Gemeinderat,
18. Sitzung vom 26.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 74
wenn Niederösterreich verschiedene Einrichtungen
ausbaut, wie zum Beispiel Neunkirchen oder Krems, dass das trotzdem für Wien
nicht eine entscheidende Entlastung bringen wird. Denn ich glaube doch, dass im
Gesamten die Patienten daran interessiert sind, in die Wiener
Gesundheitseinrichtungen und Wiener Spitäler zu kommen. Wir wissen ja vom
WIKRAF-Jahresbericht, dass gerade aus dem Umfeld, aus den anliegenden Orten von
Wien, auch Bagatellfälle lieber nach Wien kommen und dass es vielfach schwierig
ist, zuzuordnen, warum sie nach Wien kommen und warum nicht.
Wir haben aber ein Spital, wo ganz klar und deutlich
festzustellen ist, von wo die Patienten kommen und das ist eben ein
Spitzenspital in Wien, das sicherlich nicht in Niederösterreich ersetzt werden
kann. Ich möchte das St. Anna Kinderspital ansprechen, wo im WIKRAF-Bericht
festgestellt wird, dass 31 Prozent der Patienten so genannte Gastpatienten
sind und im Wesentlichen aus Niederösterreich stammen.
Da möchte ich doch
nachfragen, ob es nicht möglich ist, für diese speziellen Einrichtungen auch
spezielle Finanzierungen mit Niederösterreich auszuverhandeln?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Herr Gemeinderat!
Ich nehme Ihre Anregung gerne auf. Das Problem mit
dem St. Anna Kinderspital ist nur, es ist affiliiert an die Universitätsklinik.
Auch da wird gesagt, es sind schon gewisse Finanzierungsströme hineingegangen.
Wie gesagt, der Herr Vizebürgermeister lädt zu sich ein, weil es mehr das
Gespräch der Finanzer ist und die Mediziner dabei die Beratenden sind.
Es ist klar, dass das St. Anna Kinderspital nicht nur
die Ostregion, sondern viel mehr versorgt, denn zum Glück haben wir nicht so
viele schwer kranke Kinder und schon allein auf Grund der Qualität sollen diese
Kinder konzentriert an einem Punkt behandelt werden. Wir sind auch weltweit
führend. Es bietet jetzt die Linzer Kinderabteilung so etwas ein bisschen an,
auch Graz und Innsbruck, aber sonst gibt es praktisch keine Kinderhämatologien
und -onkologien.
Das St. Anna Kinderspital mit Prof Gardner ist sicher
österreichweit führend und hat europaweit sowie weltweit einen sehr hohen
Stellenwert. Auch da muss man natürlich danach trachten, eine entsprechende
Abgeltung zu erhalten.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte die zweite Zusatzfrage: Frau GRin Dr
Pilz.
GRin Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Frau
Stadträtin!
Manche Debatten führen wir
ziemlich wortgleich jedes Jahr wieder. Über die Situation der Versorgung von
Gastpatienten haben wir schon vor einem Jahr mit durchaus den selben Argumenten
gesprochen. Es hat sich seither eigentlich nichts Wesentliches geändert. Wenn
die Politik nicht handelt, dann tragen die Folgen die Patienten und das
Personal vor Ort aus.
Sie haben selber schon
gemeint, dass, sollte es eine strahlentherapeutische Versorgung in Krems geben,
im Wesentlichen Lainz entlastet werden wird.
Das SMZ-Ost, haben Sie selber
genannt, hat eine sehr prekäre Situation. Der dortige Linearbeschleuniger ist
ständig überlastet, muss oft repariert werden, ist am Limit und wird auch
demnächst seinen Geist aufgeben. Wenn man den dort zuständigen Primar befragt,
so hat er schon einen sehr eindringlichen Appell gerichtet, dass es möglich
sein wird, dass am Ende des Tages niemand versorgt wird, nicht die Wiener
Patienten und nicht die Umlandpatienten.
Meine Frage jetzt an Sie:
Wenn hier offensichtlich die Verhandlungen zu nichts führen, denken Sie dann
daran, eine Weisung zu erteilen, dass Gastpatienten nachrangig behandelt werden
und zuerst die Wiener Bevölkerung zum Zug kommen soll? Werden Sie das tun? Oder
wie wollen Sie mit der Situation umgehen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Frau Gemeinderätin!
Laut dem Wiener Krankenanstaltengesetz besteht der
Versorgungsauftrag nur für Wiener Patienten. Damit ist bereits gesetzlich
geregelt, wer den Vorrang hat. Selbstverständlich werde ich als Medizinerin
nicht sagen, dass medizinische Prioritäten nicht zu berücksichtigen sind.
Allerdings ist bei gleicher Indikation laut dem Wiener Krankenanstaltengesetz
dem Wiener Patienten der Vortritt zu geben. Das ist bestehende Gesetzeslage.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
dritte Zusatzfrage: Herr GR Dr Hahn, bitte.
GR Dr Johannes Hahn (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin!
Wir wissen aus
den WIKRAF-Statistiken über die Zahl der Gastpatienten sehr gut Bescheid.
Meines Wissens wissen wir aber sozusagen nicht die qualitativen Motive oder
Beweggründe, die die Gastpatienten nach Wien geführt haben. Wir wissen aber aus
Einzelfällen und aus diversen Spitälern, dass es Motive gibt, die nicht
unbedingt im medizinischen Bereich angesiedelt sind. Das sind Fragen der
bequemeren Erreichbarkeit der Wiener Spitäler von Anrainergemeinden aus oder
auch weil man einem niederösterreichischen Spital oder einem Spital in einem
anderen Bundesland diese medizinische Leistung nicht zutraut oder auch weil man
ganz einfach der Meinung ist, die Behandlung würde zu viel Kosten verursachen
und man versucht, die Kosten abzuschieben.
Meine konkrete Frage oder Anregung: Würden Sie es nicht für
sinnvoll erachten, wenn wir zum Beispiel an Hand eines Wiener Spitals einmal
eine qualitative Erhebung durchführen, inwieweit der Besuch des Wiener Spitals
durch die Gastpatienten, die nach Wien kommen, und zwar unbeschadet, ob sie
jetzt aus Niederösterreich, dem Burgenland oder von woanders herkommen,
medizinisch gerechtfertigt ist, weil diese Art der Behandlung aus dem
Einzugsgebiet, woher der Patient kommt, in der Tat nicht bereit gestellt werden
kann oder ob es eben andere Motive sind? - Ich glaube, das wäre eine
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