Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 109 von 115
Ich möchte mich daher auf einige wenige Bemerkungen
beschränken, meine Damen und Herren, welche anhand dieses massiven
Tätigkeitsberichts auch Problematiken unserer Arbeit im Kontrollausschuss
aufzeigen. Gerade weil Kontrolle nach den Grundsätzen der Sparsamkeit, der
Wirtschaftlichkeit, der Zweckmäßigkeit und auch der Sicherheit in einem
Gemeinwesen unverzichtbar ist, unverzichtbar nämlich im Sinne des
Steuerzahlers, im Sinne der Verwaltung und damit auch der Politik, sind wir
angehalten, alles zu tun, meine Damen und Herren, um Kontrolle zu erleichtern,
transparenter und für den Bürger zugänglich zu machen.
Diesem Anliegen können sich hier hoffentlich alle zuneigen
oder verpflichtet fühlen, wenn sie als einzig wirklichem Souverän dem Bürger,
Wähler und Steuerzahler verpflichtet sind. Und da kann einiges verbessert
werden angesichts dieses Konvoluts. Es ist so stark, und das ist auch ein
Spiegel der vergangenen Periode, in der es nach jahrelangem Ringen gelungen
ist, die Zugänglichkeit zur Kontrolle etwas zu erleichtern, auch für die
Minderheit zu erleichtern, und das ist begrüßenswert.
Nicht mithalten mit diesem Fortschritt, meine Damen
und Herren, kann allerdings das Follow up - es tut mir Leid, ich bin kein
Anhänger der ungebremsten Anglizismen, aber da gibt es nicht viel anderes als
das Follow up; Sie können eventuell Evaluierung nehmen, aber einen anderen
Begriff habe ich nicht gefunden -, das heißt die Kontrolle, wie und in welchem
Umfang Anregungen und Forderungen des Kontrollamts an die geprüften Stellen
befolgt und umgesetzt wurden. Da greift unser bisheriges Instrumentarium nicht
in befriedigender Weise und die Gegenüberstellung von 169 Prüfberichten zu
ganzen 12 Stellungnahmen, meine Damen und Herren, unterstreicht das
überdeutlich. Das Vorjahresverhältnis war 81 zu 13, das Vorvorjahresverhältnis
112 zu 4. Es wird doch nicht so sein, dass alle anderen Bemerkungen in den
Berichten tatsächlich nur formelle und unerhebliche Mängel aufgewiesen haben.
Da wäre ich wahrscheinlich im falschen Ausschuss gesessen. Nach meiner
Erinnerung waren da ganz massive Dinge dabei.
Mir scheint also dieses Verhältnis in der Tat
spärlich in Anbetracht der Qualität der geleisteten und wertvollen Arbeit.
Vielleicht liegt es auch daran, dass es sich im § 11 der Geschäftsordnung
nur um eine Kannbestimmung handelt, dass solche Berichte einfließen können. Wie
viele Abteilungen für diese Kannbestimmung dankbar sind, weil sie sich mehr
oder weniger elegant auf leisen Füßen nach der Behandlung im Kontrollausschuss
entfernt haben nach dem Motto: Guat is 's gangan, nix wird gschehn!, wage ich
mir gar nicht vorzustellen.
Meine Damen und Herren! Nehmen wir uns selbst in
unserer Verantwortung und nehmen wir die gute Arbeit des Kontrollausschusses
und des Kontrollamts mehr ernst. Es ist gerade in einer Zeit, in der wir alle
im Lande jeden Euro - beinahe hätte ich jetzt Schilling gesagt -, umdrehen, ein
Gebot der Stunde.
Ein weiteres schmerzliches Moment besteht darin, dass
es diesen Tätigkeitsberichten an Vollständigkeit mangelt, an Vollständigkeit
nicht aus Schuldhaftigkeit des Kontrollamts, sondern auf Grund unserer
legistischen Lage. Es spiegelt sich in diesen 1 400 Seiten nicht der gesamte
Arbeitseinsatz des Kontrollamts wider. Das heißt, Prüfaufträge, die vom
Bürgermeister oder einzelnen Stadträten in Auftrag gegeben wurden, ergehen nur
an den Auftraggeber selbst. In anderen Bundesländern und auch Städten, meine
Damen und Herren, gehen sämtliche Prüfanträge und Prüfberichte an den Landtag
respektive den Gemeinderat, mit Sicherheit aber an den Kontrollausschuss. In
der Folge sind dort dann die geprüften Stellen, die kritisierten Stellen und
auch die Landesregierung verpflichtet, in Jahresfrist eine Nichtbefolgung der
Vorschläge und Anregungen öffentlich zu rechtfertigen. Da ist ein bisschen ein
anderer Druck dahinter, als bei dem von mir schon vermuteten Motto: Guat is 's
gangan, nix wird gschehn! Es ist auch dies eine Frage des Selbstverständnisses,
des Selbstbewusstseins, der Selbsteinschätzung und der Bewertung der
kontrollierenden Organe, aber auch des Kontrollausschusses.
Meine Damen und Herren! Es gäbe noch eine Fülle von
Anregungen und Ideen, ich glaube aber, der Tätigkeitsbericht selbst hat es sich
verdient, diskutiert und nicht zu lange einbegleitet zu werden. Es gibt also,
wie gesagt, eine Fülle bis hin zum ganz heftigen und sehnlichen Wunsch nach
einer notwendigen Reform der schriftlichen Darstellung, des Lay-outs hinsichtlich
leichterer Lesbarkeit dieser umfangreichen, respektgebietenden Dokumentation.
Ich freue mich in diesem Sinn auf eine interessante
Debatte. Der Tätigkeitsbericht ist damit für die Diskussion freigegeben. (Beifall bei der ÖVP und bei Gemeinderäten
der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Ich danke dem Berichterstatter für seinen
Bericht.
Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr
GR Kenesei. Ich erteile es ihm.
GR Günter Kenesei
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Sehr geehrter Herr Kontrollamtsdirektor und alle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Kontrollamts, die heute anwesend sind!
Kollege Prochaska hat schon erwähnt, dass es erstmals
ein exorbitantes Werk geworden ist von der Seitenzahl. 1 400 Seiten
Kontrollamtsbericht, das würde beim ersten Hinsehen darauf hindeuten, dass es
in der Verwaltung in dieser Stadt eigentlich drunter und drüber gehen muss,
wenn ein solcher Bericht dem Gemeinderat vorgelegt wird. Er ist wahrlich
einerseits Zeugnis umfangreicher Arbeit des Kontrollamts, er ist aber
andererseits auch - das muss man auch ganz deutlich sagen - ein Zeichen dafür,
dass durch effiziente Oppositionsarbeit, durch Nachfragen, durch Informationen,
durch Prüfaufträge natürlich auch dieser Umfang zustande gekommen ist.
Da ist auf der einen Seite der so genannte Bauskandal,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular