Gemeinderat,
18. Sitzung vom 26.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 74
atypischen Gemeindehäuser immer
damit argumentiert haben, dass Sie sich hier an eine Forderung oder eine
Maßnahme, die Ihnen der Rechnungshof auferlegt hat, halten. Das möchte ich
relativieren. Erstens gibt Ihnen der Rechnungshof in Kontrollberichten mehr
oder weniger sehr viele Forderungen bekannt oder bemängelt er sehr vieles, was
Sie und Wiener Wohnen nicht alles umsetzen, wenn ich daran erinnern darf.
Daher
verwundert es mich, dass Sie bei den atypischen Häusern so akribisch sind, allerdings
bis heute nicht sagen können, wie viele solche Häuser Sie noch in Ihrem Depot haben,
von dem wir alle nichts wissen, wobei dann zwar eine öffentliche Ausschreibung
stattfindet, erstaunlicherweise aber immer diejenigen zum Zug kommen, die schon
irgendwo einmal mit Ihnen Geschäfte gemacht haben, andererseits damals in der
Praterstraße - Palais Wenkheim - ein großes Unternehmen, das das Nachbarhaus
kaufen wollte, nicht zum Zug gekommen ist, obwohl diese Firma auch mehr geboten
hätte. Daher hat man den Eindruck, dass nicht alles ganz ordnungsgemäß abläuft.
Meine Frage
ist: Wäre es daher nicht vernünftig, danach zu trachten, vielleicht in jenen
Häusern, die heute nicht die typischen Gemeindewohnbauten sind, Maßnahmen zu setzen,
um sie wieder zurückzuführen? - Dann bräuchten Sie nicht zu verkaufen. Sie
hätten vielleicht weniger Geld, aber die Mieterzufriedenheit wäre größer.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Werner Faymann: Also noch
einmal, der Wahrheit verpflichtet: Es gibt natürlich Experten, die sich mit der
Frage des Verkaufs in kleinen Anlagen genauso wie im Bereich der privaten
Althäuser beschäftigen und beschäftigt haben. Es gibt keinen Bericht an mich.
Ob sie dort jetzt noch zusätzliche Experten hinzuziehen und sich dann
Kommission nennen, weiß ich gar nicht. Herr Kollege Fuchs hat diesen Ausdruck
verwendet, und das stört mich nicht.
Eine Kommission ist jedenfalls eine Anzahl von Personen,
die sich in der Stadt mit dem Thema befasst: Was macht man, wenn man etwas
verkauft, in dem ein Mieter oder allenfalls ein Wohnungseigentümer wohnt? Es
gibt ja auch Objekte, die teilparifiziert sind, sodass es sich nicht immer nur
um Mieter, sondern manchmal auch um Wohnungseigentümer handelt. - Es gibt also
solche Experten in der Stadt, die sicherlich auch noch um Externe ausgeweitet
werden.
Ich mache aber zu dem Thema "große Verkäufe"
deshalb nie Hoffnungen, weil ich nach meinen bisherigen Erfahrungen weiß, dass
die Gemeinschaften, die über kleine Häuschen verfügen - sei es im Kleingartenbereich,
sei es im Siedlungshausbereich oder im Bereich der Reihenhäuser -, sich zum
Großteil nicht so rasch dazu entschließen, Eigentum erwerben zu wollen, weil
sie wissen, dass das die Struktur der Anlage verändert, dass das gewisse
Möglichkeiten für den Einzelnen bietet, aber auch gewisse Risken damit
verbunden und gewisse Kosten zusätzlich notwendig sind. Das heißt, auch bei den
Kleingartenverkäufen, die es ja gibt, ist es lange nicht so rasch über die
Bühne gegangen, wie manche geglaubt haben, weil auch die Bedenken und die Gegenargumente
sehr stark sind. Daher rechne ich nicht damit, dass wirklich eine große Welle
von Reihenhausverkäufen auf uns zukommt, bin aber mit Experten und Expertenmeinungen
gerüstet.
Zu der Frage, warum ich mich auf den Rechnungshof
beziehe: Es stimmt, dass man als politisch Verantwortlicher das Recht haben
soll, auch dann, wenn die hoch verehrten Mitglieder des Rechnungshofs oder des
Kontrollamts ihre Meinung sagen, darauf als Politiker sagen zu können - das
steht jedem von uns zu -, dass man eine andere politische Meinung vertritt. In
diesem Fall vertrete ich keine andere Meinung als der Rechnungshof. Auch ich
bin der Meinung, dass die 220 000 Gemeindewohnung der Stadt, die es gibt,
eigentlich dazu da sind, die Sozialverantwortung auch für die Vormerkliste
wahrzunehmen, und dass private Althäuser - zum Teil Biedermeierhäuser, oder
beispielsweise der Seitentrakt von Schloss Hetzendorf, also Objekte, die
wahrlich nichts mit dem sozialen Wohnbau in seiner ursprünglichen Form zu tun
haben -, die historisch irgendwann einmal der Stadt zugefallen sind, auch
verkauft werden sollen.
In der Liste, die mir bekannt ist, gibt es ungefähr
weitere 50 Objekte, die dazugehören. Da wird jetzt im Laufe des Sommers
ein Vorschlag ausgearbeitet, wie man vorgehen wird, auch auf Grund der
Erfahrungen mit den ersten Verkäufen, die wir natürlich einbeziehen. Es muss
uns aber klar sein, dass es einzelne Objekte gibt, die wir deshalb nicht
verkaufen wollen, weil sie zum Beispiel mitten in einem Spekulationsgebiet
liegen und weil die Gefahr besteht, dass der Bestbieter jemand ist, der sich
dieses Haus beschaffen will, um es in seine Spekulationsgruppe einzuordnen,
sodass es nicht sinnvoll erscheint, diese Häuser zu verkaufen. Ich kann Ihnen
hinsichtlich der weiteren rund 50 Häuser, die hier zur Diskussion stehen,
noch keine Details darüber sagen, wo wir verkaufen sollen.
Insgesamt schließe ich mich aber der Meinung des
Rechnungshofs an: Wenn die Stadt etwas besitzt, ist es nicht ihr oberster
Auftrag, es auf alle Ewigkeit zu behalten.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
- Die vierte Zusatzfrage stellt Herr GR Ellensohn.
GR David Ellensohn (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!
Sie haben gesagt, bei diesen 36 Objekten, die bisher verkauft
wurden, sind wenige Beschwerden bei Ihnen eingelangt. Das müsste Ihnen zu
denken geben, weil bei mir sehr viele Beschwerden eingelangt sind. Wir haben
alle angeschrieben und wir haben eine Menge zurückbekommen - verblüffend viele,
muss ich sagen!
Ich fange an mit der Witzelsbergergasse. Es steht heute im
"Falter", dass dort Leute mit Räumungsklagen bedroht werden, weil sie
vor 25 Jahren irgendwelche Duschen eingebaut haben, die sie jetzt wieder
herausreißen lassen sollen. Daraufhin kommt die SP-Maschinerie ins Laufen, es
ist der Herr Bezirksvorsteher
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