Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 115
Jubiläum des Wienerwalds müssen endlich auch konkrete, und zwar
zielführende Taten gesetzt werden. Wir versuchen schon seit zehn Jahren, mit
konstruktiven Vorschlägen in diese Richtung etwas zu tun, und sind damit immer
wieder abgeblitzt.
Vielleicht haben wir in der Vergangenheit auch den
Fehler begangen, nur Wien zu betrachten. Es ist sicher auch ein Fehler, wenn
wir jetzt nur Wien allein als Wienerwald-Stadt betrachten. Es muss hier
natürlich auch Niederösterreich mit einbezogen werden, denn gerade in
Niederösterreich ist die Siedlungstätigkeit im Wienerwald sehr stark. Wir haben
ein starkes Verkehrsaufkommen, und in den letzten 20 Jahren hat auch die
Zersiedelung in diesem Bereich sehr stark zugenommen. In einigen der
56 Wienerwald-Gemeinden betrug der Bevölkerungszuwachs über
50 Prozent. Es hat eine Zersiedelung gegeben, landwirtschaftliche Betriebe
wurden aufgegeben, und das alles hat dazu geführt, dass die typischen und
wertvollen Wienerwald-Wiesen schön langsam verschwunden sind.
Auch der wachsende wirtschaftliche Druck auf die
Forstwirtschaft führt zu einer Intensivierung der Bewirtschaftung und schadet
damit natürlich dem Wienerwald in seiner herkömmlichen Art.
Was die Ankündigung des Biosphärenparks Wienerwald
anbelangt, so möchte ich dazu sagen, dass grundsätzlich natürlich jeder Versuch
einer Unterschutzstellung positiv ist, nur: Ein Biosphärenpark kann nur ein
erster Schritt sein. Das ist eher ein Signal, aber es geht nicht weit genug.
Das Biosphärenpark-Konzept ist weitgehend unverbindlich und bietet daher keinen
ausreichenden Schutz für die in höchstem Maße schützenswerten Teile des
Wienerwalds. Die Erfahrung hat ja gezeigt, dass alle diese nationalen und
internationalen Schutzkategorien, vom Landschaftsschutzgebiet bis zum
Biosphärenpark, eine drohende Zerstörung nicht abwenden können. Das sagt auch
der WWF. Das ist also nicht nur unsere Behauptung, sondern das sagen auch
renommierte NGOs.
Auch die Untersuchungskommission im Zusammenhang mit
den Flächenwidmungen hat ja gezeigt, wie man mit übergeordneten Schutzzielen
oder mit übergeordneten Zielen, die zwar einmal beschlossen worden sind,
letztlich umgeht, wie leicht solche Grundsatzentscheidungen wie ein
Stadtentwicklungsplan oder ein Grünraumplan von einzelnen Beamten im Zusammenhang
mit Flächenwidmungen ausgehebelt werden können. Es ist daher auch zu
befürchten, dass solch ein unverbindlicher Biosphärenpark die bisherigen Schutzmaßnahmen
auf Wiener Gebiet verwässert, wenn wir versuchen, mit Niederösterreich
sozusagen einen Level zu erhalten.
Wir meinen, dass lediglich die Errichtung eines Nationalparks
den Schutzgedanken in den absoluten Vordergrund stellt.
Ich bringe daher im Namen meiner Kollegen folgenden
Beschlussantrag ein:
"Der Wienerwald soll auf Dauer in seiner
Vielfalt und Besonderheit erhalten werden. Zu diesem Zweck ist gemeinsam mit
dem Bundesland Niederösterreich ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten. Die
wesentlichen Eckpunkte sind: höchstmögliche Schutzstellung durch Deklaration
der Kernzone des Wienerwalds zum Nationalpark Wienerwald; Umfang des
Nationalparks: etwa 10 Prozent der Gesamtflächen des Wienerwalds" (GR Heinz Hufnagl: Frau Kollegin! Wo würden
Sie denn die Kernzone ansiedeln? Sagen Sie mir das! Wo mache ich die Kernzone
im Wienerwald?); "Anhebung des Schutzes der Restflächen durch
Erklärung zum Biosphärenpark mit entsprechender rechtlicher Absicherung."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrags gefordert. (Beifall bei
der FPÖ. - GR Heinz Hufnagl: Die 10 Prozent schauen nicht anders aus! Da
gibt's weder Biotope, noch gibt's Aulandschaft! Da gibt's nichts!)
Der nächste Bereich ist der Tierschutz. Dieser ressortiert
zwar teilweise auch zur StRin Brauner, aber dennoch möchte ich ihn hier
erwähnen. Es hat der 5. Wiener Tierschutztag stattgefunden und gerade das
Thema Tier ist etwas, das sehr bewegt. Die Tiere waren ursprünglich den Sachen
gleichgestellt und unterlagen damit auch den diesbezüglichen rechtlichen Bestimmungen.
Gott sei Dank hat es da Weiterentwicklungen gegeben: Das Tier ist von der Sache
unterschiedlich und daher der Schutz der Tiere auch umfassender geregelt
worden. Auch die ethische Grundhaltung den Tieren gegenüber hat sich stark geändert.
Tiere haben eine höhere Wertigkeit in unserem Leben und in der Gesellschaft,
und gerade in der Stadt, möchte ich sagen, vielleicht sogar noch stärker als im
ländlichen Bereich. Für viele allein stehende ältere Menschen ist das Tier ganz
einfach zum treuen und liebenswerten Gefährten geworden. Diese Achtung der
Tiere als Mitgeschöpfe sollte daher nicht nur gelebt, sondern auch in einem
stärkeren Maße rechtlich verankert werden.
Dem Landtag war es in einem anderen Zusammenhang
wichtig, ein grundsätzliches Signal zu setzen, nämlich beispielsweise mit dem
Wasserversorgungsgesetz. Wir meinen, dass wir das im Tierbereich auch tun
sollten, und wir werden daher am Donnerstag im Landtag einen Initiativantrag
einbringen, dass dem Wiener Tierschutz- und Tierhaltegesetz eine Präambel im Verfassungsrang
vorangestellt wird, dass die Tiere als Mitgeschöpfe zu achten und im Rahmen der
Gesetze vor vermeidbaren Leiden und Schäden zu schützen sind.
Traurig ist in diesem Zusammenhang, dass man gerade jetzt
hören und miterleben muss, wie eine traditionelle Einrichtung wie der Wiener
Tierschutzverein in den Ruin treibt und dass das unverzichtbare Tierschutzhaus
vielleicht demnächst geschlossen werden muss. Jetzt weiß ich schon, dass das
sicher nicht die Schuld der Stadt Wien ist, dass da sicher viele der Probleme
hausgemacht beim Wiener Tierschutzverein waren. Aber es muss für uns alle doch
unvorstellbar sein, dass eine Umwelt- und Tierschutz-Musterstadt wie Wien ohne
ein Tierschutzhaus auskommen soll! Das ist ganz einfach undenkbar! Ich hoffe,
dass diese Katastrophe noch
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