten Ergebnisse der
SUP-Abfallwirtschaft durchgesickert. Kurz danach haben wir das ganz dringend im
Ausschuss behandeln und beschließen müssen, mit höchster Dringlichkeit. Mir
kommt das so vor wie ein Versuchsballon, der vorgeschossen worden ist: Es kommt
eine 450 000-Tonnen-Anlage, und man schaut einmal, wie die Reaktion ist.
Die Opposition ist aufgebracht, die Bevölkerung ist aufgebracht und dann folgt
das große Schweigen. Man hört überhaupt nichts mehr, nur noch kleine Gerüchte.
Wo da die Dringlichkeit war, wenn bis jetzt keine Entscheidung gefallen ist
oder zumindest der Bevölkerung noch nicht zugänglich gemacht wurde - ich weiß
es nicht!
Was diese Müllverbrennungsanlage anbelangt, hat es
vor kurzem eine Veranstaltung gegeben, da haben Kapazitäten auf dem
Gesundheitssektor gesagt, dass diese Müllverbrennungsanlagen außer Dioxin noch
Dutzende andere hoch gefährliche Stoffe produzieren, die nicht beobachtet
werden, wie zum Beispiel polychlorierte Biphenyle, also so genannte PCB, oder
Krebs erregende polyaromatische Kohlenwasserstoffe.
Der Umweltmediziner Klaus Rhomberg hat gesagt, dass
Müllverbrennungsanlagen zu den wesentlichen Emittenten von vier
Schadstoffgruppen gehören, die durch internationale Verträge eliminiert werden
sollten, nämlich Dioxine, Furane, PCB und Hexachlorbenzol, und dass bei diesen
Substanzen mehrfach wissenschaftlich abgesicherte Daten für die gesundheitliche
Beeinträchtigung am Menschen vorlägen. Wann immer jemand die
Gesundheitsgefährdung von Müllverbrennungsanlagen in dieser Stadt anspricht,
wird es abgetan, und es wird gesagt: die modernsten, besten und gesündesten
Anlagen schlechthin. Auf die Bedenken der Bevölkerung in dieser Hinsicht wird
ganz einfach nicht eingegangen, diese werden vom Tisch gefegt.
Ein weiterer Punkt ist die Wasser- und Kanalsteuer.
Da kann ich die ÖVP sozusagen nicht aus der Haftung entlassen. Mein Vorredner
GR Klucsarits hat gesagt, wir haben hier eine Wasser- und Kanalsteuer. Sie
haben vollkommen Recht, 1,3 Milliarden S - ich bleibe auch bei den
Schillingbeträgen - an Überschuss gehen ins Gesamtbudget. Das ist aber leider
nichts Neues, das geht schon seit Jahren so, und auch die ÖVP hat nichts Wesentliches
dagegen getan, als sie mit am Ruder und mit in der Regierung war. (GR Rudolf Klucsarits: Keine Gebührenerhöhungen
hat es bei uns gegeben!)
Na ja, das wäre ja noch schöner. Wenn wir ohnehin
einen Überschuss haben, dann auch noch eine Gebührenerhöhung, das wäre ja ... (GR Rudolf Klucsarits: Wieso? Jetzt haben
wir ja auch eine Gebührenerhöhung! Da ist kein Unterschied!)
Ich meine aber, dass da den Wienerinnen und Wienern
Gebühren, also Steuern abgeknöpft wurden, die dann ins Gesamtbudget geflossen
sind, und dass dem nichts Wesentliches entgegengesetzt wurde, ist auch evident.
Der seinerzeitige Umweltstadtrat Häupl hat für das
Jahr 2000 versprochen, dass Wien zu 100 Prozent am Kanal angeschlossen
sein würde. Dieses Versprechen ist nicht eingehalten worden; das ist sich halt
zeitlich irgendwie nicht ausgegangen. Nunmehr hat man eine neue
Finanzierungsmethode entdeckt, mit der man den Kanal günstig und schnell
ausbauen kann. Grundsätzlich ist das zu begrüßen - wir haben dem auch zugestimmt
-, die Frage ist nur, ob der Kanalausbau jetzt tatsächlich schneller und
günstiger erfolgt, ob tatsächlich eine Beschleunigung stattfindet oder ob die
positiven finanziellen Effekte wieder anderen Bereichen zugute kommen.
Die
Investitionen in diesem Bereich sinken ja schon seit Jahren. Was das
Wassersparen betrifft, so hat es dazu keine nennenswerten Signale gegeben;
dafür haben wir ein drittes Wasserwerk.
Das alles sollen Gründe sein, um mit dieser Stadtregierung
zufrieden zu sein? - Nein, wirklich nicht! Die Bevölkerung mag zwar mit der
Stadt zufrieden sein, aber mit dieser Stadtregierung und mit diesen Maßnahmen
kann man doch nicht zufrieden sein!
Welche weiteren Signale gibt es denn in der Umweltmusterstadt?
- Naturschutz, Landschaftsschutz, 1 000 Jahre Wienerwald.
Auf Bezirksebene wird jetzt in einigen Bezirken die
Wienerwald-Deklaration 2002 diskutiert. Ja, sie hat gute Ansätze, und ja, es
ist richtig - damit richte ich mich an die ÖVP -, es werden mit
Niederösterreich Gespräche geführt. Aber es ist halt schon ein bisschen
schwierig. Der Spagat ist halt schon ein wenig weit, muss ich sagen, wenn ich
mir ansehe, was man da alles unter einen Hut bringen will: Da soll einerseits
die Erholung und die Ruhe forciert werden, auf der anderen Seite forciert man
den Tourismus, und die Wirtschaft darf auch nicht leiden. - Da kann ich mir
beim besten Willen nicht vorstellen, wie man das ordentlich gestalten will,
wenn man dem allem gerecht werden soll.
In Wien haben wir Bereiche mit einem sehr hohen Schutz, wie
er zum Beispiel für die Donauauen im Rahmen des Nationalparks besteht. Es gibt
auch einen guten Schutz für den Lainzer Tiergarten und wir haben da und dort
weitere Gebiete, die unter Schutz stehen. Nur: Wir wissen auch, dass trotz
aller bestehenden Schutzgebiete der Wienerwald nicht ausreichend vor der
aktuellen Entwicklung und Bedrohung geschützt ist. Nach den vielen schönen
Worten zum 1 000-Jahre-
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