Gemeinderat,
18. Sitzung vom 26.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 74
Karlsplatz, ich nehme jedoch an, Sie können sich leicht
informieren, was da alles angeschlossen ist -, also alle beteiligten Personen,
mit den veränderten Rahmenbedingungen, die in unserer Stadt vorhanden sind und
über die wir nicht hinwegsehen dürfen, einverstanden sind und diese Rahmenbedingungen
zur Kenntnis nehmen und sich im Ringen um die Kunst der Besucher, die von Herrn
Dr Salcher angesprochen wurden, bereit sind, dieses Haus weiterhin
wettbewerbsfähig zu machen. - Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Somit ist die Aktuelle Stunde beendet.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an
schriftlichen Anfragen 4 von den GRÜNEN, 6 von der ÖVP und 7 von der FPÖ eingelangt
sind.
Anträge sind 3 von den GRÜNEN, 6 von der ÖVP und 4
von der FPÖ eingelangt. Diese Anträge wurden, wie beantragt, entsprechend zugewiesen.
Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 1 bis
3, 6, 9, 11, 13 bis 17, 19 bis 21, 23 und 24, 28 bis 30, 35, 37, 40, 42, 44, 46
bis 51 und 53 bis 58 gelten gemäß § 26 der Stadtverfassung als bekannt
gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderats die
Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Stadtverfassung
diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25
erforderliche Anzahl gegeben ist.
In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender
Beratung die Postnummer 61 zum Schwerpunkt-Verhandlungsgegenstand erklärt
und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern
52, 59, 60, 18, 22, 25, 26, 27, 31, 32, 33, 34, 36, 4, 5, 7, 8, 10, 12, 38, 39,
41, 43 und 45.
Die Postnummern
werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 61 (02569/2002-GGU)
der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Cross Border Leasing
Transaktion eines Teils der Wiener Kanal- und Abwasserentsorgungsanlagen der
Stadt Wien.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Ekkamp, die
Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke schön. - Die Debatte ist somit
eröffnet. Herr GR Dipl Ing Margulies, bitte. - Maximale Redezeit: 40 Minuten.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Das Cross Border Leasing, welches heute hier zur
Diskussion steht, ist nicht das Erste in Wien und wird möglicherweise auch
nicht das Letzte sein. Dennoch erlaube ich mir, zu versuchen, Ihnen einige
Gedanken, die weit über den kurzfristigen Aspekt eines Cross Border Leasings
hinausgehen, zu vermitteln. Vielleicht wird es dann auch für Sie
nachvollziehbarer, warum wir uns als Grüne
- gänzlich ausdiskutiert ist es noch nicht, aber zumindest in unserer breiten
Mehrheit - gegen den nun vorliegenden Cross Border Leasing Vertrag aussprechen.
Einleitend zwei Punkte:
Als vor einigen
Jahren über eine ähnliche Transaktion im Zuge der österreichischen Autobahnen
gesprochen wurde, gab es helle Empörung in Österreich über den Ausverkauf der
österreichischen Straßen, über das Unverständnis, warum plötzlich andere
Nationen den österreichischen Straßenverkehr - sei es als Hauptmieter oder als
Eigentümer - regulieren und betreiben sollten. Aber es war nicht nur das,
sondern es war auch das Unverständnis dessen, dass Nationalstaaten und mittlerweile
auch Kommunen damit beginnen, all das, was sie als Scheingeflecht,
Briefkastenfirmen und Steueroasen in den unterschiedlichen Regionen der Welt
kritisieren, selbst umzusetzen. - Das als Einleitung.
Eine zweite Einleitung, ganz aktuell: Eine gestern
präsentierte Umfrage vom Sora-Forschungsinstitut besagt, dass 60 Prozent
der Österreicher und Österreicherinnen über den weltweiten Trend, öffentliche
Dienste wie Gesundheitswesen, Wasserversorgung, das Bildungssystem et cetera zu
privatisieren, ...
Wie hängt das jetzt alles mit einem Cross Border
Leasing zusammen? Wie hängt es damit zusammen, dass die Stadt Wien durch diese
eine Transaktion kurzfristig die Möglichkeit besitzt, zwischen 30 und
50 Millionen EUR - die genaue Summe steht noch nicht fest - durch einen Vertrag
zu lukrieren, der auf rund 30 Jahre geschlossen wird? Wie hängt dies alles
damit zusammen?
Ich möchte nun ein bisschen ausholen und den Zusammenhang
mit den gegenwärtigen Verhandlungen im Rahmen der WTO, zum GATS-Abkommen,
herstellen, mit den gegenwärtigen Rahmenbedingungen der Liberalisierungs- und
Privatisierungsbestrebungen, welche Interessen möglicherweise der amerikanische
Staat langfristig durch die Gewährleistung solcher Steuervorteile für
Scheinfirmen haben kann. All dies steht in einem Zusammenhang und all dies
bewegt uns zu langfristigen Überlegungen im Sinne der Wiener Bevölkerung, im
Sinne dessen, dass wir glauben, dass kommunale öffentliche Dienstleistungen
nach wie vor kommunal und öffentlich erbracht werden sollten und dieses Danäergeschenk
(GR Dr Wilfried Serles: Danaergeschenk!), Entschuldigung, Danaergeschenk, welches
möglicherweise tatsächlich 30 bis 50 Millionen EUR bietet, abzulehnen ist.
Für alle, die es nicht ganz verstehen, sagen wir einfach Trojanisches Pferd
dazu. Das ist in etwa dasselbe. (GR
Gerhard Pfeiffer: Bei mir haben Sie sich lustig gemacht, weil ich mich einmal
versprochen habe und selbst können Sie solche Sachen nicht aussprechen!)
Herr Pfeiffer, ich mache mich nicht permanent über Sie
lustig (GR Gerhard Pfeiffer: Nicht
permanent!), obwohl es anscheinend permanent notwendig wäre. Ich möchte
mich aber heute einmal ausnahmsweise nicht
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