Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 113 von 115
nehmen müssen, dass es bevorzugte Bauträger in Wien gibt,
solche, die der SPÖ nahe stehen, bevorzugte Wohnbaugenossenschaften in Wien
gibt, solche, die der SPÖ nahe stehen, und der Gipfel der ganzen Angelegenheit
war der Versuch der Umwidmung von 8 Hektar Grünland in Bauland beim
Atzgersdorfer Friedhof.
Es ist daher richtig - und da befinde ich mich völlig
im Gegensatz zum Kollegen Pfeiffer -, von Zeit zu Zeit Resümee zu ziehen,
persönliches Resümee zu ziehen, und ich tue das heute bei diesem Anlass.
Klar ist, meine Damen und Herren, dass im Zusammenhang
mit der Flächenwidmung in Wien die fachliche Dienstaufsicht völlig versagt hat.
Herr SR Vatter hat beispielsweise bereits in der Untersuchungskommission
ausgesagt, dass die fachliche Dienstaufsicht in die Handakte überhaupt nicht
Einschau genommen hat. Die Handakte, in denen das Kontrollamt besonders belastendes
Material fand, haben die fachliche Dienstaufsicht überhaupt nicht interessiert.
Das heißt, die fachliche Dienstaufsicht hat gar nicht existiert. Und das ist
besonders bemerkenswert.
Klar
ist, meine Damen und Herren, dass auch die disziplinäre Dienstaufsicht im
Magistrat völlig versagt hat. Die Tätigkeit des Herrn Vokaun, eines Spitzenbeamten
dieses Hauses, für die Wien Süd ist der klassische Fall von Unvereinbarkeit.
Das Personalamt ist in einer Art und Weise lax mit Genehmigungen von Nebenbeschäftigungen
von Beamten umgegangen, die jeder Beschreibung spottet. Mir ist es völlig
schleierhaft, wie die Ernennung des Herrn Vokaun zum Senatsrat stattfinden
konnte, bei gleichzeitiger Duldung der Nebenbeschäftigung des Herrn Vokaun für
einen seiner Hauptklienten, die Wohnbaugenossenschaft Wien Süd. Und die
Verantwortung dafür tragen die sozialdemokratischen Politiker dieser Stadt -
vom Bürgermeister abwärts.
Klar ist, meine Damen und Herren, dass sich die
Kooperationsbereitschaft des Magistrats in seinem Umgang mit der
Untersuchungskommission dramatisch steigern muss. Es geht nicht an, dass heikle
Akte wie der Personalakt Vokaun als Verschlusssache gehandelt werden. Es geht
nicht an, dass die Mitglieder der Untersuchungskommission wochenlang darauf
warten müssen, bis sie Unterlagen aus dem Personalakt vom Herrn Vokaun
bruchstückhaft erhalten. Ich habe bis zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr
erhalten als ein paar Kaaszetteln, ein paar kopierte Kaaszetteln aus diesem Personalakt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das sämtliche Unterlagen sein sollen, die
im Zusammenhang mit der Nebenbeschäftigung vom Herrn Vokaun stehen. Wir fordern
hier eine deutlich erhöhte Kooperationsbereitschaft des Magistrats ein.
Klar ist auch, dass das Ziel des Widmungskarussells
in Wien, roten Bauträgern satte Widmungsgewinne zu verschaffen, im Fall der
Wien Süd rund um Atzgersdorf komplett in die Hose gegangen ist. Denn die Wien
Süd hat in Atzgersdorf keinen satten Widmungsgewinn eingestreift - das war zwar
ihr erklärtes Ziel und ihre erklärte Absicht -, sondern sie sitzt jetzt auf
einem Riesenberg von überteuert eingekauften Grundstücken. Sie müssen sich das
vorstellen! Die Wien Süd hat Grünland in Atzgersdorf um durchschnittlich
2 800 S pro Quadratmeter eingekauft. Der Schaden, der der Wien Süd
dadurch entstanden ist, geht in die Millionen S. Ich quantifiziere mit
100 Millionen S Schaden, den die Wien Süd damit erlitten hat, den die
Genossenschafter der Wien Süd damit erlitten haben, einer gemeinnützigen
Genossenschaft, deren gesetzliche Verpflichtung es ist, mit ihren Mitteln nach
den Bestimmungen des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes sparsam und zweckmäßig
umzugehen.
Klar ist auch, meine Damen und Herren, dass das
Verhalten des Herrn OSR Vokaun offensichtlich politisch motiviert war. Und
erschütternd für mich war es, mit anzusehen in welchem Klima das alles hier im
Rathaus stattgefunden hat. Wenn Beamte der Stadt Wien Angst haben müssen, wenn
sie erkennen, dass bestimmte Dinge nicht rechtens sind, dann müssen doch bei
Ihnen allen hier die Alarmglocken läuten. Dann dürfen Sie das Wort
"Kontrolle" überhaupt nicht in den Mund nehmen. Dann existiert doch
Kontrolle im Rathaus überhaupt nicht. In einem Klima des Terrors, der Angst ist
die Kontrolle ausgeblendet. (Zwischenrufe
bei der SPÖ.)
Daher, meine Damen und Herren von der SPÖ: In einem
Klima des Meinungsterrors im Rathaus, wo Spitzenbeamte die Augen schließen
müssen, weil sie um ihre Existenz fürchten, brauchen Sie von Kontrolle überhaupt
nicht mehr zu sprechen. Da haben Sie
jede Menge Handlungsbedarf. (Beifall bei
der FPÖ.)
Wir werden daher miteinander im Laufe der nächsten
Wochen und Monate im Herbst noch eine Reihe von interessanten Sitzungen in
dieser Untersuchungskommission erleben. Wir werden eine Reihe von interessanten
Zeugen einvernehmen. Wir werden eine Reihe von interessanten Beweisanträgen
stellen, und ich bin mir sicher, dass wir der Frage der politischen
Verantwortung für die unhaltbaren Zustände im Bereich der Flächenwidmung in
Wien bereits ein gutes Stück näher gekommen sind und diese Dinge restlos
aufgeklärt werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Mag Reindl
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Thomas Reindl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter
Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Kontrollamtsdirektor!
Kolleginnen und Kollegen vom Kontrollamt!
Ich möchte mit dem Dank an Sie, Herr Dr List, für den
Bericht, beginnen, den Ihre Mannschaft uns vorgelegt hat und den wir in fünf
Sitzungen durchgearbeitet haben. Wir haben es uns nicht immer leicht gemacht,
auch die Opposition hat es uns nicht immer leicht gemacht. Aber ich glaube,
alles in allem: Danke für die gute Arbeit. Danke für die guten Anregungen, die
in den Berichten sind. Kritik kann nur konstruktiv sein und in diesem Sinne
verstehen wir auch Kritik und auch die
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