Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 110 von 115
der sich mit seinen Ausläufern noch in diesem
Kontrollamtsbericht wieder findet und der ja von Anfang an kein Bauskandal war,
wenn man der Diktion der Sozialdemokratischen Fraktion seinerzeit Folge
geleistet hätte, es finden sich auch die umfangreichen Akten des so genannten
Widmungsskandals, der ja auch - in der derzeitigen Situation zumindest - von
der Sozialdemokratischen Fraktion und von Teilen der ÖVP nicht als
Widmungsskandal gesehen wird. Aber da haben wir noch alle gemeinsam die
Möglichkeit, gescheiter zu werden und uns noch auf ein Kürzel zu einigen, auf
das es dann hinausläuft. Ich glaube, dass sowohl der Bauskandal als auch der
Widmungsskandal durchaus diese Bezeichnung verdient haben.
Man muss aber auch sagen - und das ist sicherlich
auch anzumerken -, dass viele Prüfberichte es deutlich machen, dass es sehr
wohl viele Abteilungen in diesem Hause gibt, die anstandslos ihre Tätigkeit
wahrnehmen, denn es gibt durchaus eine Vielzahl an Berichten, die so gut wie
ohne Diskussion im Kontrollausschuss zur Kenntnis genommen wurden, da eben auch
eine Kontrolle durch das Kontrollamt und durch die Prüforgane zu keinen
wesentlichen Beanstandungen geführt hat.
Wichtig ist aber - und das hat Kollege Prochaska auch
schon eingeleitet -, dass gerade die Abteilungen, die geprüft wurden und wo es
Beanstandungen, Mängel, Hinweise und Vorschläge gegeben hat, sich ein bisschen
ernsthafter mit den Kontrollamtsberichten und deren Ergebnissen auseinander
setzen sollten. Denn wenn man so wie ich einige Jahre im Kontrollausschuss
verbringt, dann kommt einem das eine oder das andere Mal der Ärger ziemlich
hoch, wenn eine bereits geprüfte Dienststelle nach einem gewissen Zeitraum
wieder der Prüfung des Kontrollamts anheim fällt und man merkt, dass sich
eigentlich nichts geändert hat und dass das, was vor vier, fünf, sechs Jahren
bereits einmal beanstandet wurde, in dieser Abteilung offensichtlich nach wie
vor gang und gäbe ist.
Ich glaube, da sind vor allem die politisch
Verantwortlichen in den Ressorts, da ist aber auch jeder einzelne Abgeordnete
aufgerufen, klar und deutlich zu machen, dass Kontrollamtsprüfungen nicht aus
Jux und Tollerei stattfinden, dass Prüfberichte - in diesem Umfang noch dazu
mit 1 400 Seiten - nicht aus Jux und Tollerei und zur Unterstützung
der Drucker und der Buchdruckindustrie oder des Gewerbes angefertigt werden,
sondern dass das sehr wohl den Nachweis erbringt, dass es Beanstandungen gibt,
dass aber auch oft massive Kritik negiert wird.
Es gibt durchaus unterschiedliche Ansätze, auch in
den Diskussionen im Kontrollausschuss. Man merkt schon, welche Abteilungsleiter
und welche verantwortlichen Beamten sich das zu Herzen nehmen und mit
Lösungsvorschlägen und mit Argumenten in die Sitzung des Kontrollausschusses
kommen, während andere wieder sich wie der berühmte nasse Hund abbeuteln und so
tun, als wenn diese Kontrolle an ihnen spurlos vorübergegangen wäre.
Ich glaube, dass es wichtig ist, dass diese Arbeit
vom Kontrollamt in diesem Umfang, in dieser Häufigkeit getätigt wird, weil das
einen wichtigen Beitrag für die Verwaltung, für die Effizienz in dieser Stadt
darstellt. Ich möchte aber noch mit einem Satz darauf hinweisen, dass es auch
im letzten Jahr, in den letzten eineinhalb Jahren sehr unterschiedliche
Auslöser für Kontrolle gegeben hat. War es früher der klassische
Kontrollamtsantrag, der dem Ausschuss zugewiesen und dann dort mit Mehrheit
oder auch nicht beschlossen wurde - wenn er beschlossen wurde, hat es eine
Prüfung zur Folge gehabt -, plus die Wünsche und Anregungen der amtsführenden
Stadträte oder des Bürgermeisters, das eine oder andere zu überprüfen, so sind
es jetzt, zumindest meinem Empfinden nach, viel öfter auch Hinweise auf der einen
Seite aus der Bevölkerung, auf der anderen Seite Informationen, die an viele
Personen hier im Hause herangetragen werden, aber auch an das Kontrollamt
direkt. Und sehr häufig ist eine sehr hohe Trefferquote bei stichprobenartigen
Überprüfungen durch das Kontrollamt gegeben.
Ich glaube, man sollte auch die sensible Wahrnehmung
sowohl in der Bevölkerung als auch in der Beamtenschaft ernst nehmen und hier
auch denen ein Lob aussprechen, die den Mut haben, zum Kontrollamt oder zu
einem Mandatar zu gehen und mit seinen Informationen nicht hinter dem Berg zu
halten, und die auf der anderen Seite auch bei den Prüfungen des Kontrollamts
immer wieder darauf dringen, dass tatsächlich Konsequenzen aus Verfehlungen
gezogen werden.
Denn sollte sich eine Mentalität breit machen, dass
aus Kontrollamtsberichten keine Konsequenzen gezogen werden, dass sich aus
Kontrollamtsberichten und dargelegten Verfehlungen keine Konsequenzen für die
einzelnen Personen ableiten lassen, keine bemerkbaren Veränderungen im
Verhalten in der Verwaltung und in den Abläufen des Magistrats erkennbar sind,
dann würden wir eine wichtige und ausgezeichnet arbeitende Institution wie das
Kontrollamt ad absurdum führen.
Das möchte ich nicht. Ich möchte mich bedanken für
die Arbeit, die geleistet wurde, denn sie ist ausgezeichnet, und ich hoffe,
dass wir sie in den nächsten Jahren in der selben Qualität weiterhin so
geliefert bekommen. - Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Pfeiffer
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Gerhard Pfeiffer
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Ich kann Ihnen versichern, einer der interessantesten
Ausschüsse ist der Kontrollausschuss. Was man hier alles erfährt, verdeutlicht
den Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Nirgends lernt man die
tatsächlichen, manchmal liebenswerten, manchmal auch bedenklichen Vorgänge in
unserer Stadtverwaltung besser kennen, nirgends erlebt man so viele blaue
Wunder.
1 400 Seiten Bericht sind ein beredtes, ja man muss
sagen, beschriftetes Zeugnis davon. Vor uns liegt nun dieser Jahresbericht, der
laut § 11 im Anhang 3 der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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