Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 97 von 115
weiß, es ist spät, und ich habe gestern schon gehört, dass
man nicht zu lange reden soll, weil die Zeit schon fortgeschritten ist. - Frau
Klier hat mir das gesagt.
Ich stelle zum Schluss meiner Ausführungen bewusst
unseren Forderungskatalog vor - ich lese ihn nicht zur Gänze vor -, weil ich
Ihnen nicht die Chance lassen möchte, alle von mir in meinen Ausführungen
geäußerten berechtigten Kritikpunkte als grundlose Oppositionskritik
darzustellen. Eines muss uns schon zugebilligt werden: Als Opposition, Frau
Klier, kann man sich nicht hier herstellen und sagen: die MA 31 ist
super!, die MA 36 ist super! (GRin
Helga Klier: Aber einer muss das sagen!) - das ist ohnedies klar, das habe
ich auch nicht bestritten; aber in der Opposition muss ich natürlich meine
Kontras zum Ausdruck bringen, die auch Sie zum Nachdenken darüber veranlassen
sollten, wie es bei uns weitergehen wird.
Mein Resümee zur derzeitigen Umweltpolitik hat als
Grundlage eine gewisse Sorge um die Umweltqualität. Diese ist berechtigt,
solange von Ihrem Ressort, Frau Kossina, nicht endlich die längst notwendigen
Weichenstellungen für mehr Lebensqualität - obwohl wir in Wien durchaus über
Lebensqualität verfügen - vorgenommen werden. (GR Heinz Hufnagl: Wir sind die Zweitbesten der Welt!) Danke, Herr
Hufnagl, ich weiß das! (GR Heinz Hufnagl:
Viel steigern können wir uns nicht mehr!) Herr Hufnagl, glauben Sie mir,
ich bin schon viel in der Welt herumgekommen und mir gefällt Wien! Ich bin kein
Gegner Wiens.
Ihr schreibt: "Wien macht's besser!".
Natürlich sind da wir dabei! Ich
würde daher nicht nur sagen: "Wien macht's besser!", sondern:
"Gesamtwien macht's besser!".
(GR Heinz Hufnagl: Einen eigenen Planeten können wir noch gründen!) Na ja,
wir werden schauen, das wird sich alles ausgehen!
Zum
Schluss möchte ich noch sagen, dass ich hoffe, im nächsten Jahr beim
Rechnungsabschluss 2002 nicht wieder hier zu stehen, um herunterzuzählen, was
wir alles noch gerne hätten, sondern ich hätte dann ganz gerne schon gesagt:
Dies ist geschehen und das ist geschehen und dort und da und überall können wir
zustimmen!
Das kann man leider heuer nicht, und daher werden wir
diesem Rechnungsabschluss, meine Damen und Herren, nicht zustimmen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Herr GR Blind, darf ich Sie fragen: Ist Ihre
Wortmeldung aufrecht? (GR Kurth-Bodo
Blind bejaht diese Frage. - GR Mag Christoph Chorherr - in Richtung des GR
Kurth-Bodo Blind -: Sie reden doch nichts mehr!) - Danke! Ich frage nur
deshalb, weil Sie zuerst etwas anderes zum Ausdruck gebracht haben.
Ich erteile Herrn GR Blind das Wort. (GR Mag Christoph Chorherr - in Richtung des
GR Kurth-Bodo Blind -: So ernst muss man Sie nehmen?)
GR Kurth-Bodo Blind
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Aus Verantwortung dieser Stadt gegenüber muss ich
natürlich meine Rede halten. (Beifall bei
der FPÖ. - Lebhafte ironische Heiterkeit bei den GRÜNEN. - GR Heinz Hufnagl:
Einfach ehrlich, einfach Blind!) So ist es! - Es wäre ja ansonsten der
regierenden Sozialdemokratie ein Leichtes, zu sagen, man habe sie auf die
Fehler nicht aufmerksam gemacht. Wir wollen all das, was da bei der Planung
passiert, was Sie alles nicht gewusst haben, hier nicht wiederholen. Daher gebe
ich Ihnen die Chance, auch meine Kritik anzuhören.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Stadt
ist, wie ich so sehe, schlecht verwaltet, denn trotz ungeheurer Einnahmen von
mehr als 136 Milliarden S wird das Umweltressort geplündert.
"Geplündert" ist der richtige Ausdruck, denn Sie müssen sich die
Ausgaben und die Einnahmen einmal ansehen:
Wir haben jährliche Ausgaben von - unter Anfüh-rungszeichen
- "nur" 1,6 Milliarden S bei Wasser und Einnahmen, sprich
Steuern, von 2,6 Milliarden S - denn man kann ja nicht mehr von einer
Gebühr sprechen, wenn die Einnahmen weit höher als die Ausgaben sind.
Zweitens. Bei jährlichen Ausgaben von "nur"
2,2 Milliarden S für den Kanal betragen die Einnahmen, sprich die
Steuern, 2,5 Milliarden S, und das ist die Wiener Kanalsteuer.
Das Bemerkenswerte an diesen beiden Positionen ist,
dass es Verbrauchssteuern sind, die jeden gleich und daher die "kleinen
Leute" ganz besonders treffen. Das ist zwar sehr, sehr sozialistisch, aber
sicher alles andere als sozial.
Sieht man sich die Zahlen des Jahres 2001 beim Müll
an, so stehen Einnahmen von 3 Milliarden 86 Millionen S Ausgaben
von 3 Milliarden 151 Millionen S gegenüber. Dieses Defizit von
65 Millionen S berechtigt aber keineswegs zu einer Gebührenerhöhung
in der Höhe von 26 Prozent per 1. Juli 2002. Hier wird ganz klar das
Wahlversprechen gebrochen und die Bürger werden abkassiert. Schließlich beträgt
das Defizit ja nur 2 Prozent, was eine Gebührenerhöhung von
26 Prozent wirklich überhaupt nicht rechtfertigt.
Wir als Kontrollpartei haben dies aufgezeigt; Sie haben
daraus die Konsequenzen zu ziehen.
Wenn man Ihnen den Wirtschaftsbericht von 2001 abnehmen
will und wenn man dem Glauben schenken darf, dann kommt es derzeit und auch in
naher Zukunft zu einer Abnahme der Müllmengen und gleichzeitig zu einer Zunahme
der Einwohner, sprich der Zahler. Jetzt müssen Sie uns erklären, wie Sie bei
einer sinkenden Müllmenge von 305 auf 302 Kilogramm pro Einwohner und bei
nur 2 Prozent Defizit zu einer Gebührenerhöhung von 26 Prozent
kommen! Das ist, bitte, aufklärungsbedürftig.
Ich möchte Sie in diesem Zusammenhang darauf hinweisen,
dass auch die Mengen an Streusplitt, an Altstoffen, an biogenen Abfällen und an
Problemstoffen sanken. Wir konnten, offensichtlich weil wir so wenige Problemstoffe
haben, auch eine Problemstoff-Sammelstelle auflassen.
Alle Müllmengen gehen zurück, aber die sozialistische
Misswirtschaft bedingt eine Müllgebührenerhöhung
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