Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 111 von 115
Geschäftsordnung für den Magistrat vorgeschrieben ist, der
Tätigkeitsbericht des Kontrollamts, der einerseits zeigt, dass zwar sehr viel
mehr als bisher, aber doch Business as usual gemacht wird und wo klar und
deutlich zum Ausdruck kommt, dass 50 Prozent massive administrative
Fehler, teilweise haarsträubende Zustände zu finden sind. Das beruht erstens
auf mangelndem Fachwissen in den Abteilungen, mangelndem Verantwortungsgefühl
und mangelnden Regelungen und Vorgangsweisen, die in privaten Institutionen zum
Handwerkszeug des Alltags gehören.
90 Prozent davon wieder sind typische
Führungsfehler, fehlende Dienstaufsicht, hier wiederum erstens mangelnde
Vorgaben, zweitens mangelnde Qualitätssicherung, drittens mangelnde Kontrolle.
Checklisten, andere Kontrolleinrichtungen,
schriftliche Grundlagen, routinemäßige Vorgänge und deren Dokumentation fehlen
oft in einem ganz erstaunlichen Ausmaß, und nahezu 100 Prozent - das wurde
schon angesprochen - stellen keine klaren Konsequenzen daraus dar, und eine
Maßnahmenkontrolle ist nur in Ausnahmefällen erkennbar.
Vom Kontrollamt erkannte Fehler müssen behoben werden
und darüber muss berichtet werden. Das muss eine ganz klare und deutliche Aufgabe
hier bei uns und in unserer Stadt werden. (Beifall
bei der ÖVP.)
Zwei große, mit wahnsinnig viel Arbeitsaufwand
verbundene Prüfverfahren haben dieses vergangene Jahr gekennzeichnet. Erstens
die zu den Einkaufzentren. Auch hier war wiederum typisch: keine klaren
Regelungen - Bauordnung sage ich nur, da müssen wir uns selbst an die Brust
klopfen -, keine konsequente Qualitätssicherung - Baupolizei sage ich nur dazu
- und keine durchgehende Kontrolle. Es müsste in diesem Zusammenhang auch
Vorschriften dafür geben, wie Berichte anderer Abteilungen beziehungsweise
Außenstehender, etwa Arbeitsinspektorat, oder die laufenden
Betriebsanlageüberprüfungen einfließen in die Kontrolle hier in unserer Stadt.
Dieser Punkt hat noch etwas gezeigt, nämlich
deutliche Differenzen in der Rechtsauffassung innerhalb der eigenen
Stadtverwaltung, denn wenn man diesen Bericht gelesen hat, in dem es
seitenweise Divergenzen zwischen den rechtsvertretenden Abteilungen gegeben hat
in diesem Zusammenhang, dann muss man sagen: Hier ist der Magistratsdirektor
aufgefordert, eine Stelle zu schaffen, die eine klare und deutliche
Rechtsmeinung der Stadt Wien zu Vorgängen innerhalb ihrer eigenen Verwaltung
feststellt und klarstellt. Denn Diskussionen zwischen Kontrollamt und
Rechtsabteilungen dieser Stadt müssen ja tatsächlich nicht sein und verwirren
nur zusätzlich.
Das zweite große Prüfverfahren waren die fünf
Flächenwidmungspläne. Jeder Einzelne davon hat rund zwei Mann/Monate an Arbeit
erfordert. Das muss man sich vorstellen, was das für eine Arbeit ist! Zehn
Mann/Monate stecken da drinnen. Und hier wurden Fakten aufgedeckt, die jenes
Bild der unzulässigen Verflechtung zwischen Magistrat einerseits und der
Sozialdemokratischen Partei auf der anderen Seite aufzeigen. Das ist typisch
für 80 Jahre sozialistische Dominanz in der Verwaltung, für 80 Jahre
Vereinnahmung der Beamtenschaft, für 80 Jahre Bestimmung über alle
Ressourcen, die diese Stadt zur Verfügung hat. Und daher, meine sehr geehrten
Damen und Herren, gibt es dank der Volkspartei und ihrer Mitwirkung in der
vorigen Legislaturperiode jetzt auch die erste Untersuchungskommission dazu. (Beifall bei der ÖVP.)
Einem ist es allerdings gründlich gelungen, diese
Premiere schon am Beginn tatsächlich schlecht zu machen. Dem Herrn Chorherr ist
es am Beginn der Debatte des Rechnungsabschlusses gelungen, aus dieser
Untersuchungskommission, nein, aus der laufenden Arbeit dieser
Untersuchungskommission, ein Politspektakel sondergleichen zu machen. (Ironische Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Damit haben Sie diesem demokratiepolitischen Instrument wahrlich keinen guten
Dienst erwiesen, das muss man schon sagen. Vorverurteilungen seitens der
Vertreter der GA muten nicht unbedingt neu an, denn gesetzliche
Unschuldsvermutungen und dergleichen mehr gilt ja offensichtlich für sie nicht,
Vorverurteilungen sind wir also schon gewohnt, aber dass sie hier am Rednerpult
ausgesprochen werden, ist schon etwas seltsam.
Ich bin schon einmal dagegen aufgetreten, dass in
Presseaussendungen Teilaussagen schon als endgültiges Statement und mehr oder
weniger schon als der Beweis für irgendwelche Ergebnisse der
Untersuchungskommission dargestellt werden. Das hat eigentlich gewirkt. Nur dem
Herrn Chorherr ist es vorbehalten geblieben, den einzigen Skandal, den es bis
jetzt in diesem Zusammenhang gibt, hervorzurufen, nämlich sein Auftreten, seine
Desavouierung dieser laufenden Arbeit der Untersuchungskommission.
Und nun noch ein wenig zum Kontrollamt selbst und zu einigen
Wünschen und Hoffnungen in Bezug auf eine Erneuerung, besonders im Hinblick
darauf, dass der neue Kontrollamtsdirektor erst seit knapp einem Jahr im Amt
ist, sodass die Kreativität für neue Dinge ja durchaus noch lebt. Da hätte ich
mir gewünscht, dass es in Zukunft besser lesbare Berichte gibt, dass die Gestaltung
in Form und Inhalt in Bezug auf die Konsistenz, das heißt die Gleichartigkeit
der Berichte, gegeben ist. Hier möchte ich, ohne böses Blut zu machen, aber
schon auf die Veränderungen, die bei den Rechnungshofberichten stattgefunden
haben, hinweisen, denn die sind tatsächlich - und das war damals ein Anliegen
des Herrn Fiedler - für jeden Bürger und für jeden Nichtfachmann wirklich klar
und deutlich zu lesen. Mit wenig Aufwand bekommt man einen großen Überblick.
Das ist wichtig für uns, denn durchschnittlich sind pro
Kontrollausschusssitzung 280 Seiten zu lesen, und das in fünf
Arbeitstagen. Das ist ja kaum zu erlesen, noch weniger zu recherchieren. Daher
ist es wichtig, dass man sehr rasch in die Materie hineinkommt und dass man
sich leicht tut beim Lesen. Zahlen müssen grundsätzlich tabellarisch
dargestellt werden, sie dürfen nicht in 40- oder 50-zeiligen Absätzen von
irgendwelchen Aufzäh-
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